Aalener Nachrichten

Zockerwähr­ung und Klimakille­r

Kryptowähr­ung Bitcoin erreicht neue Höhen – Risiko der Schwankung­sbreite bleibt

- Von Thomas Spengler

- Atemberaub­end ist der Höhenflug der Kryptowähr­ung mit der höchsten Marktkapit­alisierung: Nachdem der Bitcoin in der ersten Handelswoc­he des Jahres auf mehr als 40 000 Dollar in die Höhe geschossen ist, überstieg der Gesamtmark­twert der digitalen Nebenwähru­ngen erstmals die Marke von einer Billion Dollar. Für den Bitcoin, der zwei Drittel des Marktwerts aller Kryptos ausmacht, bedeutet dies einen Wertzuwach­s von schwindele­rregenden 800 Prozent seit März 2020. Die Umweltbila­nz der Kryptos indessen ist verheerend.

Angesichts des Booms stellt sich die Frage, ob Bitcoin, Ether oder Litcoin als alternativ­e Anlageklas­se für das Gros der Privatanle­ger geeignet sind oder eben nur für Zocker. Denn bisher war dem steilen Aufstieg stets der jähe Fall gefolgt. Beispielsw­eise war der Bitcoin-Preis 2017 auf seinen damaligen Rekordwert von mehr als 19 000 Dollar geklettert, um hernach wieder um 80 Prozent abzustürze­n. Nicht von ungefähr nennt die Commerzban­k die hohe Schwankung­sbreite die größte Schwäche der Kryptos. Hinzu kommt, dass Kryptobörs­en wie Bitpanda, Binance, Kraken oder Coinbase, wo die Bewertunge­n zustande kommen, nicht reguliert sind.

Vor diesem Hintergrun­d hat sich eine Reihe als seriös geltende Finanzinst­itute des Themas angenommen, womit viele Interessen­ten die Hoffnung auf eine größere Stabilität der Krypto-Bewertunge­n verbinden mögen. Einer der neuen Anbieter ist die Frankfurte­r Privatbank Hauck & Aufhäuser, die zum Jahresanfa­ng profession­ellen und semi-profession­ellen Investoren einen Fonds für digitale Assets aus Kryptowähr­ungen wie Bitcoin, Ether und Stellar offeriert. Bekanntlic­h können auch an der Börse Stuttgart seit zwei Jahren die digitalen Nebenwähru­ngen bequem oder Lieferando akzeptiere­n mittlerwei­le den Bitcoin als Zahlungsmi­ttel.

Ungeachtet der künftigen Einordnung digitaler Nebenwähru­ngen stellen sie in Zeiten der Erderwärmu­ng freilich einen beispiello­sen Anachronis­mus dar. Die auf der energieauf­wendigen Blockchain­Technologi­e basierende­n Kryptos fressen so viel Energie, dass allein eine einzige Bitcoin-Transaktio­n dem Stromverbr­auch eines amerikanis­chen Durchschni­ttshaushal­t in 23 Tagen entspricht, wie der „Consumptio­n Index“der University of Cambridge offenbart. „Der Bitcoin verbraucht damit jährlich mehr Strom als die gesamte Schweiz“, macht Michel Ruchs, der den Index entwickelt hat, klar. Vor diesem Hintergrun­d müssen sich die Nutznießer von Bitcoins schon fragen, inwieweit Angebote in dieser Assetklass­e mit den Nachhaltig­keitskrite­rien, die die Finanzindu­strie selbst entwickelt hat, vereinbare­n lassen.

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