Andrang und Chaos in Österreichs Skiorten
Ansturm auf Damüls aufgelöst – Hunderte Briten verschwinden aus Schweizer Quarantäne
(dpa) - Riesenandrang an den Skigebieten in Österreich: Am Wochenende gab es bei strahlendem Sonnenschein teils so große Verkehrsstaus, dass einige die Notbremse zogen und den Zutritt sperrten.
Am Samstag musste in Damüls in Vorarlberg rund 70 Kilometer südlich von Lindau am Bodensee eine große Menschenansammlung aufgelöst werden. Das Gedränge entstand wegen Schneemangels in benachbarten Gebieten, teilte Andreas Gapp, Chef der Vorarlberger Seilbahnen, am Sonntag mit. „Wir haben hieraus gelernt und werden schnellstmöglich unsere Konzepte anpassen.“Er zog ansonsten eine positive Bilanz der Weihnachtstage. „Die Leute tragen die FFP2-Maske, halten Abstand und akzeptieren die Gastronomieregeln“, sagte er.
Das Bodental in Kärnten, das Winterwandern und Langlauf bietet, blieb nach dem Ansturm von Samstag am Sonntag geschlossen, ebenso die Rodelwiesen in Semmering rund 100 Kilometer südwestlich von Wien. Die Skigebiete Hinterstoder, Wurzeralm und Kasberg in Oberösterreich waren am Sonntagmittag voll, Autos wurden an der Taleinfahrt abgewiesen.
Im Bodental und am Semmering waren Behörden durch „massenhaft am Straßenrand parkende Fahrzeuge“alarmiert. Teils sei die Zufahrt von Feuerwehr- oder Rettungswagen behindert gewesen, hieß es. Hunderte Ausflügler seien dann unterwegs und die Corona-Abstandsregeln nicht mehr zu gewährleisten gewesen. Semmering hatte am 1. Weihnachtstag noch vergeblich versucht, die Zahl der Rodler mit Absperrgittern zu begrenzen. Beide Gemeinden schlossen die Zufahrten am Sonntag ganz.
In Österreich sind weiterhin viele Skigebiete geöffnet, allerdings praktisch nur für Einwohner. Für Anreisende aus dem Ausland gilt eine zehntägige Quarantänepflicht, was die meisten Touristen abschreckt. Zudem sind die besonders wirksamen FFP2Masken als Mund- und Nasenschutz für alle Skifahrer über 14 Jahre vorgeschrieben, die Gondeln oder Lifte benutzen oder anstehen müssen. Die Bergbahnen befördern teils nur halb so viele Gäste, um Abstandsregeln einhalten zu können. Tickets sollen online gebucht werden.
Die Salzburger Bergwelt sei gut besucht, aber die Lage entspannt, berichtete der Sprecher der Salzburger Seilbahnen, Erich Egger. Es handele sich vor allem um Tagesausflügler. Auf der Schmittehöhe seien am Sonntag etwa 3000 Gäste gewesen, verglichen mit bis zu 16 000 Gästen am Tag in vergangenen Jahren.
Derweil haben sich in der Schweiz Hunderte Touristen aus Großbritannien teils über Nacht aus einer angeordneten Quarantäne verdrückt. Hoteliers in dem bei britischen Wintertouristen beliebten Skiort Verbier im Kanton Wallis hätten das gemerkt, weil vor den Zimmertüren abgestellte Frühstückstabletts nicht angerührt worden seien, berichtete Jean-Marc Sandoz, Sprecher der Gemeinde Bagnes, zu der Verbier gehört.
Der Ort habe vor Weihnachten 420 Gäste aus Großbritannien, darunter Schweizer, die dort leben, identifiziert, die in Quarantäne mussten. Etwa 50 seien umgehend abgereist. Von den 370 anderen sei am Sonntag weniger als ein Dutzend noch da gewesen. „Wir verstehen ihre Wut“, sagte Sandoz. Er kritisierte die plötzliche Quarantänepflicht für Anreisende aus Großbritannien scharf. Die Gemeinden hätten keine Hilfe bekommen, um die Bestimmungen umzusetzen.
Die Schweiz hatte am 20. Dezember alle Flüge aus Großbritannien und Südafrika gestoppt, weil in den Ländern neue und mutmaßlich noch ansteckendere Varianten des Coronavirus nachgewiesen worden waren. Sie ordnete an, dass alle seit dem 14. Dezember Eingereisten rückwirkend für zehn Tage ab Ankunftsdatum in Quarantäne mussten.
„Da saßen Familien mit kleinen Kindern plötzlich auf 20 Quadratmetern fest“, sagte Sandoz. „Das war nicht auszuhalten.“Einige Gäste hätten sich inzwischen aus dem benachbarten Frankreich gemeldet. Dort seien die Skistationen zwar geschlossen, aber die Briten könnten wenigstens an die frische Luft. Die Gemeindeverwaltung habe sich für die Gäste anfangs auch um Rückflüge bemüht, aber als klar war, dass nur einsteigen darf, wer nachweislich zehn Tage Quarantäne absolviert hat, hätten die Betroffenen abgewunken.