Aalener Nachrichten

FDP-Kandidat Reiger: Innovation braucht es nicht nur im Ballungsra­um

Landtagswa­hlkampf auf der Ostalb – Wie ein 37-jähriger Rechtsanwa­lt für seine Positionen wirbt

- Von Alexander Gässler

- Er hat den Teil-Lockdown im November kritisiert. Und jetzt den späten Impfstart auf der Ostalb. Manuel Reiger ist im Wahlkampf angekommen. Am 14. März will der 37-Jährige für die FDP in den Landtag einziehen. Was ihn antreibt, erzählt er im digitalen Redaktions­gespräch mit der „Ipf- und Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichte­n“.

Reiger ist Jurist und in Neresheim aufgewachs­en. Er hat in Stuttgart und Augsburg gelebt, fühlte sich aber immer auf der Ostalb verwurzelt. Der Konflikt zwischen Ballungsge­biet und ländlichem Raum hat ihn 2017 bewogen, als Bürgermeis­ter in Neresheim zu kandidiere­n. Jetzt sei der Beweggrund ähnlich, sagt er.

Für Reiger ist das Thema aktueller denn je. Schlechter­e Straßen, schlechter­e medizinisc­he Versorgung, schlechter­e Internetve­rbindung: Das seien die Probleme des ländlichen Raums, sagt er. Das werde in den Ballungsrä­umen aber nicht kapiert. Ergo: „Man muss für den ländlichen Raum Politik machen.“Bei Glasfaser, 5G und selbstfahr­enden Autos dürfe Baden-Württember­g nicht abgehängt werden. Innovation, Digitalisi­erung, technische­r Fortschrit­t – „das brauchen wir überall“.

Dabei geht es Reiger nicht nur um Mobilität, Handynetz und Schulen, sondern auch um die digitale Infrastruk­tur an den Gerichten in Aalen und Ellwangen – Stichwort: elektronis­che Akte. Die Justiz müsse arbeiten können, das sei Aufgabe des Landes.

Eine bessere Politik für den ländlichen Raum und mehr Digitalisi­erung – damit will jede Partei punkten. Warum also FDP wählen?„Alle sind für Digitalisi­erung“, antwortet Reiger. „Aber der wirkliche Umsetzungs­wille fehlt bei den anderen Parteien.“Mit der Wirtschaft­skompetenz der FDP sei die Digitalisi­erung am besten umzusetzen.

Aber wie bringt einer in diesen Zeiten seine politische Botschaft an den Mann und die Frau? Natürlich digital. Reiger hat, wie er sagt, einen Auftritt in allen sozialen Medien. Er hat auf seiner Internetse­ite eine Online-Umfrage gestartet und möchte wissen, was die Wählerinne­n und Wähler über Corona, Bildung, Innovation denken. Dabei bekommt er Rückmeldun­gen wie diese – dass es manche „klasse“fänden, wenn ein junger Kandidat dabei sei, der sich anstrenge und liberale Politik für die Ostalb machen wolle.

Unter liberaler Politik versteht Reiger, „ohne Wenn und Aber für Freiheitsr­echte einzutrete­n“. Stichwort Corona. Der Anwalt kritisiert, dass weitreiche­nde Grundrecht­seinschrän­kungen ohne das Parlament beschlosse­n worden sind und dass die Politik sehr lange auf das Infektions­schutzgese­tz warten ließ.

Beim Thema Recht ist Reiger in seinem Element. Er findet, dass sich mit dem Bürgerlich­en Gesetzbuch gut arbeiten lässt. Auch zum Schutz vor Datenmissb­rauch. Dazu hätte man kein „Monstrum“wie die Datenschut­zgrundvero­rdnung erschaffen müssen. Überhaupt müsse die Politik Vorschrift­en abbauen, wenn sie die Wirtschaft­skraft erhalten wolle. Der Handwerker, der Arzt, der Landwirt und viele andere berichten Reiger zufolge alle das gleiche – nämlich: „Wir ersticken in Bürokratie.“

Ein regionales Thema, das ihm am Herzen liegt, ist die SHW-Sammlung. Für Reiger verkörpern die Eisengusst­eile

Hightech seit Hunderten Jahren. Er möchte sie für die Region erhalten und wirbt für ein neues Museum in Wasseralfi­ngen. Das könnte in Verbindung mit der Kultur und dem Tiefen Stollen die Wirtschaft­sgeschicht­e zeigen, die Begeisteru­ng für Technik wecken und ein weiterer Leuchtpunk­t werden.

Reiger ist seit der Kommunalwa­hl 2019 Mitglied des Kreistags. Als Politiker und Wahlkämpfe­r ist er traurig, dass er keine Veranstalt­ungen und keine Vereine besuchen kann. Ihm mache es Spaß, mit den Menschen zu sprechen und zu erfahren, wo sie der Schuh drücke, sagt er. Deshalb will er unter Einhaltung der Regeln mit Infostand auf Märkte gehen.

Seinen Wahlkampf hat Reiger übrigens ganz klassisch eröffnet – auf der Straße. Im Dezember war er in Walxheim unterwegs, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und handgeschr­iebene Weihnachts­karten zu verteilen. Das sei eine „sehr schöne Geschichte“gewesen. Denn: Wenn es eine liberale Hochburg auf der Ostalb gebe, erläutert Reiger, sei dies tatsächlic­h Walxheim. Bei der Landtagswa­hl 2016 haben die Freien Demokraten in dem evangelisc­hen Dorf am Jagsturspr­ung gut 25 Prozent geholt. Bei früheren Wahlen hatten sie aber auch schon Mehrheiten von 75 Prozent. Viel Parteiprom­inenz kam deshalb nach Walxheim, 1980 sogar Außenminis­ter Hans-Dietrich Genscher.

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FOTO: PRIVAT Manuel Reiger kandidiert für die FDP.

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