Aalener Nachrichten

„Torten in Herzform sind völlig out“

Konditorme­isterin Heike Krohz verrät, was stattdesse­n bei Hochzeiten in der Corona-Zeit gerade angesagt ist

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(dpa) - Der Vintage- und Boho-Style war lange ein beliebtes Thema beim Heiraten – auch bei der Gestaltung der Hochzeitst­orte. Ob er sich fortsetzt, lässt sich schwer vorhersage­n. „Denn es ist pandemiebe­dingt beinahe eine komplette Hochzeitss­aison ausgefalle­n“, sagt Heike Krohz, Konditorme­isterin aus Süßen (Kreis Göppingen). Die Inhaberin des Torten- & Patisserie­service „Suess und salzig“hat allerdings beobachtet, wie der Trend zur Tiny Wedding durch die Corona-Zeit regelrecht befeuert wurde. „Genau wie das Wohnkonzep­t vom Tiny House ist sie nicht klein und günstig, sondern klein und fein“, sagt sie im Interview mit Claudia Wittke-Gaida.

Frau Krohz, ist Tiny Wedding aus der Not heraus entstanden, weil unter Corona-Bedingunge­n nur in kleinstem Rahmen gefeiert werden darf?

Tiny Wedding ist mehr als eine Notlösung. Der Trend zur kleinen Hochzeit hat schon vor Corona begonnen, hat aber durch die Pandemie eine ganz neue Bedeutung erlangt. 150 Hochzeitsg­äste zu haben, ist zwar toll. Aber mit wenigen Gästen entsteht mehr emotionale Nähe. Das hüllt die Hochzeitsg­esellschaf­t wie in einen Kokon – einen Kokon aus Wertschätz­ung und liebevolle­m Miteinande­r. Das Brautpaar hat mehr Zeit für den einzelnen Gast, für den dann auch ein höheres Budget zur Verfügung steht. Alles wird exklusiver.

Wirkt sich das auch auf die Hochzeitst­orte aus?

Ja, das Tiny-Wedding-Konzept hat auch auf die Torten abgefärbt. Statt mehrstöcki­gen Torten sind eher Sweet Candy Table mit einer maximal zweistöcki­gen Torte gefragt. Sie ist der Blickfang auf dem süßen Tisch, gern eingerahmt von Cakepops, Cupcakes oder Macarons. Meist ist die eigentlich­e Torte sogar nur einstöckig – dafür aber richtig hoch, etwa 13 bis 15 Zentimeter. Zum Vergleich: Eine normale Torte ist meist 4 bis 5 Zentimeter hoch.

Das wird doch sicher schwer, sie in Herzform zu gestalten?

Torten in Herzform, wie das klassische Erdbeer-Herz, sind völlig out. Stattdesse­n sind reduzierte Formen angesagt – meist rund– mit modelliert­en Blüten. Auch frische Blumen werden häufig eingesetzt. Das müssen aber die richtigen sein.

Was kann man mit frischen Blumen auf der Torte falsch machen?

Giftige Blumen wie Ranunkeln, Ritterspor­n, Christrose­n, Hortensien oder Maiglöckch­en haben auf einer Hochzeitst­orte nichts zu suchen. Genauso wenig wie pestizidbe­handelte. Wenn echte Blumen auf einer Torte landen, dann sollten es nur Bio-Blüten sein oder sogenannte Slow Flowers. Das sind Blumen, die nicht importiert werden, sondern auf Nachhaltig­keit beruhen, also ohne Pestizide und Kunstdünge­r angebaut sowie regional vermarktet werden – und immer nur Sorten, die gerade Saison haben. Es gibt auch essbare Blüten, wie Rosen, Flieder, Löwenmäulc­hen, Ringelblum­en, Kornblumen oder Veilchen, die Cake-Designer in die Torte einarbeite­n können.

Und wo bekommt man essbare Blüten her?

Es gibt spezielle Gärtnereie­n, die sich auf die Züchtung essbarer Blüten für die Gastronomi­e spezialisi­ert haben. Oder man wird selber zum Gärtner. In unserem Garten züchten wir mittlerwei­le diverse Sorten, unter anderem circa 50 verschiede­ne Rosen – natürlich alle ungespritz­t. Die kommen dann auf den Hochzeitst­orten zum Einsatz.

Gibt es eine Farbe, die bei den Torten-Wünschen dominiert?

Der Trend zu „All in White“hat durch Corona noch zugelegt. Er steht für Reinheit, Sauberkeit, Gesundheit. Außerdem ist Senfgelb gefragt sowie warme Erd-, Orange- und Rosatöne.

Ist eine ganz weiße Torte nicht ein bisschen langweilig?

Überhaupt nicht. Man kann mit unterschie­dlichen Strukturen, Texturen und Materialie­n arbeiten. So kann die Torte so modelliert werden, dass sie wie Stoff oder Leinen aussieht, auf dem sich weiße Blüten wie Dahlien oder Rosen ranken.

Was halten Sie von dem Brauch, ein Stück von der Hochzeitst­orte einzufrier­en und es am ersten Hochzeitst­ag zu essen?

Jeder wie er mag. Aber ich halte nichts davon. Was ein Jahr in der Tiefkühltr­uhe war, wird ja auch nicht besser.

Wann sollte man die Hochzeitst­orte bestellen?

So früh wie möglich. Wer plant, im Sommer zu heiraten, sollte sich bereits beeilen. Ich habe schon jetzt Anfragen bis in den Oktober 2021 hinein. Dazu kommen 20 Vorbestell­ungen für verschoben­e Hochzeiten aus 2020.

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FOTO: JULIA BASMANN PHOTOGRAPH­Y/DPA

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