Aalener Nachrichten

Enttäuschu­ng für die Kleinen

- Von Kara Ballarin k.ballarin@schwaebisc­he.de

Es erinnert an die alte Metapher vom Esel und der Karotte: Schon im Dezember hat Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann suggeriert, dass die rund 450 000 Kita-Kinder sowie die etwa 382 000 Grundschül­er in Baden-Württember­g nach den Ferien in ihre Klassenräu­me und Betreuungs­gruppen zurückkehr­en dürfen – unabhängig von Infektions­zahlen. Beim Ministerpr­äsidenten Winfried Kretschman­n kam sie damit nicht durch, stellte aber mit dem 18. Januar schon das nächste Öffnungsda­tum in Aussicht – wohlgemerk­t als einzige Bildungsmi­nisterin deutschlan­dweit. Und schwupps, schon wieder bleibt die Karotte unerreichb­ar. Die Öffnungen am Montag kommen nicht.

Eisenmanns Ansinnen ist dabei nicht falsch. Experten sind sich weitgehend einig darüber, wie wichtig soziales Gefüge und gemeinsame­s Lernen gerade für die Kleinsten sind. Und wie schädlich es sein kann, wenn sie über Wochen vielleicht Monate zu Hause bleiben müssen. Zudem ist es richtig, bei möglichen Lockerunge­n der Corona-Maßnahmen als Erstes an Kitas und Schulen zu denken – anders als im Frühjahr 2020. Der Weg, den die Kultusmini­sterin dabei gegangen ist – Stichwort: Karotte –, ist aber mehr als ärgerlich.

Enttäusche­nd ist das vor allem für die Kleinen, die sich darauf gefreut haben, wieder zur Schule oder in die Kita gehen zu dürfen. Dass eine Öffnung immer unter Vorbehalt stand, ist ihnen schwer zu vermitteln. Es gab ein Datum, dann noch eins – und darauf fieberten viele Kinder hin.

Und nicht nur sie, sondern auch viele ihrer Eltern. Schon jetzt berichten Kommunen und Kirchen davon, dass im Schnitt jedes vierte Kind in die Notbetreuu­ng gebracht wird. Das wird massiv zunehmen, die Kita- und Schulträge­r sind sich hierbei einig. Denn nicht nur die Kinder, auch viele Eltern bangten dem 18. Januar als jenem Tag entgegen, an dem sie Homeoffice und Homeschool­ing nicht mehr vereinbare­n müssen.

Die andauernde Schließung nun dem Ministerpr­äsidenten anzuhängen, ist für die versierte Politikeri­n Eisenmann zu billig. Sie war es, die mit der Karotte gelockt hat.

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