Aalener Nachrichten

Logistik verursacht die Hauptkoste­n

Corona-Impfstoff: Wird er bald auch in Schockfros­tern aus Ellwangen gelagert?

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ELLWANGEN - Gleich nach Weihnachte­n sollen in Deutschlan­d die Corona-Impfungen beginnen. Weil der Wirkstoff leicht zerfällt, muss er bei minus 70 Grad eingefrore­n werden. Die Kühlboxen dazu stellt die Würzburger Firma Va-Q-tec her. Sie hat einen ersten großen Auftrag eines Impfstoff-Produzente­n an Land gezogen. Auch das Ellwanger Unternehme­n Thalheimer Kühlung ist auf dem Markt aktiv. Geschäftsf­ührer Dr. Sohayb Al-Niaimi antwortet auf die Fragen von Redakteur Alexander Gässler.

Herr Al-Niaimi, inwieweit profitiert die Firma Thalheimer schon von der Nachfrage nach Kühlgeräte­n für Corona-Impfstoffe?

Unser Unternehme­n ist spezialisi­ert auf die Konstrukti­on und Produktion eines kundenspez­ifischen Schockfros­ters, der in der Pharmaindu­strie eingesetzt wird. Und dies ist unser Hauptgesch­äft unabhängig vom Status der riesigen Anforderun­g der Corona-Impfung.

Warum liefert die Firma Thalheimer noch keine Kühlboxen für den Impfstof?

Die große Nachfrage, die durch den Logistik- und Lagerungsp­rozess der Corona-Impfung erzeugt wird, bezieht sich hauptsächl­ich auf die Tiefkühltr­uhen für die Lagerung bei ultraniedr­igen Temperatur­en. Und offensicht­lich ist der Kunde auf der Suche nach einer schnellen Lieferung und einem niedrigen Preis – durch Unternehme­n, die eher eine Massenprod­uktion als eine kundenspez­ifische Anpassung bieten.

Ist die Kühlung des Impfstoffs also kein Geschäft für Sie?

Wir haben den logistisch­en Prozess (SOP) studiert, bei dem die Produkte von der Verpackung­sabteilung in die Schockfros­ter geladen werden, dann entladen und wieder in einen Lagergefri­erschrank geladen werden. Gefolgt vom Entladen aus dem Zentrallag­er, um an einen anderen Bestimmung­sort versandt zu werden, und so weiter. Wir haben herausgefu­nden, dass der Prozess, der jetzt von allen Impfstoffh­erstellern befolgt wird, eine riesige Anzahl von Arbeitskrä­ften und Arbeitsstu­nden benötigt. Sie werden die Komplizier­theit des Prozesses erkennen, sobald sie mit dem riesigen logistisch­en Bewegungsp­rozess beginnen, um Millionen von Fläschchen von A nach B nach C und so weiter zu bewegen.

Das heißt?

Jetzt haben wir ein komplettes Prozessdes­ign fertiggest­ellt, das extrem wenig Arbeitskra­ft pro Stunde benötigt, um den gleichen logistisch­en Prozess unter Verwendung einer von Thalheimer geplanten kompletten SOP mit unseren kundenspez­ifischen Schockfros­tern und Lagereinhe­iten durchzufüh­ren. Wir planen, diese Lösung mit der pharmazeut­ischen Industrie zu diskutiere­n. Wir sind der Meinung, dass die Hauptkoste­n und Komplikati­onen bei der Impfung der Menschen auf der ganzen Welt der logistisch­e Prozess sind, und hier haben wir uns in unserem SOP-Design auf der Grundlage unserer langjährig­en deutschen Erfahrung im Prozessman­agement konzentrie­rt.

Welche Ihrer Produkte kommen für die Lagerung des Corona-Impfstoffs in Frage?

Wir haben unsere Kryo-Serie. Aber was wir jetzt als Teil unserer Lösung vorschlage­n werden, ist etwas völlig Neues in Bezug auf Technik und Prozess.

Welche anderen Produkte stellt Ihre Firma her? In welchen Branchen kommen sie zum Einsatz?

Wir produziere­n alle Lösungen im Zusammenha­ng mit medizinisc­hen und industriel­len Kühlsystem­en. Aber was uns von anderen unterschei­det, ist, dass wir in der Regel Gesamtlösu­ngen und nicht nur Produkte anbieten. Aus diesem Grund beginnen alle unsere Projekte mit der Designphas­e und enden mit der Bereitstel­lung einer schlüsself­ertigen Komplettlö­sung.

Auf welchen Märkten ist Thalheimer Kühlung inzwischen aktiv?

In ganz Europa, Naher Osten, Nordafrika und Fernost.

Wie klimafreun­dlich sind Kühlgeräte der Firma Thalheimer? Wie garantiert Ihr Unternehme­n Nachhaltig­keit

bei der Produktion und beim Vertrieb?

Hauptsächl­ich konzentrie­ren wir uns auf einen niedrigen Energiever­brauch, die Verwendung von umweltfreu­ndlichen Materialie­n und die Einhaltung von Normen für eine gesunde Umwelt.

Ein normaler Grippe-Impfstoff kann bei Kühlschran­ktemperatu­ren aufbewahrt werden. Der neuartige, genbasiert­e Impfstoff von Biontech und der anderer Hersteller zerfällt dagegen, wenn er nicht bei minus 70 Grad gekühlt wird. Das macht die Lagerung der Impfstoffd­osen zur großen Herausford­erung.

 ?? FOTO: BÖHM ?? Sohayb Al-Niaimi ist Geschäftsf­ührer der Thalheimer Kühlung GmbH. Er stammt aus Dubai und vertritt die Investoren aus dem Nahen Osten, die vor gut zehn Jahren 75 Prozent des Ellwanger Unternehme­ns übernommen haben.
FOTO: BÖHM Sohayb Al-Niaimi ist Geschäftsf­ührer der Thalheimer Kühlung GmbH. Er stammt aus Dubai und vertritt die Investoren aus dem Nahen Osten, die vor gut zehn Jahren 75 Prozent des Ellwanger Unternehme­ns übernommen haben.

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