„Ostalbkreis profitiert stark von Europa“
Kreistag meldet Leuchtturm- und Schlüsselprojekte für Strukturförderung RegioWin 2030 an
- Der Ostalbkreis beteiligt sich im Rahmen der EU-Strukturförderung mit drei so genannten Leuchtturmprojekten und zwei Schlüsselprojekten am Wettbewerb RegioWin 2030. Dafür hat der Kreistag in seiner öffentlichen Sitzung grünes Licht gegeben. Das Bewerbungskonzept hatte Andrea Hahn, die Leiterin des EUROPoint im Landratsamt, ausgearbeitet und dem Gremium vorgetragen. Der Kreis dürfte mit diesen innovativen Projekten gute Chancen haben, mutmaßte Dr. Gunter Bühler (CDU). Euroskeptiker würden wieder eines Besseren belehrt, ergänzte Volker Grab (Grüne), denn RegioWin mache deutlich, wie sehr der Kreis von Europa profitiere.
Akzeptiert wurde auch die von der Steuerungsgruppe vorgeschlagene Priorisierung. Demnach steht an erster Stelle die KI-Werkstatt Mittelstand des Innovationszentrums an der Hochschule Aalen. Es wird mit Kosten von 4,5 Millionen Euro gerechnet.
Die regionalen kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) benötigen zunehmend mehr Knowhow im Bereich Künstliche Intelligenz (KI)/Maschinelles Lernen, um neue konkurrenzfähige Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Aufbauend auf der starken Forschung und der Infrastruktur an der Hochschule Aalen sollen regionale Innovationskapazitäten
zur KI nachhaltig aufgebaut werden. Die Wirtschaft im Kreis wird darin unterstützt, neue Methoden, Technologien und Geschäftsmodelle einzuführen. So sollen über KI-getriebene Innovationen die Wettbewerbsfähigkeit und Wertschöpfung der Region gesteigert werden. Der Fokus liegt dabei auf mittelständischen Unternehmen und Start-ups mit den Zukunftsfeldern nachhaltige Mobilität, Energie- und Ressourceneffizienz sowie Digitalisierung. Über die KI-Experience-Erlebniswelt soll Begeisterung für KI-Themen bei der Bevölkerung geweckt und ein Beitrag zur Fachkräftesicherung geleistet werden. Umgesetzt wird die KIWerkstatt Mittelstand im „Digital Innovation Space“, das an der Hochschule Aalen entsteht.
An zweiter Stelle priorisiert wurde der albturm mit Zukunftsforum der Stadt Heubach mit Kosten von elf Millionen Euro. Eines der bestimmenden Forschungs- und Handlungsfelder in Wissenschaft und Wirtschaft der nächsten Jahre und Jahrzehnte wird, wie es im Kreistag hieß, die urbane Transformation sein. Die Entwicklung von mehrgeschossigen Wohngebäuden und Wohnhochhäusern mit CO2neutraler Herstellung und Energieversorgung seien notwendig, da die Erstellung und Nutzung von Gebäuden in Europa 40 Prozent des Energie-, Wasser und Rohstoffverbrauchs, des Abfallaufkommens und der Treibhausgasemissionen
verursachten. Die Lösung liege in der Entkopplung von Wachstum und Ressourcenverbrauch. Der albturm aus acetyliertem BuchenFurnierschichtholz, als zukunftsweisende technologische Innovation im Holzbau und mit 61,5 Metern der höchste Holzturm Deutschlands, werde durch das zu 100 Prozent in zirkulärer Wertschöpfung entwickelte Zukunftsforum komplettiert. albturm und Zukunftsforum sollten eine Plattform zum gesellschaftlichen Diskurs zum klimaneutralen Wandel von Energie, Ressourcen, Landnutzung und Urbanisierung sowie zur Vernetzung der Pioniere des Wandels aus Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft bieten, verbunden mit einer besonderen Architektur am Albtrauf bei Heubach.
An dritter Stelle folgt das Steinbeis-Transferzentrum für Effizienz, Klimaschutz und Klimaanpassung Ostalb (TEKKO) mit Projektkosten von 1,3 Millionen Euro. Der Klimawandel und dadurch bedingte Umweltveränderungen würden die regionale Wirtschaft mit nie dagewesenen Herausforderungen und Umwälzungen konfrontieren, hieß es dazu. Mit TEKKO soll ein Wissenstransferzentrum geschaffen werden, das die Zielgruppen informiert, Ängste und Zweifel nimmt, begeistert, motiviert, Hilfestellung leistet, Projekte umsetzt und Nachahmer generiert. Neue Geschäftsmodelle und verbesserte Abläufe in Produktion und Logistik, unterstützt durch Wissenschaft und Forschung, sollen für einen marktorientierten Klima- und Umweltschutz stehen und dazu beitragen, Arbeitsplätze zu sichern und neue zu schaffen. Kommunen sollen zudem bei der Entwicklung von Zukunftsmodellen künftiger Siedlungsstrukturen unterstützt werden.
Ein Schlüsselprojekt ist das Wasserstoffkompetenzzentrum der Stadt Schwäbisch Gmünd, bei dem mit Projektkosten von rund 40 Millionen kalkuliert wird. Die vom Automobil geprägte Industriestruktur in Gmünd biete eine ideale Grundlage und Potenziale zur Stärkung der regionalen Innovationsfähigkeit. Die Stadt entwickele mit ASPEN daher einen nachhaltigen Technologiepark auf Grundlage eines Wasserstoffkompetenzzentrums.
Ein weiteres Schlüsselprojekt ist das Campus Automotive Research – Mobility an Automation (CAR-MA). Die Betreibergesellschaft muss noch gegründet werden, die Projektkosten liegen bei rund 200 Millionen Euro. Die Entwicklung neuer Antriebstechnologien, die Digitalisierung, die Entstehung neuer Geschäftsmodelle bestimmten diesen Wandlungsprozess und ließen aus dem singulären Automobil ein kommunikatives System werden, das mit seiner Umwelt über Internet, Sensoren und Kameras interagiere.