Wie das „Andresles Käppele“entstanden ist
Um die Kapelle zwischen Hüttlingen und Buch rankt sich eine Legende
(ij) - Mitten in der Landschaft, umgeben von Wiesen und Äckern, zwischen Hüttlingen und Buch, unweit des Längenbachs steht einsam eine alte Feldkapelle am Wegesrand. Durch ihre Schlichtheit und stille Eleganz lädt sie ein, kurz zu verweilen. Auch rankt sich eine schöne Legende um die Kapelle, die der Hobbyheimatforscher Markus Bolz zum Anlass nahm, mal etwas genauer zu recherchieren und Sage mit Fakten zu vergleichen.
Gleich vor der Kapelle kann man die Entstehungsgeschichte lesen: Ein Hüttlinger namens Maier gelobte in schwerster Stunde, im Russlandfeldzug 1812, bei glücklicher Heimkehr aus dem Krieg eine Kapelle zu erbauen. Maier war Soldat, Bursche bei Freiherr Wilhelm von König aus Fachsenfeld. Als die Soldaten an den Übergang über den Fluss Beresina kamen, waren alle Brücken zerstört. Der Leutnant von König durchquerte auf seinem Pferd den Fluss, sein Bursche Maier klammerte sich an den Schweif des Pferdes. Damit kamen beide glücklich an das andere Ufer und waren gerettet. Maier löste später sein Versprechen, eine Kapelle zu bauen, ein.
Auf der Urkarte 1829 ist die Kapelle schon eingezeichnet, somit scheint der Entstehungszeitraum zu passen. Doch zeigt die einzige Figur der Kapelle eine Schmerzensmutter, eine Symbolik die früher ausschließlich zur Trauer verwendet wurde, zum Beispiel bei Gefallenendenkmälern.
Johannes senior und Maria Maier waren zur Zeit der Napoleonischen Kriege die Besitzer des Bauernhofs „Andresle“(Dorfmitte) und der Wiese worauf die Kapelle gebaut wurde. Der Hausname geht übrigens auf Andreas Schmid zurück, der zwischen 1702 und circa 1748 Besitzer des Hofes war. Johannes senior war selbst war zu alt um als Soldat zu kämpfen. Doch hatte er acht Kinder wovon seine zwei ältesten Söhne im Krieg waren. Johannes junior (geboren 1788) war in den Feldzügen 1813 (Völkerschlacht in Leipzig), 1814 und 1815, also nicht im Russlandfeldzug. Sein Bruder Balthasar Maier (geboren 1792) ist im Krieg gefallen (in welchem Feldzug ist unbekannt, es kommt der Russlandfeldzug 1812 oder die Völkerschlacht in Leipzig 1813 infrage).
Freiherr Wilhelm von König hat seine Erinnerungen zu seinen Kriegserfahrungen in einem Buch festgehalten. Bezüglich des Beresina-Übergangs schreibt er: „...marschierte meinen lieben Rappen am Zügel führend über die Brücke...“. Das Wilhelm von König auf dem Pferd sitzend, wild gegen die Fluten kämpfte ist somit schlichtweg nicht richtig. Nach Überprüfung der Fakten, lassen diese eigentlich nur einen Schluss zu. Zwar wurde die Kapelle wohl tatsächlich aufgrund der Napoleonischen Kriege errichtet. Doch wurde mit der Errichtung der Kapelle nicht die glückliche Heimkehr eines Soldaten gefeiert, sondern um dem gefallenen Sohn und Bruder Balthasar Maier zu gedenken.