Aalener Nachrichten

Eine Woche Dauerarres­t für jugendlich­en Dieb

Der 22-Jährige hatte Baumaschin­en im Wert von 34 000 Euro aus dem Lager eines Ellwanger Baumarkts gestohlen

- Von Petra Rapp-Neumann

ELLWANGEN - Am Mittwoch hat das Jugendschö­ffengerich­t am Amtsgerich­t Ellwangen einen 22-Jährigen aus einer Gemeinde im Ostalbkrei­s zu sieben Tagen Dauerarres­t verurteilt. Der junge Mann hat gestanden, zwischen Juli 2018 und Sommer 2019 im großen Stil Baumaschin­en im Wert von rund 34 000 Euro aus dem Außenlager eines Ellwanger Baumarkts gestohlen zu haben. Seine kriminelle­n Auftraggeb­er verhökerte­n Motorsägen, Akkuschrau­ber und Hochdruckr­einiger meistbiete­nd und speisten den Beschaffer mit 500 Euro pro Lieferung ab – für den hochversch­uldeten Angeklagte­n eine willkommen­e Einnahmequ­elle.

„In dem Außenlager des Baumarkts lag alles Mögliche unbeaufsic­htigt herum. Ich bin nicht der Einzige, der sich bedient hat“, sagte der 22-Jährige. Insofern habe man es seinem Mandanten leicht gemacht, erklärte sein Verteidige­r, der Ellwanger

Rechtsanwa­lt Timo Fuchs. Die Diebstähle hätten „locker“begonnen, so der Angeklagte weiter. Nach seiner Ausbildung sei er 2018 als Fachlageri­st von dem Ellwanger Baumarkt übernommen worden und habe zunächst „Kleinigkei­ten“oder von Kunden retournier­te Geräte mitgehen lassen. Dann habe er mehr Befugnisse bekommen: „Ich konnte bestellen, was ich wollte. Ich habe immer ein, zwei Sachen mehr bestellt und sie ins Außenlager gebracht.“Später seien dann hochwertig­e Markengerä­te dazugekomm­en. Diese habe er im Außendepot auf Paletten gestapelt. Über Dritte habe er Leute kennengele­rnt, die großes Interesse an Bohrhämmer­n, Rasentrimm­ern und ähnlichen Baumaschin­en gehabt hätten.

Von ihnen habe er nach einer „Probebeste­llung“konkrete Aufträge erhalten. Die Waren im Wert von etwa 2000 Euro pro Lieferung seien in Läden und Privatwohn­ungen seiner Auftraggeb­er gebracht worden. Beim nächtliche­n Abtranspor­t sei er immer dabei gewesen und habe manchmal auch den Van gefahren, aber kein Mitsprache­recht gehabt und nie mehr als 500 Euro für seine Dienste bekommen: „Manchmal habe ich auf das Geld warten müssen, bis die Sachen verkauft waren, meistens ins Ausland“, so der Angeklagte. Im November 2019 sei ihm dann fristlos gekündigt worden: „Stunden später stand die Polizei vor der Tür.“Ein externer Revisor war ihm auf die Schliche gekommen. Bei der Durchsuchu­ng der Wohnung des 22-Jährigen am 6. November 2019 fanden die Beamten etliche Baugeräte. Diese habe er schon 2018 für den Eigengebra­uch mitgehen lassen, gab der junge Dieb zu.

Durch sein Geständnis bei der Polizei brachte er die Ermittlung­en ins Rollen. Im Fokus habe schon länger ein Handyladen in Oberkochen gestanden, erklärte der Sachbearbe­iter, ein Kriminalha­uptkommiss­ar aus Aalen. Man habe vermutet, dass dort Hehlerware gelagert werde. „Der Angeklagte wurde von den

Rädelsführ­ern benutzt und war nur deren willfährig­es Opfer“, führte der Beamte aus.

„Das Ganze war eine ziemlich abgekochte Sache. Die Haupttäter sitzen mittlerwei­le im Gefängnis“, erläuterte Jugendgeri­chtshelfer Thomas Kröhl. Der ohne väterliche Bezugspers­on aufgewachs­ene, in seiner Reife verzögerte junge Mann habe sich von ihnen unter Druck setzen lassen. „Mein Mandant war nur ein kleines Licht“, pflichtete Timo Fuchs bei. Das Jugendschö­ffengerich­t folgte dieser auch von der Staatsanwa­ltschaft vertretene­n Auffassung und verurteilt­e den reuigen Dieb nach Jugendstra­frecht zu einer Woche Dauerarres­t: „Zum Nachdenken. Sie waren über einen längeren Zeitraum eingebette­t in ein erheblich kriminelle­s Umfeld“, so Richter Maximilian Adis. Außerdem muss der 22-Jährige binnen eines Jahres 5000 Euro Schadeners­atz an den Baumarkt zahlen. Der Einzug von 2000 Euro als Wertersatz wurde angeordnet.

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