Schnee, Wind und Spiel
So hat sich der Fußball-Regionalligist Aalen im Duell mit Pirmasens geschlagen.
- Der eine ist in Dahn in der Nähe von Pirmasens geboren, der andere erblickte in Koblenz das Licht der Welt und stürmt seit dieser Saison für den FK Pirmasens. Beide durften sie an diesem windigen, kalten und ohne Fans so tristen Dienstagabend in der Ostalb Arena zumindest theoretisch für ihre Vereine in der Regionalliga Südwest antreten. Kai Merk für den VfR und Tom Schmitt eben für den Gast aus Rheinland-Pfalz. Für beide Stürmer war es ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Für Schmitt sicherlich eine schmerzhafte Rückkehr. Schließlich konnte der gelernte Mittelstürmer aufgrund seiner Kreuzbandverletzung eigentlich nie so richtig im Trikot der Aalener mitwirken. Beim FKP dagegen läuft es besser.
VfR-Trainer Roland Seitz hielt Wort und rotierte. Brachte Tim Grupp, der zuletzt aufgrund der fünften gelben Karte auf der Tribüne Platz nehmen musste, und ersetzte Kai Merk durch Jordan Brown. Also erst einmal kein Einsatz für Merk. Brown dagegen durfte erstmals nach dem Ende seiner Quarantäne (war über Weihnachten bei seiner Familie in Großbritannien) wieder von Beginn an ran. Und der tauchte nach zwei Minuten gleich im Strafraum der Gäste auf, kam zu Fall – viel Lärm um wenig. Ein unruhiger Beginn von beiden Mannschaften. Dann nach neun Minuten steckte Kevin Hoffmann perfekt durch, doch Leon Volz schaffte es nicht den Ball an GästeKeeper Benjamin Reitz vorbeizulegen – eine Riesengelegenheit für den VfR vertan. VfR-Coach Seitz tobte. Dann auf der Gegenseite ein Ball von der Torauslinie perfekt geschlagen von Benno Mohr, vorbei an der indisponierten Abwehr der Aalener und Dennis Krob schob aus drei Metern unbehelligt ein. Auch Daniel Bernhardt hatte keine Abwehrchance mehr – 0:1. Pirmasens blieb unbequem, stand gut und machte es dem VfR schwer sich Gelegenheiten zu erspielen.
Nach 22 Minuten setzte der umtriebige ehemalige Aalener Dennis Chessa einen Freistoß knapp neben den Aalener Kasten. Ein weiterer Nadelstich. Die Zuspiele der Aalener zudem weiter viel zu ungenau. Die Mannschaft von Seitz wirkte nicht richtig wach und zu unentschlossen. Dann mal ein langer Einwurf von Hoffmann, Gino Windmüller verlängerte, aber es fehlte der Abnehmer (27.). Eine weitere Schusschance: Andreas Knipfer marschierte, passte auf Brown, der leitete gekonnt weiter auf Hoffmann, der den Ball schließlich gut einen Meter neben den Kasten setzte (33.). Zu wenig. Die Aalener waren eben nicht gierig, wie es Roland Seitz auf der Pressekonferenz noch forderte. Ganz anders der FKP. Die Gäste nahmen den Kampf in der Ostalb Arena und warfen alles in die Waagschale.
Es lief die 37. Minute: Gianluca Lo Scrudeto legte den Ball zurück auf Daniel Bohl, dessen strammer Schuss gerade noch zur Ecke abgefälscht werden konnte. Und diese hatte es in sich: Chessa mit der Hereingabe, Kopfball Moritz Zimmer und Hoffmann rettete zur nächsten Ecke (38.). Aalen wackelte und Pirmasens marschierte. In der 42. Minute kann Chessa nur mit Mühe im Strafraum gestoppt werden. Der VfR mit dem 0:1 noch gut bedient. Dann zog Mohr unbedrängt zur Mitte, zog ab und nur die Unterkante der Latte verhinderte das 0:2 (44.).
In der 45. Minute dezimierte sich der VfR zu allem Übel noch selbst. Daniel Stanese räumte an der Mittellinie Chessa ab – Frustfoul und folgerichtig die Rote Karte. „Es war zwar ein hartes Einsteigen, aber Gelb hätte auch gereicht“, sagt VfR-Keeper Daniel Bernhardt nach der Partie. Das Beste für Aalen: Endlich Pause. Der erste VfR-Angriff in Durchgang zwei wieder unausgegoren. Alessandro Abruscia setzte Brown ein und der zog etwas kläglich ab. Letztlich keine Gefahr für das Tor der Gäste (49.). Nach 52 Minuten folgte ein Freistoß für den FKP. Chessa setzte das Leder hauchdünn über den Kasten, streifte das Tornetz. Dann trieb Abruscia das Leder nach vorne, passte auf Knipfer, Flanke nach innen und ein Abwehrbein klärte noch zur Ecke (58.). Die brachte nichts ein. Pirmasens blieb dran. In der 62. Minute war es erneut Chessa, der an Bernhardt scheiterte. Die Szene hatte er zuvor per Zusammenspiel mit Mohr selbst eingeleitet. Drei Minuten später war Abruscia auf und davon, scheiterte allerdings. Eine Minute später machte er es besser. Nach Zuspiel von Volz zog er ab und verwandelte trocken und humorlos – 1:1 (65.). Fünf Minuten später war dann Schluss für Tom Schmitt. Ein unauffälliger Auftritt des ehemaligen Aaleners. Den Part des auffälligen ehemaligen VfRler übernahm Chessa. Das Spiel nun ohne große Gelegenheiten. Beide Teams standen gut. Volz dann mal mit einem eher ungefährlichen Abschluss (74.) und Merk durfte ran.
Mit zehn Mann also alles auf eine Karte. Doch Pirmasens gab nicht auf, kam aber nicht mehr gefährlich vor das Aalener Tor. Bis zur 82. Minute, wo wieder Chessa vor dem Tor auftauchte – Ecke. In der 84. Minute ein Umschaltmoment des FKP an dessen Ende Krob an Bernhardt scheiterte. Pirmasens nun mit der zweiten Luft und immer wieder in der Aalener Hälfte. Der FKP arbeitete an den drei Punkten. Luka Dimitrijevic scheiterte per Fernschuss an Bernhardt (89.). Dann marschierte Merk und passte perfekt auf Hoffmann, der den Ball ans Außennetz donnerte (90.). Die Chance in Unterzahl zum Sieg vertan. Aus. Das war es. Merk und Schmitt blieben unauffällig und beide müssen mit einem Punkt leben. „Vor dem Spiel wäre ich mit einem Unentschieden nicht zufrieden gewesen. Aber nach einem 0:1 zur Halbzeitpause und einem Mann weniger kann man sehr zufrieden sein“, sagt VfR-Cheftrainer Roland Seitz. Na dann.
VfR: Bernhardt – Knipfer, Sakai, Stanese, Grupp, Abruscia (90. Müller), Windmüller, Brown (75. Merk), Oschkenat, Hoffmann, Volz (89. Marusenko).
FKP: Reitz – Frisorger, Bohl, Mohr (82. Eichhorn), Schmitt (68. Dimitrijevic), Hammann, Moritz, Krob, Chessa, Lo Scrudato, Cisse (88. Jung).
Tore: 0:1 Krob (11.), 1:1 Abruscia (65.). Besondere Vorkommnisse: Rote Karte Stanese (VfR, 45.) nach hartem Foulspiel. Schiedsrichter: Marc Heiker.