Die Corona-Hotline steht kaum still
Seit der Pandemie dominiert die Umsetzung der Verordnung den Alltag von Andreas Maile.
- So viele Schreiben wie in Corona-Zeiten hat Andreas Maile in seiner Funktion als Teamleiter der Ortspolizeibehörde noch nie verfasst und mitnichten so viele Anrufe täglich entgegengenommen. Seit Beginn der Pandemie laufen die Telefonleitungen heiß. Covid-19 hat die Arbeit von Maile und seinem dreiköpfigen Team massiv verändert. Normalerweise gehört die Umsetzung von Polizeiverordnungen zu den Aufgaben der Mitarbeiter. Seit Ausbruch des Virus dominiert allerdings die Umsetzung der Corona-Verordnung und insofern die Eindämmung des Virus ihr Tagesgeschäft.
„2020 war ein stressiges Jahr mit vielen Herausforderungen“, sagt Andreas Maile. Der Anfang der Pandemie im März vergangenen Jahres sei mit viel Unsicherheit verbunden gewesen. „Niemand wusste, was auf uns zurollt, wie die Corona-Krise überstanden werden kann und wie lange Covid-19 wie ein Damoklesschwert über uns schwebt.“
Die größte Herausforderung sei es von Anfang an gewesen, auf die sich ständig ändernde Corona-Verordnung der Landesregierung zu reagieren. Oftmals seien neue Regelungen erst spät in der Nacht herausgegeben worden, die die Ortspolizeibehörde dann abrupt am nächsten Morgen im Sinne des Infektionsschutzgesetzes umsetzen musste. Denn zu ihrer originären Aufgabe zählt die Gefahrenabwehr. Die im Rathaus ansässige Einrichtung gehört zwar nicht zum Polizeivollzugsdienst, sie übernimmt allerdings polizeiliche hoheitliche Aufgaben und ordnet Maßnahmen an, die letztlich in der Umsetzung von Mitarbeitern des Gemeindevollzugsdienstes übernommen werden, erklärt Maile. „Der Polizeivollzugsdienst ist in erster Linie für Sofortmaßnahmen zuständig. Wir von der Ortspolizeibehörde, wie sie jede Gemeinde ist, sind, um es vereinfacht zu sagen, für alle anderen polizeilichen Maßnahmen zuständig.“
Angesichts immer neuer Auflagen und Lockerungen seien auch die Bürger verunsichert gewesen. Und das seien sie nach wie vor. Die Hotline sei seit der Corona-Pandemie sehr stark frequentiert. 80 Anrufe am Tag seien keine Seltenheit, sagt Maile. In diesen würden die aktuellen Corona-Regeln rauf und runter abgefragt. „Wie viele dürfen sich treffen? Was fällt unter den Begriff Haushalt? Wo gilt die Maskenpflicht?“, seien häufig gestellte Fragen. Obwohl die Mitarbeiter der Ortspolizeibehörde mittlerweile die CoronaVerordnung mit ihren sich ständig ändernden Auflagen aus dem FF kennen würden, müssten auch sie bei speziellen Fragen in der aktuellen Verordnung nachschlagen oder Rücksprache mit dem Gesundheitsamt des Landratsamts Ostalbkreis halten, sagt Maile.
Anfangs seien vor allem Anrufe von Veranstaltern eingegangen, die sich nicht mehr im Klaren darüber gewesen seien, was sie dürfen oder nicht. Auch Einzelhändler hätten sich gemeldet und gefragt, warum der eine sein Geschäft geöffnet lassen darf und der andere nicht. „Uns ging es in erster Linie darum, die Menschen an die Hand zu nehmen und mit ihnen gemeinsam durch dieses Gewirr an täglich neuen Ge- und Verboten zu gehen und sie für die Schutzmaßnahmen zu sensibilisieren“, sagt Maile. Im Sommer seien dann viele Fragen zur Einreiseverordnung eingegangen. Nicht nur von Urlaubern, sondern auch von Firmen, deren Mitarbeiter im Ausland arbeiten oder dort auf Dienstreise waren, sagt Maile. Immer wieder würden auch Bürger anrufen, die Fragen zur Quarantäne und häuslicher Isolierung haben.
