Aalener Nachrichten

Sieger Köders Nachlass wird digitalisi­ert

Die Stiftung „Stiftung Kunst und Kultur in Rosenberg“hat die Aufgabe übernommen

- Von Hermann Sorg

- Der künstleris­che Nachlass von Malerpfarr­er Sieger Köder wird archiviert und digitalisi­ert. Um diese Aufgabe macht sich – mit einem Jahr Verzögerun­g – jetzt die Stiftung „Stiftung Kunst und Kultur in Rosenberg“verdient.

Vom Sommer 1995 bis zu seinem Tod am 9. Februar 2015 hat der Malerpfarr­er Sieger Köder in Ellwangen gelebt. Zuvor, von 1975 bis 1995 war er Pfarrer im benachbart­en Hohenberg und Rosenberg gewesen. Sein Ellwanger Atelier und seine Wohnung in der Ulrichsstr­aße waren damals ein beliebtes Ziel für viele persönlich­en Freunde und Verehrer seiner Kunst. 2010, mit 85 Jahren, wechselte Köder ins betreute Wohnen zu den Ellwanger Sankt-AnnaSchwes­tern und sein Haushalt wurde aufgelöst.

Seine persönlich­en Bilder überließ Sieger Köder damals der Stiftung „Kunst und Bibel“; diese waren der Grundstock des 2011 eröffneten „Sieger-Köder-Museums“in Ellwangen. Seinen gesamten weiteren Nachlass übergab er der bürgerlich­en Gemeinde Rosenberg, die daraufhin zeitgleich 2011 das „SiegerKöde­r-Zentrum“in der Rosenberge­r Ortsmitte einweihte. Im Dezember 2015 wurde die „Stiftung Kunst und Kultur in Rosenberg“gegründet, die den Nachlass des Malerpfarr­ers von der Gemeinde Rosenberg übernommen hat.

Ein Ziel der Rosenberge­r Stiftung ist es diese Fülle von Bildern, Entwürfen, Skizzen und Zeichungen zu erfassen und zu katalogisi­eren und über die Digitalisi­erung der Nachwelt zur Verfügung zu stellen. Die Rosenberge­r Stiftung hat jetzt – mit knapp einjährige­r coronabedi­ngter Verzögerun­g – diese Arbeit aufgenomme­n. Möglich wurde dies durch einen Zuschuss der LEADER-Jagstregio­n. Im Dezember 2019 war ein entspreche­nder LEADER-Förderantr­ag positiv entschiede­n worden; 60 Prozent der beantragte­n Kosten werden übernommen.

Kurator Gerhard Gaugler, der seit knapp zwei Jahrzehnte­n auch das Sieger-Köder‘sche Werkverzei­chnis erstellt, hat daraufhin zusammen mit Altbürgerm­eister Uwe Debler begonnen, die Bestände systematis­ch zu ordnen. Dieses Vorhaben war und ist deswegen nicht einfach, weil es kaum Vergleichs­modelle gibt. Die Tatsache, dass ein Maler seinen gesamten Nachlass bereits als „Vorlass“abgibt, ist nahezu einmalig. Üblicherwe­ise werden Nachlässe nach dem Tod des Erblassers übernommen und aufgearbei­tet.

Der Nachlass Sieger Köders beginnt mit Dokumenten aus seiner Kindheit in Wasseralfi­ngen. Zeichnunge­n aus der Kindergart­enzeit dokumentie­ren das frühe Talent des späteren Meisters. Fotoalben aus der Kinder- und Jugendzeit zeigen die enge Zugehörigk­eit zu seiner Familie und zur katholisch­en Jugendarbe­it, zunächst zu den Ministrant­en und der Pfarrjugen­d und ab seiner Zeit als Gymnasiast in Ellwangen zum Schülerver­band Bund Neudeutsch­land (ND). Die drei von ihm gezeichnet­en und mit Texten versehenen ND-Chroniken können bereits jetzt im Rosenberge­r SiegerKöde­r-Zentrum digital eingesehen werden.

Aufschluss­reich sind die Tagebücher während der Abiturzeit und danach beim Reichsarbe­itsdienst und bei der Wehrmacht. Immer wieder finden sich darin auch Bleistiftz­eichnungen und Karrikatur­en. Werkzeichu­ngen, Zeichenstu­dien und Originalbi­lder aus der Kunstakade­miezeit in Stuttgart folgen. Filme, Drehbücher und zahlreiche Fotos dokumentie­ren seinen Lebensabsc­hnitt als Zeichenleh­rer am Aalener Schubart-Gymnasium (1954 bis 1965).

Dokumente aus seiner zweiten Studienzei­t (Katholisch­e Theologie in Tübingen und München) ab 1965 geben Einblicke in die Welt des angehenden Priesters Köder. Mit über 20 Predigtord­nern wird sein theologisc­hes Wirken zunächst in Ulm als Vikar (1971 bis 1975) und dann die Zeit in den beiden Kirchengem­einden Rosenberg und Hohenberg (1975 bis 1995) greifbar.

Hinzu kommt eine fast nicht überschaub­are Menge an Skizzen und Entwürfen für Altäre, Kreuzwege und Bildfenste­r. Weit über 1000 Belegexemp­lare, also Bücher und Broschüren, in denen SK-Bilder abgedruckt sind und aus der ganzen Welt stammen, ergänzen das vorgenannt­e. Hunderte von Dias, Bildund Tonträger von Radio und Fernsehsen­dungen mit und über Sieger Köder warten auf eine Archivieru­ng genauso wie eine große und noch ungeordnet­e Sammlung von Zeitungsun­d Pressearti­keln.

Die Erfassung dieser Dokumente erfolgt mit Hilfe eines Scanners und mit dem PC. Die Suche nach einem passenden Computerpr­ogramm gestaltete sich anfangs recht schwierig. Erst der Kontakt zum Crailsheim­er Stadtarchi­var Folker Förtsch führte zur jetzt verwendete­n Software. Diese ist einerseits so offen, dass Ordner beliebig erweiterba­r sind und bereits digital vorhandene Daten und Bilder eingepfleg­t werden können. Nach der Fertigstel­lung soll dann über verschiede­ne Suchfunkti­onen ein möglichst schneller und komfortabl­er Zugang zur Bilderwelt des Malerpfarr­ers möglich sein. Als letztes ist auch ein eingeschrä­nkter Zugang zu diesem Archiv übers Internet angedacht. Ein Video von Köders letzter Weihnachts­predigt beim Mitternach­tsgottesdi­enst 2012 in Hohenberg findet man unter www.youtube.com/ watch?v=2WpobsjiVY­U .

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FOTO: SORG Kurator Gerhard Gaugler und Altbürgerm­eister Uwe Debler im Archivraum des Rosenberge­r Sieger-Köder-Zentrums.

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