In dieser Sternschnuppe steckt jede Menge Musik
Margit Sarholz und Werner Meier machen Kinderlieder – auch für die Weihnachtszeit
Liebes Christkind, ich weiß ich bin ziemlich spät dran. Was meinst du, ob ich mir trotzdem etwas wünschen kann?“, so beginnt das Stück „Wunschzettel“auf dem „Winterlieder“-Album des Duos Sternschnuppe. Sicher reihen sich in den Reigen der Wünsche Dinge wie eine Puppe oder der zugehörige Puppenwagen. Aber auch Immatrielles wie der Wunsch, dass die Oma bald aus dem Krankenhaus kommt oder dass sich Mama und Papa an Heiligabend nicht streiten. Für die Kinderliedermacher Margit Sarholz und Werner Meier, die hinter Sternschnuppe stecken, hat Weihnachten einen hohen Stellenwert. Natürlich nicht der Geschenke wegen. „Es gibt bei uns an Weihnachten nicht tausend Geschenke. Aber es ist schön, sich im Vorfeld zu überlegen, wie man dem Beschenkten eine Freude macht. Diese Zuwendung, die dahinter steckt, wenn man sich in jemanden hineinversetzt, das ist eigentlich das Schöne“, findet Margit Sarholz. „Meine Frau ist da planerischer unterwegs und weiß schon im August, was ich zu Weihnachten bekomme. Ich bin da etwas später dran“, ergänzt Werner Meier lachend. Seit 30 Jahren verbringen Sarholz und Meier den ersten Weihnachtsfeiertag mit einem Festessen umgeben von lieben Menschen aus drei Familien. „Dieses Jahr fällt das natürlich aus. Ich hoffe, dass wir das nächstes Jahr wieder machen können“, sagt Sarholz.
Normalerweise ist die Adventszeit ein Höhepunkt im Jahr des Sternschnuppe-Duos aus dem oberbayerischen Ottenhofen (Kreis Erding). Ein Auftritt folgt auf den nächsten. Familien eine gute Zeit zu bescheren, in leuchtende Kinderaugen zu blicken – dafür stehen Sternschnuppe auf der Bühne. „Wir sind 2020 gut gestartet mit einem neuen Programm. Nach vielen Auftritten kam das dann mit knirschenden Bremsen im März zum Stopp. Dann gab es noch ein paar Open-Air-Auftritte im Sommer“, resümiert Margit Sarholz. Die für die Adventszeit geplanten Konzerte sind aufgrund der Corona-Situation alle ausgefallen. „Wir sind so gestrickt: Gibt es eine Krise, dann müssen wir uns etwas einfallen lassen. Wir haben viel gemacht, uns fortgebildet und auf zukunftsträchtige Sachen gesetzt“, berichtet Sarholz von der auftrittsfreien Zeit. „Unsere CDs und Downloads bieten uns ein gewisses Polster. Aber es ist natürlich ein wahnsinniger Einschnitt – sowohl finanziell als auch künstlerisch. Wir vermissen unser Publikum.“Doch sie konnten alle sechs Mitarbeiter ihres Verlages weiterbeschäftigen – ohne Kurzarbeit.
„Sternschnuppe ist wie eine Familie und will auch Produktionen für die ganze Familie machen. Also gut eingespielt, mit guten Texten, gutem Klang“, wirbt Meier für den
Verlag. Denn Kinderlieder sollten seines Erachtens nach mindestens genau so hochwertig produziert werden wie die Musik für Erwachsene. Sternschnuppe will keinen Einheitsbrei abliefern, sondern bedient sich mal an Salsa, mal an Walzer, mal an Reggae, mal an Rap und mal an Tango. „Man muss sich vorstellen, Kinder hören etwas, das ihnen gefällt nicht ein- oder zweimal, sondern hundertmal. Man hat also Verantwortung, das gut zu machen“, sagt Sarholz. Zunächst hat sie Theater für Kinder gemacht. Stück für Stück hat dann die Musik immer mehr Einzug gehalten. Es folgte eine erste Kassette mit Kinderliedern – damals noch mit handgemaltem Cover. Inzwischen haben Sternschnuppe um die 30 Alben produziert, darunter auch „Oh Tannenbaum“, „Bayerische Winterund Weihnachtslieder“und „Winterlieder“.
„Bei uns werden die Produktionen nicht schnell am Keyboard gemacht, sondern mit Musikern. Ob jetzt mit den Münchner Philharmonikern oder Quadro Nuevo – wir suchen uns die Besten aus, damit es ein Familienspaß wird und nicht etwas, das die Eltern genervt aushalten müssen. Eventuell sollen es sich die Eltern sogar freiwillig anhören“, sagt Werner Meier lachend. „Wir haben die Liedermacher aus der ehemaligen DDR kennengelernt und waren ganz angetan. Ähnlich wie von den tschechischen Kinderfilmen, von deren Ernsthaftigkeit und den liebevollen Produktionen. Ich weiß noch, dass ich damals gedacht habe: So müssen Sachen für Kinder sein“, sagt Sarholz.
Wer die Entwicklung von der Kassette zum Streamingangebot mitgemacht hat, stellt zweifelsohne Überlegungen zur weiteren Entwicklung der Musikbranche an. „Ich kann mir vorstellen, dass durch Corona einerseits die Digitalisierung noch einen richtigen Schub erlebt. Andererseits gibt es ja auch einen Rückwärtstrend, eine Rückbesinnung auf Sächliches, das man in die Hand nehmen kann“, beobachtet Margit Sarholz.
Dem Duo gefällt noch immer die sächliche Auseinandersetzung mit der Musik: also eine CD, die man in der angedachten Reihenfolge durchhört, samt kleiner Geschichten zwischendurch und mit einem hübschen Begleitbüchlein in der Hand. Trotzdem ist Sternschnuppe auch bei Streaminganbietern wie Spotify, Apple Music oder Amazon Music vertreten und auch bei Kinderaudiosystemen
wie die Tigerbox oder dem Hörbert.
Wo die Digitalisierung dann doch sehr sinnvoll zum Einsatz kommt ist, wenn am Heiligabend aus der katholischen Kirche St. Maximilian in München eine Videoübertragung stattfindet. Am Heiligabend spielt das Duo dort bei zwei Gottesdiensten und einem Konzert – natürlich unter entsprechendem Hygienekonzept. Eingeladen hat in die große Kirche im neuromanischen Stil, die manchmal auch als Notre Dame an der Isar bezeichnet wird, Stadtpfarrer Rainer Maria Schießler.
Für Margit Sarholz zählt von den traditionellen Liedern „Stille Nacht, Heilige Nacht“zu den Favoriten. „Das ist das schönste Weihnachtslied mit einer unglaublichen Kraft“, bestärkt Werner Meier. „Dieses Gefühl von Trost, das man als Weihnachtsgedanke spüren kann, das drückt sich wunderbar in diesem Lied aus. Dass die Welt nicht nach dem Prinzip Auge um Auge, Zahn um Zahn läuft, sondern dass Liebe das Hauptprinzip sein sollte – das ist spürbar in diesem Lied“, schwärmt Sarholz. „Die Weihnachtszeit, die Botschaft, dass ein Zeitenwandel stattfindet, berührt uns sehr“, sagt sie. Ihr Mann ergänzt: „Auch das Innehalten ist wichtig. Weihnachten ist, alleine in den Wald hinaus zu gehen. Weihnachten ist keine Party, sondern ein Fest, bei dem man ruhig wird, in sich hineingeht und herunterfährt.“