„Das Gesundheitsamt informiert uns täglich über die neu positiv getesteten Personen in Aalen und die jeweiligen Kontaktpersonen, die in Quarantäne oder in häusliche Isolation müssen. Diese verordnen wir per Brief.“Seit Juni bis Januar seien 6000 Schreiben verfasst und an die betroffenen Personen in der Gesamtstadt verschickt worden.
Neben Corona müsse allerdings auch das Alltagsgeschäft wie die Bearbeitung allgemeiner Beschwerden, Ruhestörungen und die Gefahrenabwehr weiterlaufen, sagt Maile. Deshalb sei das Team der Ortspolizeibehörde intern von Auszubildenden und Praktikanten personell unterstützt worden. Dafür sei Maile dankbar, der nur lobende Worte für sein Team übrig hat. „Meine Mitarbeiter leisten eine unglaubliche Arbeit“, sagt der 35-Jährige, der seit drei Jahren die Ortspolizeibehörde leitet. Davor war er nach seiner Ausbildung als Verwaltungsfachangestellter beim Amt für Zuwanderung und Flüchtlinge tätig.
Ein großes Engagement würden auch die neun Mitarbeiter des Gemeindevollzugsdienstes zeigen, die im Auftrag der Ortspolizeibehörde die CoronaRegeln kontrollieren. Neben der Kontrolle der Maskenpflicht seien sie auch hinsichtlich der Überwachung der Quarantänepflicht gefordert. „Diesbezüglich haben bereits zwei konzertierte Kontrollen stattgefunden“, sagt Maile. Immer wieder werde die Quarantänepflicht auch stichprobenartig überprüft und mitunter via Anrufen kontrolliert, ob die Betroffenen auch wirklich zu Hause bleiben. Mit Blick auf die Gastronomie, die nach dem Lockdown im März im November abermals betroffen ist, habe es keine gezielten Kontrollen gegeben. Sei Polizeibeamten im Rahmen ihrer Streife allerdings ein Verstoß aufgefallen, habe auch die Ortspolizeibehörde reagiert.
Außerhalb seines Jobs im Rathaus vermeidet Maile Diskussionen um das Pandemiegeschehen. Das Virus hat ohnehin schon genügend Einfluss auf das Privatleben des 35-Jährigen. Vor allem als Musiker würden ihn die mit Covid-19 verbundenen Beschränkungen hart treffen. Proben mit dem städtischen Orchester, in dem er Trompete spielt, seien in diesem Jahr kaum möglich gewesen. Abgehen würde ihm auch das Zusammensein mit seinem Chor Sing4Joy, den er leitet. Die immer wieder via online stattfindenden Stammtische würden das persönliche Miteinander nicht ersetzen.
Ein persönliches Zusammenkommen mit den Chorkollegen sei auch in der Adventszeit nicht möglich gewesen. „Statt einer Weihnachtsfeier haben wir uns via Internet frohe Festtage gewünscht“, sagt Maile, der allerdings froh ist, dass mit Blick auf die Weihnachtsfeiertage die CoronaRegeln im privaten Kreis etwas gelockert wurden. Das ganz große Fest in großer Runde sei zwar ausgefallen, doch die engsten Lieben um sich haben zu dürfen, sei Geschenk genug gewesen.
In der Serie haben die „Aalener Nachrichten/Ipf- und Jagst-Zeitung“Menschen vorgestellt, die in Zeiten der CoronaPandemie an vorderster Front stehen und die Dank und Respekt verdient haben. Das waren Tobias Krause, Polizei (28. Dezember); Wolfgang Hörmann, Feuerwehr (30. Dezember); Harald Golla, Pfarrer (31. Dezember); Caroline Grupp, Notaufnahme (2. Januar); Rafael Pohlner, Rettungsdienst (4. Januar); Petra Hudak, Schulleiterin (5. Januar); Christina Schurr, Erzieherin (7. Januar); Ann Sophie Pruchner, Altenpflege (11. Januar); Levent Weiss, Baumarkt (12. Januar); Stefan Dauser, Tierarzt (13. Januar); Michael Miller, Supermarktleiter (14. Januar); Andreas Maile, Ortspolizeibehörde (15. Januar). Weitere Artikel: www.schwaebische.de/ corona-ostalb
„Die größte Herausforderung war es von Anfang an, auf die sich ständig ändernde Corona-Verordnung zu reagieren.“