Die Probleme der Tümpel-Forelle
Vermutlich liegt es am widerborstigen Jahr 2020, dass alle Welt nun über das Entgiften redet. Augenblicklich überbieten sich diverse Medien mit Ratschlägen, wie unser Körper von den Schlacken und Verbrennungsrückständen unseres Kreislaufs befreit werden könnten. Dabei liegen sie allesamt dem Irrtum auf, dass der menschliche Organismus so eine Art Hochofen sei, der Luft zieht. Die Existenz von Leber und Niere kommt in solchen Denkmustern nicht vor. Denn natürlich sind es die letztgenannten, die dafür sorgen, dass uns der
Rausch von Silvester nicht ewig in den Gliedern steckt.
Ebenfalls jetzt wieder ständig zu sehen: Leute, die zur Leibesertüchtigung in Weiher hüpfen, die nahe am Gefrierpunkt temperiert sind. Entsprechende rotköpfige Selbstfotografien fluten derzeit das Internet. Selbstverliebte Menschen, die heldenhaft die Winterruhe der gründelnden Tümpel-Forelle stören. Erste Stimmen unter Angelfreunden werden laut, man möge die Binnengewässer endlich von nervtötenden Kneippjüngern entgiften, die sich fatal in der Badesaison geirrt haben.
Fische können übrigens nur in einem gefrierenden Gewässer überleben, wenn es etwa einen Meter tief ist. Denn wenn alles Wasser zu Eis wird, gefrieren auch die Flüssigkeiten im Fisch zu Kristallen, was sein frostiges Ende bedeutet. Denn der handelsübliche Karpfen hat nicht die Möglichkeit, sich nach einer kühlen Mutprobe auf der Fußbodenheizung wieder aufzuwärmen.
Bleibt am Ende nur eins zu wünschen für Fisch und Mensch: Dass es rasch Sommer werde! (nyf)