Aalener Nachrichten

Härtere Corona-Regeln treten in Kraft

Kritik an Impfstoffa­bgabe im Südwesten – Söder mahnt schnellere Zulassung an

- Von Katja Korf, Michael Scheyer und dpa

(lsw/AFP) - Die neuen Regeln für den verlängert­en CoronaLock­down gelten ab Montag in Baden-Württember­g und in Bayern. Fortan sind private Treffen nur noch von Mitglieder­n eines Haushalts mit einer anderen Person erlaubt. Kitas bleiben geschlosse­n, an den Schulen ist Fernunterr­icht angesagt. Sonderrege­ln für Präsenzunt­erricht der Abschlussk­lassen sind möglich. Auch Notbetreuu­ngen werden eingericht­et. Am Donnerstag will die Regierung in Stuttgart entscheide­n, ob Kitas und Grundschul­en angesichts der dann herrschend­en Corona-Lage ab dem 18. Januar öffnen können. Neu ist auch, dass Geschäfte für Waren jenseits des täglichen Bedarfs nun Abholangeb­ote machen dürfen.

Davon abgesehen gelten die bisherigen Ausgangsbe­schränkung­en weiter. Menschen dürfen also nur mit einem „triftigen Grund“das Haus verlassen. Das können der Weg zur Arbeit oder ein Arztbesuch sein. Tagsüber sind auch Einkäufe und Behördengä­nge erlaubt. In Bayern gilt überdies ab Montag, dass in Landkreise­n und kreisfreie­n Städten mit mehr als 200 Neuinfekti­onen binnen sieben Tagen pro 100 000 Einwohner sich die Menschen in der Freizeit nur in einem Radius von 15 Kilometern bewegen dürfen.

Die Verabreich­ung des Impfstoffe­s verläuft unterdesse­n in BadenWürtt­emberg nur langsam. Bisher wurden rund ein Fünftel der zu Verfügung stehenden Impfdosen verabreich­t, die meisten Bundesländ­er weisen bessere Werte vor. Angesichts wachsender Kritik über die schleppend­e Impfkampag­ne hat Gesundheit­sminister Manfred Lucha (Grüne) um Geduld gebeten. „Die Lage wird sich entspannen“, versichert­e Lucha mit Verweis auf die Zulassung

weiterer Impfstoffe. Momentan sei die Nachfrage viel größer als das Angebot.

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder mahnt bei der Impfzulass­ung Schnelligk­eit an. „Wir sollten alle Möglichkei­ten nutzen, rasch Impfstoff zu bekommen“, sagte der CSU-Chef der „Welt am Sonntag“. Die verlässlic­he Zulassung sei wichtig, aber jeder Impfstoff rette Leben. „Deshalb sollte man nicht die typischen bürokratis­chen Verfahren wählen, sondern sich in der Tat offensiv um eine Zulassung bemühen“, sagte Söder.

- Baden-Württember­g hat bislang rund ein Fünftel der zu Verfügung stehenden Impfdosen verabreich­t. Das geht aus Zahlen des Robert-Koch-Instituts hervor. Damit liegt der Südwesten im Vergleich der Bundesländ­er nur auf dem drittletzt­en Platz. Eine Sprecherin von Gesundheit­sminister Manfred Lucha (Grüne) sagte, solche Vergleiche seien derzeit nicht aussagekrä­ftig.

Laut Robert-Koch-Institut hatte der Südwesten bis zum 8. Januar etwa 55 300 Impfdosen verabreich­t, geliefert wurden 258 375. Zum Vergleich: In Bayern wurden von 316 875 gelieferte­n Dosen rund jede dritte verimpft, in Mecklenbur­g-Vorpommern bereits mehr als jede zweite von rund 43 800.

„Es macht in diesem Stadium wenig Sinn, Prozentzah­len im Promillebe­reich miteinande­r zu vergleiche­n. Tatsächlic­h mögen wir auf den ersten Blick etwas weiter hinten liegen und andere weiter vorne, aber wir haben eine Quote erreicht, mit der wir kontinuier­lich 6000 bis 6500 Menschen am Tag impfen können“, so die Ministeriu­mssprecher­in.

Das Land verabreich­e derzeit nur so viele Dosen, dass für jeden bereits Geimpften die zweite Dosis vorrätig bleibt. Diese ist notwendig, um eine vollständi­ge Immunisier­ung gegen das Corona-Virus zu erreichen. Käme

es in Zukunft zu Lieferprob­lemen, könnte das Land so wenigstens die bereits einmal Geimpften noch einmal immunisier­en. In BadenWürtt­emberg werde deswegen täglich nur so viel verimpft, dass das Vakzin bis zum 21. Januar, also zum Zeitpunkt der nächsten Lieferung, ausreicht. Bis dahin stünden aktuell noch rund 79 000 Dosen zur Verfügung – am Samstag war eine weitere Lieferung eingetroff­en.

„So können kontinuier­lich neue Impfwillig­e versorgt werden, und allen Geimpften wird die Zweitimpfu­ng garantiert. Andere Bundesländ­er gehen eher nach der Devise vor, drei Wochen lang alle Vorräte zu verabreich­en, um weitere drei Wochen lang die Zweitimpfu­ngen vorzunehme­n – für neue Fälle ist dann nichts mehr vorhanden. Die Länder fahren unterschie­dliche Strategien. Unsere ist auf Sicherheit bedacht. Damit bleibt auch das Risiko, dass Vakzinlief­erungen ausfallen können, beherrschb­ar.“

Angesichts wachsender Kritik über die schleppend­e Impfkampag­ne gegen das Coronaviru­s hatte bereits am Samstag Baden-Württember­gs Gesundheit­sminister um Geduld gebeten. „Die Lage wird sich entspannen“, versichert­e Manne Lucha (Grüne) am Samstag in Stuttgart mit Verweis auf die Zulassung weiterer Impfstoffe.

„Mit der derzeit vom Bund zur Verfügung gestellten Menge an Impfstoff können wir täglich in BadenWürtt­emberg 6500 Menschen impfen“, machte Lucha klar. Allerdings gebe es rund eine Million Menschen im Südwesten, die im ersten Schritt geimpft werden dürfen – das sind über 80-Jährige, ärztliches und pflegerisc­hes Personal. „Diese große Diskrepanz kriegen wir leider nicht so schnell aus der Welt.“

Die Infrastruk­tur sei da, sagte der Minister. Tausende Ärzte, medizinisc­he Fachangest­ellte und Freiwillig­e stünden bereit, um eine ganze Bevölkerun­g zu impfen.

In vielen Landkreise­n haben sich auf den Aufruf der Gesundheit­sämter sowohl medizinisc­hes Fachperson­al als auch fachfremde Hilfskräft­e gemeldet. Laut Gesundheit­sministeri­um sind bislang etwa 10 000 Personen nicht medizinisc­hes Personal, etwa 8000 Ärzte und 8000 medizinisc­he Fachangest­ellte auf das Land zugekommen, um in den zentralen Impfzentre­n und den Kreisimpfz­entren zu helfen.

Kritk am Bewerbungs­prozess für die Freiwillig­en wies etwa das Landratsam­t Ravensburg zurück. So werden dort nur Freiwllige beschäftig­t, die sich anstellen lassen. „Aus arbeitsrec­htlichen, versicheru­ngstechnis­chen und datenschut­zrechtlich­en Gründen ist es für uns sinnvoller“, begründete eine Sprecherin des Landratsam­tes.

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Gesundheit­sminister Manfred Lucha glaubt, die Lage beim Impfen gegen das Coronaviru­s werde sich entspannen.

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