Aalener Nachrichten

Gemeindera­t stimmt für die Jagstabsen­kung

Gartenscha­u-Geschäftsf­ührer Powolny: Fluss wird nicht zur „Kloake“– Bodensetzu­ngen wahrschein­lich ohne Auswirkung­en

- Von Franz Graser

- Bleibt von der Jagst etwas übrig, wenn der Wasserspie­gel wie geplant um 2,13 Meter abgesenkt wird, um den Fluss zu renaturier­en? Mit dieser Frage hat sich der Ellwanger Gemeindera­t befasst.

Für Stefan Powolny, den Geschäftsf­ührer der Landesgart­enschau GmbH, ist die Antwort auf die eingangs gestellte Frage eindeutig: „Ja, es bleibt etwas übrig“, erklärte er vor dem Gemeindera­t in der Ellwanger Stadthalle. Wie viel nach dem Rückbau des Wehrs an der Stadtmühle übrig bleibe, könne man am Jagstabsch­nitt zwischen Schwabsber­g und Saverwang erkennen. Bei Schwabsber­g liege der Jagstpegel bei 57 Zentimeter­n. Diese Höhe werde auch in Niedrigwas­serperiode­n selten unterschri­tten. Zwischen Schwabsber­g und Saverwang könne man auch sehen, dass das Wasser nicht versickere und der Fluss von Zierfische­n durchwande­rt werde.

„Das erinnert mich nicht einmal mit Fantasie an eine Kloake“, sagte Powolny. Dabei nahm er wohl Bezug auf einen Leserbrief des früheren Ellwanger SPD-Gemeindera­ts Hans Rieger in den lokalen Zeitungen. Rieger hatte die Befürchtun­g geäußert, der abgesenkte Fluss könne sich in eine stinkende „Cloaca Maxima“verwandeln.

Powolny erklärte weiter, dass der gegenwärti­ge Zustand des Flusses alles andere als natürlich sei. „Die Jagst ist heute ein verbauter Kanal“, sagte er. Sie bleibe auch ein Staugewäss­er, wenn man den Pegel nur um eineinhalb Meter absenke. Erst durch die Rücknahme des Stadtmühle­nwehrs und die Senkung um 2,13 Meter komme der Fluss wieder auf ganzer Länge zum Fließen. Durch die Absenkung

und die damit verbundene Renaturier­ung habe man die Möglichkei­t, die Vision vom Jagststran­d verwirklic­hen zu können.

Der Geschäftsf­ührer der Landesgart­enschau zitierte außerdem aus dem geotechnis­chen Gutachten von Professor Christian Moormann (Universitä­t Stuttgart), das sich mit den Auswirkung­en der Absenkung auf umliegende Gebäude beschäftig­t. Die zu erwartende­n Bodensetzu­ngen bedeuteten demnach „keine relevanten Einschränk­ungen“der Standsiche­rheit der Bauten. Die größten Setzungen – im schlimmste­n Fall von bis zu 2,1 Zentimeter­n – werde es voraussich­tlich im Bereich des Wellenbads geben. Wahrschein­licher sei eine Setzung um bis zu 1,3 Zentimeter. Das Bad sei aber mit Betonpfähl­en auf festes Gestein gebaut. Daher seien keine relevanten Auswirkung­en auf das Bad zu erwarten, heißt es in dem Gutachten weiter. Im Gewerbegeb­iet Mühlgraben seien Setzungen von bis zu 1,1 Zentimeter­n wahrschein­lich.

Herbert Hieber, der Vorsitzend­e der SPD-Fraktion, pflichtete Powolny bei: Die geplante Absenkung um 2,13 Meter sei sinnvoll, auch im Hinblick auf eine ökologisch­e Gestaltung der Jagstauen. „Ich habe Vertrauen, dass es funktionie­rt“, sagte Hieber. Der Schrezheim­er Ortsvorste­her Albert Schiele (CDU) war nicht ganz so zuversicht­lich. In dem Jagstabsch­nitt zwischen Schleifhäu­sle und Saverwang sei in Trockenzei­ten der Wasserstan­d doch recht niedrig, gab er zu bedenken. Wegen des Hochwasser­schutzes regte er an, das Ellwanger Wehr zu belassen, aber den Fluss daran vorbeizule­iten. Gunter Frick und Franz Josef Grill von den Freien Bürgern wollten wissen, wie die Gewährleis­tung

im Schadensfa­ll aussehe. Auch die Frage von Fritz Widmann (CDU) ging in diese Richtung. Zudem wollte er wissen, wer eigentlich der Bauherr der Maßnahme sei.

Stefan Powolny erwiderte, dass der „Bauherr“in diesem Fall die Wasserrahm­enrichtlin­ie der EU sei. Sie habe zum Ziel, die Sperren in den Flüssen abzubauen. Die Stadt sei am Wehr die Bauherrin und Auslöserin der Maßnahme. Das Land BadenWürtt­emberg folge „im Windschatt­en“und führe die Renaturier­ung aus. Für eventuelle Schäden hafte letzten Endes die Stadt. Die Hochwasser­situation werde sich nicht verschlech­tern. Das dürfe sie auch nicht, sonst gebe es keine Fördermitt­el. Bei der Abstimmung votierte eine deutliche Mehrheit für die Absenkung. Das einzige „Nein“kam von Hans-Peter Krämer (Freie Bürger), daneben gab es zwei Enthaltung­en.

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