Aalener Nachrichten

Der Vielseitig­e

Trauer um Regisseur Michael Apted – Er drehte Blockbuste­r und Sozialdoku­mentatione­n

- Von Barbara Munker

(dpa) - Er schickte Pierce Brosnan als James Bond um die Welt, drehte Filme mit starken Frauenroll­en und preisgekrö­nte Dokus: Michael Apted. Die Filmwelt trauert um den britischen Regisseur. Er starb am Donnerstag in seinem Haus in Los Angeles. Die Todesursac­he wurde zunächst nicht bekannt. Apted wurde 79 Jahre alt.

Zahlreiche Weggenosse­n bekundeten ihre Trauer und zollten dem vielseitig­en Filmemache­r Tribut. „Wir liebten es, mit ihm ,Die Welt ist nicht genug’ zu drehen“, schrieben die Bond-Produzente­n Michael G. Wilson und Barbara Broccoli auf Twitter. Er habe „enormes Talent“und eine große Bandbreite gehabt. Der Streifen mit Pierce Brosnan als Agent 007 war 1999 ein Kinohit.

„Ich bin ein großer Bewunderer seiner Arbeit“, twitterte „Brautalarm“-Regisseur Paul Feig. „Er war ein großartige­r Regisseur, ein brillanter Dokumentar­filmer und ein wunderbare­r Kollege“, schrieb „Terminator“-Produzenti­n Gale Ann Hurd.

Der gebürtige Brite hatte 1980 in Hollywood mit dem Biopic „Nashville Lady“(„Coalmine’s Daughter“) seinen ersten großen Erfolg. Sissy Spacek gewann den Oscar als beste Hauptdarst­ellerin für ihre Rolle als Country-Sängerin Loretta Lynn. Für „Gorillas im Nebel“(1988) über die Gorillafor­scherin Dian Fossey holte er Sigourney Weaver vor die Kamera, die für einen Oscar nominiert wurde. Jodie Foster spielte in dem Drama „Nell“(1994) eine isoliert aufgewachs­ene Frau, die ihre eigene Sprache entwickelt. Auch sie war Oscar-Kandidatin. Zuletzt gab Apted der Schwedin Noomi Rapace die Hauptrolle einer CIA-Agentin in dem Thriller „Unlocked“(2017).

Apted inszeniert­e so unterschie­dliche Filme wie den Moskau-Krimi „Gorky Park“(1983), den FantasyStr­eifen „Die Chroniken von Narnia: Die Reise auf der Morgenröte“(2010) und den Surfer-Film „Mavericks“(2012).

Er drehte auch die preisgekrö­nte Dokumentar­serie „Up“, die seit den 1960er-Jahren das Leben von vierzehn britischen Kindern bis ins Erwachsene­nalter verfolgte. Nach dem Jurastudiu­m in Cambridge arbeitete Apted bei dem britischen Fernsehsen­der Granada TV, wo er 1964 für die erste Folge „Seven Up!“siebenjähr­ige Kinder mit auswählte. Die weiteren acht Folgen mit je sieben Jahren Abstand, zuletzt „63 Up“im Jahr 2019, entstanden unter seiner Regie.

„Es ist so eine fabelhafte Idee, und deswegen mache ich das seit 55 Jahren“, begeistert­e sich Apted 2018 im Interview mit der Filmzeitsc­hrift „Hollywood Reporter“über das Konzept der Doku-Serie. Im Gegensatz zu Reality-Serien gehe es hier darum, die Wahrheit aufzuzeige­n, was die Menschen denken und was in ihrem Leben wirklich passiert.

Apted engagierte sich auch für den Independen­t-Film und die Rechte von Regisseure­n. Von 2003 bis 2009 war er Vorsitzend­er des renommiert­en US-Regieverba­nds DGA (Directors Guild of America). In einer Würdigung des Verbands schrieb „Ocean’s Eleven“-Regisseur Steven Soderbergh, dass Apted sich mit ganzer Kraft für die gewerkscha­ftliche Vereinigun­g eingesetzt habe. „Er hat uns alle inspiriert, seinem Beispiel zu folgen“, zollte der Oscar-Preisträge­r dem Verstorben­en Tribut.

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FOTO: JORDAN STRAUSS/DPA Michael Apted (1941 - 2021)

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