Gemeinderat stimmt für die Jagstabsenkung
Gartenschau-Geschäftsführer Powolny: Fluss wird nicht zur „Kloake“– Bodensetzungen wahrscheinlich ohne Auswirkungen
- Bleibt von der Jagst etwas übrig, wenn der Wasserspiegel wie geplant um 2,13 Meter abgesenkt wird, um den Fluss zu renaturieren? Mit dieser Frage hat sich der Ellwanger Gemeinderat befasst.
Für Stefan Powolny, den Geschäftsführer der Landesgartenschau GmbH, ist die Antwort auf die eingangs gestellte Frage eindeutig: „Ja, es bleibt etwas übrig“, erklärte er vor dem Gemeinderat in der Ellwanger Stadthalle. Wie viel nach dem Rückbau des Wehrs an der Stadtmühle übrig bleibe, könne man am Jagstabschnitt zwischen Schwabsberg und Saverwang erkennen. Bei Schwabsberg liege der Jagstpegel bei 57 Zentimetern. Diese Höhe werde auch in Niedrigwasserperioden selten unterschritten. Zwischen Schwabsberg und Saverwang könne man auch sehen, dass das Wasser nicht versickere und der Fluss von Zierfischen durchwandert werde.
„Das erinnert mich nicht einmal mit Fantasie an eine Kloake“, sagte Powolny. Dabei nahm er wohl Bezug auf einen Leserbrief des früheren Ellwanger SPD-Gemeinderats Hans Rieger in den lokalen Zeitungen. Rieger hatte die Befürchtung geäußert, der abgesenkte Fluss könne sich in eine stinkende „Cloaca Maxima“verwandeln.
Powolny erklärte weiter, dass der gegenwärtige Zustand des Flusses alles andere als natürlich sei. „Die Jagst ist heute ein verbauter Kanal“, sagte er. Sie bleibe auch ein Staugewässer, wenn man den Pegel nur um eineinhalb Meter absenke. Erst durch die Rücknahme des Stadtmühlenwehrs und die Senkung um 2,13 Meter komme der Fluss wieder auf ganzer Länge zum Fließen. Durch die Absenkung
und die damit verbundene Renaturierung habe man die Möglichkeit, die Vision vom Jagststrand verwirklichen zu können.
Der Geschäftsführer der Landesgartenschau zitierte außerdem aus dem geotechnischen Gutachten von Professor Christian Moormann (Universität Stuttgart), das sich mit den Auswirkungen der Absenkung auf umliegende Gebäude beschäftigt. Die zu erwartenden Bodensetzungen bedeuteten demnach „keine relevanten Einschränkungen“der Standsicherheit der Bauten. Die größten Setzungen – im schlimmsten Fall von bis zu 2,1 Zentimetern – werde es voraussichtlich im Bereich des Wellenbads geben. Wahrscheinlicher sei eine Setzung um bis zu 1,3 Zentimeter. Das Bad sei aber mit Betonpfählen auf festes Gestein gebaut. Daher seien keine relevanten Auswirkungen auf das Bad zu erwarten, heißt es in dem Gutachten weiter. Im Gewerbegebiet Mühlgraben seien Setzungen von bis zu 1,1 Zentimetern wahrscheinlich.
Herbert Hieber, der Vorsitzende der SPD-Fraktion, pflichtete Powolny bei: Die geplante Absenkung um 2,13 Meter sei sinnvoll, auch im Hinblick auf eine ökologische Gestaltung der Jagstauen. „Ich habe Vertrauen, dass es funktioniert“, sagte Hieber. Der Schrezheimer Ortsvorsteher Albert Schiele (CDU) war nicht ganz so zuversichtlich. In dem Jagstabschnitt zwischen Schleifhäusle und Saverwang sei in Trockenzeiten der Wasserstand doch recht niedrig, gab er zu bedenken. Wegen des Hochwasserschutzes regte er an, das Ellwanger Wehr zu belassen, aber den Fluss daran vorbeizuleiten. Gunter Frick und Franz Josef Grill von den Freien Bürgern wollten wissen, wie die Gewährleistung
im Schadensfall aussehe. Auch die Frage von Fritz Widmann (CDU) ging in diese Richtung. Zudem wollte er wissen, wer eigentlich der Bauherr der Maßnahme sei.
Stefan Powolny erwiderte, dass der „Bauherr“in diesem Fall die Wasserrahmenrichtlinie der EU sei. Sie habe zum Ziel, die Sperren in den Flüssen abzubauen. Die Stadt sei am Wehr die Bauherrin und Auslöserin der Maßnahme. Das Land BadenWürttemberg folge „im Windschatten“und führe die Renaturierung aus. Für eventuelle Schäden hafte letzten Endes die Stadt. Die Hochwassersituation werde sich nicht verschlechtern. Das dürfe sie auch nicht, sonst gebe es keine Fördermittel. Bei der Abstimmung votierte eine deutliche Mehrheit für die Absenkung. Das einzige „Nein“kam von Hans-Peter Krämer (Freie Bürger), daneben gab es zwei Enthaltungen.