Verantwortlich forschen
Weltweit warten Menschen auf den Impfstoff gegen Covid-19. Dass sie nicht mehr allzu lange ausharren müssen, liegt auch daran, dass Wissenschaftler an Tieren forschen dürfen. Medikamente gegen Volkskrankheiten wie Krebs, Herzinfarkt oder Schlaganfall werden ebenfalls mit Tierversuchen erforscht. Vor diesem Hintergrund ist die totale Ablehnung solcher Experimente nicht nachzuvollziehen.
Einen Freifahrtschein für die Wissenschaftler an Hochschulen und in der Industrie rechtfertigen diese Tatsachen ebenso wenig. Ob Mäuse, Fische oder Affen – Lebewesen muss Leid und Tod erspart werden, wo immer kein überragendes anderes Interesse dieses rechtfertigt. Darüber herrscht im Übrigen auch unter den meisten Forschern Konsens. In Deutschland stellt deshalb niemand Freifahrtscheine für Tierversuche aus. Die Auflagen sind hoch, auch wenn in den zuständigen Ethikkommissionen die Tierversuchskritiker nicht immer in angemessener Anzahl vertreten sind.
Der Grund, warum renommierte Forscher aus Deutschland abwandern, liegt meistens aber gar nicht allein in hohen rechtlichen Hürden für ihre Experimente. Vielmehr gerät die Kritik zu oft zur Pauschalschelte. Persönliche Bedrohungen oder Attacken auf Labore sorgen für ein Klima der Unsicherheit. Eine Online-Petition etwa gegen den Bau solcher Labore in Augsburg zu unterzeichnen, ist einfach. Schwerer ist es, sich mit den Folgen von Totalopposition gegen Tierversuche auseinanderzusetzen. Dazu gehört, dass neue Mittel in Medizin, Pharmazie oder Biologie womöglich da erforscht werden, wo nicht Demokraten, sondern Diktatoren die Wissenschaft überwachen.
Deswegen pocht die CDU zu Recht darauf, genau zu beobachten, welche Folgen die neuen Regeln im Südwesten haben. Sind diese, wie von den Grünen versprochen, kein Hindernis für Lehre und Forschung? Oder behindert Bürokratie durch die Hintertür notwendige Ausbildung von Wissenschaftlern? Letzteres darf sich der Forschungsstandort Süddeutschland nicht leisten.