Ein Sonderfall in der Ausnahmesituation
VfR Aalen befasst sich vor dem Spiel in Walldorf mit Personalfragen.
- Da verwöhnte Fußballer in diesen Tagen nicht vermittelbar sind, erzählen wir wie es hierzulande so zugeht. Nix da mit sonnigem Trainingslager auf sattem Grün irgendwo in der Türkei oder Spanien, wie so oft bei Profis in kalten Januartagen. Es gibt angenehmere Orte, um einen Platz in der Startelf zu kämpfen, als auf einem rutschigen Kunstrasenplatz im kalten Aalen, und nein, es ist sicher nicht die berühmt-berüchtigte Kalthalle in Hüttlingen.
An diesem Donnerstag im verschneit-frostigen VfR-Trainingsgelände im Greut zeigte die Uhr 14 Uhr, als Roland Seitz seine Jungs zum Kampf in den Schnee schickte. Training beim VfR Aalen. Die schweren Trainingsbedingungen seien „keine Ausrede“, alle müssen sie da durch bei den winterlichen Bedingungen, zu Zeiten, in denen sich die Mannschaften ansonsten irgendwo in der Rückrundenvorbereitung befinden. 90 Minuten davor ging es um die nächsten 90 Spielminuten. Die Uhr zeigte 12.30 Uhr und jener Seitz sprach auf der Pressekonferenz über den nächsten Gegner. Aber eben auch die Männer, die diesem begegnen sollen, wie auch immer die Bedingungen dann an diesem Samstag um 14 Uhr beim nächsten Hinrundenspiel in Walldorf sind.
So einen wie Marcel Appiah würde man auch zumindest kurz davor auf einem Aufstellungsbogen eines Regionalligisten wiederfinden, so wie in der Vorsaison. „Normalerweise muss der Appi in der Regionalliga Südwest mit seiner Erfahrung und mit seinem Können immer Stammspieler sein“, erklärte der Trainer. Die Personalie Appiah ist ein Sonderfall. Es kam diese Saison, in der alles nochmal anders ist, und sich auch die Rolle des ehemaligen ZweitligaSpielers Marcel Appiah verändert hat. Nach seinem Innenbandriss im Knie beim Pokal-Aus in Essingen Mitte August war der 32-Jährige eben acht, neun Wochen raus. In der Innenverteidigung, Appiahs Arbeitsplatz, ist es derzeit halt nicht einfach sich wiederzufinden, denn da gibt es das „Pärchen“um Vizekapitän Gino Windmüller und Oliver Oschkenat und das macht es „ordentlich“, wie Seitz befindet, also muss Appiah im Training weiter kämpfen. Appiah habe es „einfach schwer“derzeit und für das Trainerteam ist es „super“, dass die Situation ist wie sie ist. Appiah kommt wenn dann von der Bank, wie zuletzt in der Schlussminute beim 1:0-Sieg in Koblenz.
Nach zwei Siegen hintereinander, man glaubte es kaum, wenn man den VfR die letzten über zweieinhalb Jahre beobachtete (so lange ist es her, April 2018) gibt es freilich wenig Argumente, eine Elf durch zu wirbeln. Vor allem die Defensive steht aktuell gut da, in den drei Spielen seit dem Re-Start in der Corona-Pandemie gab es kein Gegentor, aber sieben Punkte. Und wie sagte der nach dem Appiah-Ausfall nachverpflichtete Oschkenat so treffend mal für die Regionalliga, als er sein erstes Spiel für den VfR (1:0 gegen den TSV Steinbach Haiger) absolvierte: „Wenn man gut verteidigt, hat man immer die Chance auf drei Punkte“. Fast vergessen sind die drei hohen Niederlagen gegen Balingen, Freiburg II und Homburg. Doch (Achtung Floskel): Konkurrenz belebt das Geschäft. Ein weiterer aktueller Fall von Wie-erkämpfe-ich-mir-einen-Startelfplatz?: Leon Volz. Der schnelle Offensivmann spielte lange gar keine Rolle, nun aber eine entscheidende, bei den jüngsten beiden Siegen gegen Offenbach und Koblenz erzielte er ein Tor. Und der ebenso schnelle Offensivmann Dijon Ramaj, der lange eine Rolle spielte, stand zuletzt nicht einmal im Spieltagskader. Aus Leistungsgründen, „das kann man so sagen“, wie Seitz um kurz nach 12.30 Uhr klar machte. „Leon Volz hat seine Chance genutzt“, befand der Trainer, „Dijon muss sich wieder ran arbeiten“.
In einem 25-Mann-Kader muss man Chancen nutzen, sonst kann man schnell mal hintendran sein. Toni Vastic (weiter angeschlagen) und Tim Grupp (5. Gelbe Karte) sind eigentlich ausgewiesene Stammspieler, doch für das Spiel bei Astoria Walldorf keine Option. Dafür steht Stürmer Jordan Brown (nach Quarantäne)
wieder im Kader (“Ich bin froh, dass er wieder da ist“) und beispielsweise könnte Nikita Marusenko Grupp positionshalber vertreten, ein Mann der zuletzt nur auf der Bank saß.
Auf die elf ersten Männer für Walldorf kommt auch einen unangenehme Aufgabe zu. Wie jetzt? Die stehen doch auf einem Abstiegsplatz! „Walldorf ist besser als da wo sie stehen“, warnte Seitz. Sonst ist Walldorf (5. der Vorsaison) eher oben zu finden, nun aber sogar weit hinter dem VfR (11.). Und „eigentlich schon spielstark“– bisher läuft es aber vorne und hinten nicht. Doch Seitz kennt die Regionalliga Südwest in- und auswendig und weiß, wie jeder der auf den Spielplan schaut: Es sind noch 26 Spieltage. Naturgemäß will auch der VfR „jedes Spiel“gewinnen – es winkt also ein dritter Dreier in Folge. Und danach drei Heimspiele. Apropos Personal: Zum Rückrundenstart am 6. Februar hat Seitz mehr Wechselmöglichkeiten. Die Regionalliga Südwest führt wie die ersten drei Profiligen fünf statt drei Spielerwechsel ein.