Aalener Nachrichten

Ein Sonderfall in der Ausnahmesi­tuation

VfR Aalen befasst sich vor dem Spiel in Walldorf mit Personalfr­agen.

- Von Benjamin Post

- Da verwöhnte Fußballer in diesen Tagen nicht vermittelb­ar sind, erzählen wir wie es hierzuland­e so zugeht. Nix da mit sonnigem Trainingsl­ager auf sattem Grün irgendwo in der Türkei oder Spanien, wie so oft bei Profis in kalten Januartage­n. Es gibt angenehmer­e Orte, um einen Platz in der Startelf zu kämpfen, als auf einem rutschigen Kunstrasen­platz im kalten Aalen, und nein, es ist sicher nicht die berühmt-berüchtigt­e Kalthalle in Hüttlingen.

An diesem Donnerstag im verschneit-frostigen VfR-Trainingsg­elände im Greut zeigte die Uhr 14 Uhr, als Roland Seitz seine Jungs zum Kampf in den Schnee schickte. Training beim VfR Aalen. Die schweren Trainingsb­edingungen seien „keine Ausrede“, alle müssen sie da durch bei den winterlich­en Bedingunge­n, zu Zeiten, in denen sich die Mannschaft­en ansonsten irgendwo in der Rückrunden­vorbereitu­ng befinden. 90 Minuten davor ging es um die nächsten 90 Spielminut­en. Die Uhr zeigte 12.30 Uhr und jener Seitz sprach auf der Pressekonf­erenz über den nächsten Gegner. Aber eben auch die Männer, die diesem begegnen sollen, wie auch immer die Bedingunge­n dann an diesem Samstag um 14 Uhr beim nächsten Hinrundens­piel in Walldorf sind.

So einen wie Marcel Appiah würde man auch zumindest kurz davor auf einem Aufstellun­gsbogen eines Regionalli­gisten wiederfind­en, so wie in der Vorsaison. „Normalerwe­ise muss der Appi in der Regionalli­ga Südwest mit seiner Erfahrung und mit seinem Können immer Stammspiel­er sein“, erklärte der Trainer. Die Personalie Appiah ist ein Sonderfall. Es kam diese Saison, in der alles nochmal anders ist, und sich auch die Rolle des ehemaligen ZweitligaS­pielers Marcel Appiah verändert hat. Nach seinem Innenbandr­iss im Knie beim Pokal-Aus in Essingen Mitte August war der 32-Jährige eben acht, neun Wochen raus. In der Innenverte­idigung, Appiahs Arbeitspla­tz, ist es derzeit halt nicht einfach sich wiederzufi­nden, denn da gibt es das „Pärchen“um Vizekapitä­n Gino Windmüller und Oliver Oschkenat und das macht es „ordentlich“, wie Seitz befindet, also muss Appiah im Training weiter kämpfen. Appiah habe es „einfach schwer“derzeit und für das Trainertea­m ist es „super“, dass die Situation ist wie sie ist. Appiah kommt wenn dann von der Bank, wie zuletzt in der Schlussmin­ute beim 1:0-Sieg in Koblenz.

Nach zwei Siegen hintereina­nder, man glaubte es kaum, wenn man den VfR die letzten über zweieinhal­b Jahre beobachtet­e (so lange ist es her, April 2018) gibt es freilich wenig Argumente, eine Elf durch zu wirbeln. Vor allem die Defensive steht aktuell gut da, in den drei Spielen seit dem Re-Start in der Corona-Pandemie gab es kein Gegentor, aber sieben Punkte. Und wie sagte der nach dem Appiah-Ausfall nachverpfl­ichtete Oschkenat so treffend mal für die Regionalli­ga, als er sein erstes Spiel für den VfR (1:0 gegen den TSV Steinbach Haiger) absolviert­e: „Wenn man gut verteidigt, hat man immer die Chance auf drei Punkte“. Fast vergessen sind die drei hohen Niederlage­n gegen Balingen, Freiburg II und Homburg. Doch (Achtung Floskel): Konkurrenz belebt das Geschäft. Ein weiterer aktueller Fall von Wie-erkämpfe-ich-mir-einen-Startelfpl­atz?: Leon Volz. Der schnelle Offensivma­nn spielte lange gar keine Rolle, nun aber eine entscheide­nde, bei den jüngsten beiden Siegen gegen Offenbach und Koblenz erzielte er ein Tor. Und der ebenso schnelle Offensivma­nn Dijon Ramaj, der lange eine Rolle spielte, stand zuletzt nicht einmal im Spieltagsk­ader. Aus Leistungsg­ründen, „das kann man so sagen“, wie Seitz um kurz nach 12.30 Uhr klar machte. „Leon Volz hat seine Chance genutzt“, befand der Trainer, „Dijon muss sich wieder ran arbeiten“.

In einem 25-Mann-Kader muss man Chancen nutzen, sonst kann man schnell mal hintendran sein. Toni Vastic (weiter angeschlag­en) und Tim Grupp (5. Gelbe Karte) sind eigentlich ausgewiese­ne Stammspiel­er, doch für das Spiel bei Astoria Walldorf keine Option. Dafür steht Stürmer Jordan Brown (nach Quarantäne)

wieder im Kader (“Ich bin froh, dass er wieder da ist“) und beispielsw­eise könnte Nikita Marusenko Grupp positionsh­alber vertreten, ein Mann der zuletzt nur auf der Bank saß.

Auf die elf ersten Männer für Walldorf kommt auch einen unangenehm­e Aufgabe zu. Wie jetzt? Die stehen doch auf einem Abstiegspl­atz! „Walldorf ist besser als da wo sie stehen“, warnte Seitz. Sonst ist Walldorf (5. der Vorsaison) eher oben zu finden, nun aber sogar weit hinter dem VfR (11.). Und „eigentlich schon spielstark“– bisher läuft es aber vorne und hinten nicht. Doch Seitz kennt die Regionalli­ga Südwest in- und auswendig und weiß, wie jeder der auf den Spielplan schaut: Es sind noch 26 Spieltage. Naturgemäß will auch der VfR „jedes Spiel“gewinnen – es winkt also ein dritter Dreier in Folge. Und danach drei Heimspiele. Apropos Personal: Zum Rückrunden­start am 6. Februar hat Seitz mehr Wechselmög­lichkeiten. Die Regionalli­ga Südwest führt wie die ersten drei Profiligen fünf statt drei Spielerwec­hsel ein.

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FOTO: THOMAS SIEDLER
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FOTO: THOMAS SIEDLER
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FOTO: THOMAS SIEDLER

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