Zockerwährung und Klimakiller
Kryptowährung Bitcoin erreicht neue Höhen – Risiko der Schwankungsbreite bleibt
- Atemberaubend ist der Höhenflug der Kryptowährung mit der höchsten Marktkapitalisierung: Nachdem der Bitcoin in der ersten Handelswoche des Jahres auf mehr als 40 000 Dollar in die Höhe geschossen ist, überstieg der Gesamtmarktwert der digitalen Nebenwährungen erstmals die Marke von einer Billion Dollar. Für den Bitcoin, der zwei Drittel des Marktwerts aller Kryptos ausmacht, bedeutet dies einen Wertzuwachs von schwindelerregenden 800 Prozent seit März 2020. Die Umweltbilanz der Kryptos indessen ist verheerend.
Angesichts des Booms stellt sich die Frage, ob Bitcoin, Ether oder Litcoin als alternative Anlageklasse für das Gros der Privatanleger geeignet sind oder eben nur für Zocker. Denn bisher war dem steilen Aufstieg stets der jähe Fall gefolgt. Beispielsweise war der Bitcoin-Preis 2017 auf seinen damaligen Rekordwert von mehr als 19 000 Dollar geklettert, um hernach wieder um 80 Prozent abzustürzen. Nicht von ungefähr nennt die Commerzbank die hohe Schwankungsbreite die größte Schwäche der Kryptos. Hinzu kommt, dass Kryptobörsen wie Bitpanda, Binance, Kraken oder Coinbase, wo die Bewertungen zustande kommen, nicht reguliert sind.
Vor diesem Hintergrund hat sich eine Reihe als seriös geltende Finanzinstitute des Themas angenommen, womit viele Interessenten die Hoffnung auf eine größere Stabilität der Krypto-Bewertungen verbinden mögen. Einer der neuen Anbieter ist die Frankfurter Privatbank Hauck & Aufhäuser, die zum Jahresanfang professionellen und semi-professionellen Investoren einen Fonds für digitale Assets aus Kryptowährungen wie Bitcoin, Ether und Stellar offeriert. Bekanntlich können auch an der Börse Stuttgart seit zwei Jahren die digitalen Nebenwährungen bequem oder Lieferando akzeptieren mittlerweile den Bitcoin als Zahlungsmittel.
Ungeachtet der künftigen Einordnung digitaler Nebenwährungen stellen sie in Zeiten der Erderwärmung freilich einen beispiellosen Anachronismus dar. Die auf der energieaufwendigen BlockchainTechnologie basierenden Kryptos fressen so viel Energie, dass allein eine einzige Bitcoin-Transaktion dem Stromverbrauch eines amerikanischen Durchschnittshaushalt in 23 Tagen entspricht, wie der „Consumption Index“der University of Cambridge offenbart. „Der Bitcoin verbraucht damit jährlich mehr Strom als die gesamte Schweiz“, macht Michel Ruchs, der den Index entwickelt hat, klar. Vor diesem Hintergrund müssen sich die Nutznießer von Bitcoins schon fragen, inwieweit Angebote in dieser Assetklasse mit den Nachhaltigkeitskriterien, die die Finanzindustrie selbst entwickelt hat, vereinbaren lassen.