Corona hat die Combonis schwer getroffen
In Ellwangen sind im Januar zwei Patres und zwei Brüder am Virus gestorben – Missionshaus stand unter Quarantäne
ELLWANGEN - Hart zugeschlagen hat die Corona-Pandemie bei den Comboni-Missionaren. Allein in Ellwangen sind im Januar vier von ihnen, alle 80 und über 80 Jahre alt, innerhalb von knapp zwei Wochen an Covid-19 gestorben: Bruder Rudolf Olbort, Pater Josef Uhl, Pater Matthias Gamper und zuletzt am 19. Januar Bruder Hans Abt.
Seit Weihnachten hatte das Coronavirus im Ellwanger Missionshaus in der Rotenbacher Straße schlimm gewütet. Zehn Tage Quarantäne war für das ganze Haus angeordnet worden. „Inzwischen sind alle hier negativ und es gibt keine Quarantäne mehr“, freuen sich Pater Reinhold Baumann und Provinzial Pater Hubert Grabmann im Gespräch mit der Ipf- und Jagst-Zeitung.
Weltweit starben mindestens 35 Comboni-Missionare an Covid-19. Am heftigsten wütete das Coronavirus in der italienischen Provinz der Comboni-Missionare. Aus Italien stammt ein knappes Drittel der rund 1500 Mitglieder der Kongregation. Am schwersten betroffen war das Seniorenund Pflegeheim der Provinz in Castel d'Azzano in der Nähe von Verona mit zusammen 45 alten und kranken Mitbrüdern. Die ersten von ihnen erkrankten Ende Oktober, und in den Monaten November und Dezember verstarben 18 von ihnen. Ein weiterer Mitbruder, Pater Silvester Engl, starb am 11. Dezember in Bruneck an Krebs, kurz zuvor hatte er sich im Krankenhaus noch an Corona infiziert. Weitere 13 Mitbrüder starben in Spanien, Brasilien, Uganda und vor allem in Mexiko an der Pandemie.
Aber auch in der deutschsprachigen Provinz machte das Coronavirus nicht Halt vor den Comboni-Missionaren. Schwer heimgesucht wurde dabei die Hausgemeinschaft in Ellwangen. 13 Mitbrüder waren dort betroffen. Vier von ihnen überlebten die heimtückische Krankheit nicht. Andere dagegen waren ganz ohne Symptome. Nur vier Missionare in Ellwangen waren von der Viruserkrankung verschont geblieben, darunter der 81-jährige Pater Reinhold Baumann. Doch auch er musste, wie alle Bewohner des Missionshauses, in Quarantäne. Getestet wurde am 28. und 29. Dezember neben den Missionaren auch das ganze Personal. Positive Fälle gab es da auch beim Pflegepersonal.
„Es ist sicherlich eine schwere Zeit gewesen“, blickt der Provinzial, Pater Hubert Grabmann (51), auf den Ausbruch von Covid-19 im Ellwanger Missionshaus zurück und spricht von „einer Woche ziemlich heftiger Krise“, in der man viel habe organisieren müssen.
Man habe nicht damit gerechnet, dass so etwas passiert, denn die Abstandsregelungen und die Hygienevorschriften seien insbesondere auch im vorher schon sehr abgeschirmten Seniorenheim, im obersten Stock des Gebäudes, strikt eingehalten worden, sagt er. Von dem Virus besonders schlimm betroffen waren vor allem die Schwächsten und Älteren mit Vorerkrankungen.
Der aus Unterschneidheim stammende Pater Josef Uhl war kurz nach Weihnachten, am 27. Dezember, bei seiner Einlieferung in die SanktAnna-Virngrund-Klinik wegen eines Schwächeanfalls als Erster positiv getestet worden, er starb dort am 9. Januar im Alter von 86 Jahren. Uhl war das zweite Todesopfer unter den Comboni-Missionaren in Ellwangen, denn vor ihm starb am 7. Januar Bruder Rudolf Olbort mit 80 an Covid-19. Auch Pater Matthias Gamper (83), ein Südtiroler, konnte sich gegen die schwere Krankheit nicht mehr wehren.
Als bisher Letzter in der Runde starb am 19. Januar der aus Aalen stammende Gärtner und Krankenpfleger, Bruder Hans Abt, im Alter von 80 Jahren. „Alle vier waren schon vorher im hohen Grad pflegebedürftig“, berichtet Pater Reinhold Baumann.
Hubert Grabmann und Reinhold Baumann sind dankbar für die sehr große Hilfe und schnelle Unterstützung von Fachkräften in der harten Zeit der Quarantäne, vor allem weil das eigene Pflegepersonal coronabedingt ausgefallen war. Viele hätten ihnen unter die Arme gegriffen. „Im obersten Stock hatten wir vier Leute, die gewisse Pflege und auch medizinische Betreuung gebraucht haben“, erinnert sich Grabmann. Darunter waren auch Bettlägrige. Unterstützung in dieser schwierigen Zeit im coronainfizierten Haus bekamen die Comboni-Missionare von den Mitarbeitern im Hause, aber viel auch von außen: von den Anna-Schwestern, dem Hospiz Sankt Anna, den Maltesern, von Freunden und Bekannten. Eine Ordensschwester aus Neuler, die Altenpflegerin gelernt hat und sonst in Kasachstan arbeitet, ist ebenfalls eingesprungen. In ihrer Freizeit und Urlaubszeit leistete auch eine Ärztin Unterstützuung.
Doch ein großes Lob hat Grabmann auch für das eigene Personal: „Unsere Mitarbeiter sind sehr engagiert. Obwohl sie krank zu Hause waren, haben sie viel organisiert und telefonisch vieles hochgehalten.“Diese Woche seien zwei der Fachkräfte wieder aus der Quarantäne zurückgekommen, sagte Provinzial Grabmann am Donnerstag. Grabmann selbst war gekommen, um Nachtdienst zu machen: „Denn wenn man in Quarantäne ist, ist man paralysiert und auf andere Menschen angewiesen.“