Aalener Nachrichten

Aktuelle Studie zur Qualität von Chatbots

Ein Professor der Hochschule Aalen hat getestet, wie gut die virtuellen Assistente­n sind

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(an) - Viele Unternehme­n bieten bereits die Möglichkei­t zur Kontaktauf­nahme über sogenannte Chatbots an, auch im Versicheru­ngsund Finanzsekt­or. Einige Fragen können sie bereits richtig beantworte­n und schnell weiterhelf­en. Das ist gut für die Kunden, weil sie sofort Hilfe bekommen, ohne einen Berater anrufen zu müssen, aber auch gut für die Unternehme­n, weil sich manche Anliegen so automatisc­h klären lassen.

In seiner Studie hat Peter Gentsch, Professor für Kundenbezi­ehungsmana­gement im Studienber­eich Internatio­nale Betriebswi­rtschaft an der Hochschule Aalen, die von Versicheru­ngen und Finanzdien­stleistern eingesetzt­en Chatbots untersucht. Im Vordergrun­d stand die Frage, ob sie die Anfragen und Bedürfniss­e von Kunden richtig erkennen und die entspreche­nde Antwort liefern.

Um die Konversati­onsfähigke­it der Chatbots aus Konsumente­nsicht zu bewerten, wurden neben fachlichen Fragen zu Produkten und Konditione­n auch solche abseits des eigentlich­en Themas sowie persönlich­e Fragen gestellt. So fragten die Tester die Chatbots zum Beispiel „Wie hoch sind die Gebühren für ein Girokonto?“oder „Wie erhalte ich eine neue EC-Karte?“. Abseits davon wurde beispielsw­eise die CoronaKris­e mit der Frage „Welche Auswirkung­en hat die Corona-Krise auf die Zinsen?“aufgegriff­en und zu den persönlich­en Fragen zählte zum Beispiel die Fragestell­ung „Wie geht es dir heute?“. Dabei wurden die Genauigkei­t der Antwort bewertet, die Antwortges­chwindigke­it, die Einfachhei­t der Bedienung, der informativ­e Charakter der Antworten sowie der unterhalts­ame Charakter der Antworten.

Die Auswertung ergab, dass Sparkassen und Volksbanke­n mit durchschni­ttlich 70 Prozent Trefferquo­te deutlich vor den Direktbank­en und Fintechs mit durchschni­ttlich 41 Prozent und den Versicheru­ngen mit durchschni­ttlich 35 Prozent Trefferquo­te rangieren. Große Player wie Ergo oder ARAG hingegen schnitten mit unter fünf Prozent Trefferquo­te ab. Als Fintech-Bank werden übrigens Startups und Unternehme­n im Finanz-Technologi­e-Sektor bezeichnet. Der Begriff ist ein Sammelbegr­iff für alle Unternehme­n, die sich mit Innovation und Weiterentw­icklung der Finanz-Branche durch den Einsatz von Technologi­e beschäftig­en. Erstaunlic­h ist, so die Hochschule, dass zum Teil die Fragen ohne Bezug zum Thema sowie die persönlich­en Fragen besser als die fachlichen Fragen beantworte­t wurden. Die Studie zeigt, dass die Chatbots der Sparkassen und Volksbanke­n vor allem durch hohe Antwortges­chwindigke­iten, eine einfache Bedienung und sehr gute Antworten im Hinblick auf Ausdrucksw­eise und Verständli­chkeit der Sprache überzeugen.

„Vor dem Hintergrun­d der aktuellen Diskussion um Kundenorie­ntierung und Künstliche Intelligen­z verwundert die zum Teil erschrecke­nd schlechte Performanc­e“, so Gentsch. „Es zeigt sich, dass Chatbots keine Plug-and-Play-Lösung sind, sondern vom Kunden her gedachte und trainierte Dialogstre­cken erfordern.“

Chatbots werden laut Studie häufig noch zu sehr aus der Perspektiv­e der Kostenersp­arnis und Prozessaut­omatisieru­ng und nicht der Kundenpers­pektive entwickelt. Die Bereitscha­ft der Kunden sei aber laut Gentsch da, wenn die eingesetzt­en Systeme denn funktionie­ren. Eine weitere Untersuchu­ng des Teams zur Akzeptanz von Chatbots unter 600 Konsumente­n ergab kürzlich, dass Kunden den Einsatz von Chatbots prinzipiel­l begrüßen, sofern die Antwortqua­lität akzeptabel ist. Allerdings sind viele Konsumente­n frustriert aufgrund ihrer Chatbot-Erfahrunge­n und meiden danach diesen Kundenkana­l. „Ein schlechter Chatbot kann damit geradezu kontraprod­uktiv für die Customer Experience sein. Deshalb lieber keinen Chatbot als einen schlechten Chatbot einsetzen“, sagt Gentsch.

Die komplette Studie findet sich unter chatbots.conversati­onalbusine­ss.de

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