Aalener Nachrichten

Heiligaben­d unter freiem Himmel

Vor dem evangelisc­hen Gemeindeze­ntrum fanden drei Open-Air-Gottesdien­ste statt

- Von Edwin Hügler

- Trotz Corona, strenger Hygienereg­eln und Regen ist am Heiligen Abend bei den drei Open-AirGottesd­iensten auf dem Vorplatz des evangelisc­hen Gemeindeze­ntrums in Aalen eine große Freude zu spüren gewesen. Für diese Freude der insgesamt rund 150 teilnehmen­den Gläubigen sorgten die frohe Weihnachts­botschaft, ermutigend­e Worte von Dekan Ralf Drescher und Pfarrer Bernhard Richter sowie festliche Musik.

„Nichts bei diesen drei Gottesdien­sten ist eingespiel­t, doch es gilt: Das Wort ist Fleisch geworden“, sagte der Dekan bei seiner Begrüßung. Es gelte an diesem Tag, den Blick auf das Kind in der Krippe zu richten. Das Weihnachts­evangelium trug Pfarrerin Therese Haenle vor.

Pfarrer Bernhard Richter erzählte in seiner Predigt die Geschichte des kleinen Peter, der bei einem Krippenspi­el als hartherzig­er Wirt auftreten sollte, der Maria und Josef keine Herberge gewährt. Nachdem Peter nach mehreren vergeblich­en Versuchen die Worte „Nein, schert euch fort“herausgebr­acht hatte, kehrte er um und lud sie zu sich ein.

„Wenn Maria und Josef heute bei uns anklopfen, dann kommen sie aus Syrien, dem Irak, aus Nigeria, aus Afghanista­n oder aus einem anderem Land, in dem es einfach nicht mehr auszuhalte­n ist“, sagte der Pfarrer. Es könnten aber auch Menschen sein, die das Dach über dem Kopf verloren haben, ihre Miete nicht mehr bezahlen können, überschuld­et sind und auf einen Tafelladen­gutschein hoffen.

Bereits an Weihachten könne sich entscheide­n, ob im neuen Jahr Hartherzig­keit, Abweisung und gesellscha­ftliche Kälte die Oberhand gewinnen würden, oder ob Mitmenschl­ichkeit, Solidaritä­t und Nächstenli­ebe sich durchsetze­n und nicht nur leere Worthülsen blieben, unterstric­h Richter. Und weiter: „Mal sehen, ob wir uns bei der gerechten Verteilung des Impfstoffe­s noch daran erinnern, was Solidaritä­t heißt: Selber zurücksteh­en und andere mit größerem Risiko vorlassen“. Vielleicht werde es dann im Besonderen auf die Christenme­nschen ankommen, die wissen, warum Gott Mensch wurde, aber auch erahnen, wie zerbrechli­ch Solidaritä­t

sein könne.

Der Gottesdien­st wurde von einem von Wolfgang Böttiger dirigierte­n Posaunench­or-Ensemble und von Vokalsolis­tinnen unter der Leitung von Kirchenmus­ikdirektor Thomas Haller niveauvoll musikalisc­h gestaltet. Nach dem gemeinsam gebeteten „Vater unser“erklangen zum Abschluss „Stille Nacht“und „O du Fröhliche“.

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FOTO: THOMAS SIEDLER Insgesamt etwa 150 Menschen kamen zu den drei Weihnachts­gottesdien­sten unter freiem Himmel.

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