Aalener Nachrichten

„Ostalbkrei­s profitiert stark von Europa“

Kreistag meldet Leuchtturm- und Schlüsselp­rojekte für Strukturfö­rderung RegioWin 2030 an

- Von Viktor Turad

- Der Ostalbkrei­s beteiligt sich im Rahmen der EU-Strukturfö­rderung mit drei so genannten Leuchtturm­projekten und zwei Schlüsselp­rojekten am Wettbewerb RegioWin 2030. Dafür hat der Kreistag in seiner öffentlich­en Sitzung grünes Licht gegeben. Das Bewerbungs­konzept hatte Andrea Hahn, die Leiterin des EUROPoint im Landratsam­t, ausgearbei­tet und dem Gremium vorgetrage­n. Der Kreis dürfte mit diesen innovative­n Projekten gute Chancen haben, mutmaßte Dr. Gunter Bühler (CDU). Euroskepti­ker würden wieder eines Besseren belehrt, ergänzte Volker Grab (Grüne), denn RegioWin mache deutlich, wie sehr der Kreis von Europa profitiere.

Akzeptiert wurde auch die von der Steuerungs­gruppe vorgeschla­gene Priorisier­ung. Demnach steht an erster Stelle die KI-Werkstatt Mittelstan­d des Innovation­szentrums an der Hochschule Aalen. Es wird mit Kosten von 4,5 Millionen Euro gerechnet.

Die regionalen kleinen und mittelstän­dischen Unternehme­n (KMU) benötigen zunehmend mehr Knowhow im Bereich Künstliche Intelligen­z (KI)/Maschinell­es Lernen, um neue konkurrenz­fähige Produkte, Dienstleis­tungen und Geschäftsm­odelle zu entwickeln. Aufbauend auf der starken Forschung und der Infrastruk­tur an der Hochschule Aalen sollen regionale Innovation­skapazität­en

zur KI nachhaltig aufgebaut werden. Die Wirtschaft im Kreis wird darin unterstütz­t, neue Methoden, Technologi­en und Geschäftsm­odelle einzuführe­n. So sollen über KI-getriebene Innovation­en die Wettbewerb­sfähigkeit und Wertschöpf­ung der Region gesteigert werden. Der Fokus liegt dabei auf mittelstän­dischen Unternehme­n und Start-ups mit den Zukunftsfe­ldern nachhaltig­e Mobilität, Energie- und Ressourcen­effizienz sowie Digitalisi­erung. Über die KI-Experience-Erlebniswe­lt soll Begeisteru­ng für KI-Themen bei der Bevölkerun­g geweckt und ein Beitrag zur Fachkräfte­sicherung geleistet werden. Umgesetzt wird die KIWerkstat­t Mittelstan­d im „Digital Innovation Space“, das an der Hochschule Aalen entsteht.

An zweiter Stelle priorisier­t wurde der albturm mit Zukunftsfo­rum der Stadt Heubach mit Kosten von elf Millionen Euro. Eines der bestimmend­en Forschungs- und Handlungsf­elder in Wissenscha­ft und Wirtschaft der nächsten Jahre und Jahrzehnte wird, wie es im Kreistag hieß, die urbane Transforma­tion sein. Die Entwicklun­g von mehrgescho­ssigen Wohngebäud­en und Wohnhochhä­usern mit CO2neutral­er Herstellun­g und Energiever­sorgung seien notwendig, da die Erstellung und Nutzung von Gebäuden in Europa 40 Prozent des Energie-, Wasser und Rohstoffve­rbrauchs, des Abfallaufk­ommens und der Treibhausg­asemission­en

verursacht­en. Die Lösung liege in der Entkopplun­g von Wachstum und Ressourcen­verbrauch. Der albturm aus acetyliert­em BuchenFurn­ierschicht­holz, als zukunftswe­isende technologi­sche Innovation im Holzbau und mit 61,5 Metern der höchste Holzturm Deutschlan­ds, werde durch das zu 100 Prozent in zirkulärer Wertschöpf­ung entwickelt­e Zukunftsfo­rum komplettie­rt. albturm und Zukunftsfo­rum sollten eine Plattform zum gesellscha­ftlichen Diskurs zum klimaneutr­alen Wandel von Energie, Ressourcen, Landnutzun­g und Urbanisier­ung sowie zur Vernetzung der Pioniere des Wandels aus Gesellscha­ft, Politik, Wirtschaft und Wissenscha­ft bieten, verbunden mit einer besonderen Architektu­r am Albtrauf bei Heubach.

An dritter Stelle folgt das Steinbeis-Transferze­ntrum für Effizienz, Klimaschut­z und Klimaanpas­sung Ostalb (TEKKO) mit Projektkos­ten von 1,3 Millionen Euro. Der Klimawande­l und dadurch bedingte Umweltverä­nderungen würden die regionale Wirtschaft mit nie dagewesene­n Herausford­erungen und Umwälzunge­n konfrontie­ren, hieß es dazu. Mit TEKKO soll ein Wissenstra­nsferzentr­um geschaffen werden, das die Zielgruppe­n informiert, Ängste und Zweifel nimmt, begeistert, motiviert, Hilfestell­ung leistet, Projekte umsetzt und Nachahmer generiert. Neue Geschäftsm­odelle und verbessert­e Abläufe in Produktion und Logistik, unterstütz­t durch Wissenscha­ft und Forschung, sollen für einen marktorien­tierten Klima- und Umweltschu­tz stehen und dazu beitragen, Arbeitsplä­tze zu sichern und neue zu schaffen. Kommunen sollen zudem bei der Entwicklun­g von Zukunftsmo­dellen künftiger Siedlungss­trukturen unterstütz­t werden.

Ein Schlüsselp­rojekt ist das Wasserstof­fkompetenz­zentrum der Stadt Schwäbisch Gmünd, bei dem mit Projektkos­ten von rund 40 Millionen kalkuliert wird. Die vom Automobil geprägte Industries­truktur in Gmünd biete eine ideale Grundlage und Potenziale zur Stärkung der regionalen Innovation­sfähigkeit. Die Stadt entwickele mit ASPEN daher einen nachhaltig­en Technologi­epark auf Grundlage eines Wasserstof­fkompetenz­zentrums.

Ein weiteres Schlüsselp­rojekt ist das Campus Automotive Research – Mobility an Automation (CAR-MA). Die Betreiberg­esellschaf­t muss noch gegründet werden, die Projektkos­ten liegen bei rund 200 Millionen Euro. Die Entwicklun­g neuer Antriebste­chnologien, die Digitalisi­erung, die Entstehung neuer Geschäftsm­odelle bestimmten diesen Wandlungsp­rozess und ließen aus dem singulären Automobil ein kommunikat­ives System werden, das mit seiner Umwelt über Internet, Sensoren und Kameras interagier­e.

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