Bilder, die die Streif nicht braucht
In Kitzbühel zwei furchterregende Stürze bei der Nachholabfahrt für Wengen – Deutsches Quartett überzeugt
(SID/dpa) - Als der Schweizer Urs Kryenbühl nach einem furchterregenden Sturz bei Tempo 145 ins Ziel schlitterte und ohne Bewusstsein liegen blieb, war es am Fuß der gnadenlosen Streif noch stiller als ohnehin an diesem Tag. Die Deutschen Andreas Sander und Romed Baumann, die mit den Plätzen fünf und acht überzeugten, blickten ebenso sorgenvoll drein wie Beat Feuz, dem die Freude über seinen ersten Sieg auf dem heiligen Berg der Österreicher einigermaßen vergällt war.
Der ohnehin tückische Zielsprung, an dem Feuz’ Teamkollege die Kontrolle verlor (weshalb er nach einem viel zu weiten Flug mit dem Kopf voraus aufschlug), „ist schon seit Tagen ein Thema“, berichtete Feuz nach seinem Erfolg im Nachholrennen für Wengen. „Ich bin da auch 70, 80 Meter weit rausgesegelt, das muss nicht sein, das soll nicht sein“, sagte der 33-Jährige. „Solche Bilder will man nicht sehen.“
Zuvor schon hatte Ryan CochranSiegle aus den USA in der berüchtigten Traverse die Kontrolle über seine Ski verloren und war mit voller Geschwindigkeit in ein Fangnetz gekracht. Beim Aufprall durchbrach er das Netz und blieb dahinter liegen. Der 28-Jährige erlitt eine leichtere
Halswirbelfraktur, war am Abend aber bereits wieder im Teamhotel.
Mit dem Resultat des Rennens, das wegen böigen Windes vor dem Abbruch stand und nach 30 Startern endgültig gestoppt wurde, konnten vor allem die Deutschen zufrieden sein: Denn hinter Sander und Baumann fuhren Dominik Schwaiger und Josef Ferstl auf die Plätze zwölf und 13. Drei Deutsche unter den ersten Zwölf bei einer Abfahrt – das hatte es zuvor nur im Januar 1990 in Schladming gegeben, als Stefan Krauss, Markus Wasmeier und Hansjörg Tauscher die Plätze sechs, neun und zehn belegten.
Urs Kryenbühl wurde mit dem Hubschrauber in das Krankenhaus in St. Johann geflogen. Laut Schweizer Skiverband Swiss Ski erlitt der 26-Jährige neben einer Gehirnerschütterung und einem Bruch des rechten Schlüsselbeins auch einen Riss des Kreuz- und Innenbandes im rechten Knie. Die Diskussion über den Zielsprung dürfte angesichts dieser Diagnose
weitergehen. „Da muss man sich was einfallen lassen“, sagte Dominik Paris (Italien/0,56 Sekunden zurück), Dritter hinter Feuz und Österreichs Olympiasieger Matthias Mayer (0,16).
Nach dem Sturz Kryenbühls (Startnummer 17) wurde das Rennen nach der Startnummer 23 erneut unterbrochen – für 40 Minuten: Neben dem Zielsprung, der in der Zwischenzeit eifrig abgeschabt wurde, war als zusätzliche Gefahr starker, böiger Wind hinzugekommen. Andreas Sander, der als Fünfter so gut war wie nie auf der Streif, dachte im Ziel an die für Samstag geplante Hahnenkamm-Abfahrt (11.30 Uhr; ZDF). „Ich denke, dass es noch unruhiger und sportlicher wird“, sagte er. Aber: „Ich habe sicher noch Reserven.“Auch Romed Baumann will zulegen und betonte sein Vorhaben, auf das Siegerpodest zu fahren. „Ich habe nicht gesagt, dass es fix eingeplant war, aber jeder will auf das Podium. Das muss das Ziel sein, sonst bist du nicht Rennläufer.“