Flugzeug-Zulieferer entlässt Mitarbeiter
Branche in der Krise – HS Elektronik Systeme trennt sich von einem Viertel des Personals
- Die Luftfahrtbranche steckt pandemiebedingt in einer tiefen Krise. Privatpersonen fliegen kaum noch. Zwangsläufig bringt das auch Folgen für die Flugzeugbauer und Zulieferer mit. Dazu zählt eine Nördlinger Firma, die sich Anfang des Jahres von 25 Prozent der Mitarbeiter getrennt hat.
HS Elektronik Systeme fertigt Produkte, die unter anderem in Passagierflugzeugen, etwa von Boeing, verbaut werden. Vereinfacht gesagt, wird mit den Produkten aus Nördlingen der Strom in den Flugzeugen verteilt. Bereits im Jahresabschluss des Geschäftsjahres 2019 gab das Unternehmen eine Prognose bezüglich der Corona-Pandemie ab. Dieser wurde im September 2020 veröffentlicht. Darin hieß es, dass davon auszugehen ist, dass Fluggesellschaften bestehende Aufträge stornierten oder Neubestellungen für Flugzeuge hinausgezögert werden müssten. HS hatte bereits im April 2020 Kurzarbeit für den Gesamtbetrieb vereinbart, um „die finanziellen Folgen des erwarteten Umsatzrückganges teilweise abzufangen“, heißt es außerdem im Geschäftsbericht.
Die tatsächliche Lage 2021 ist gravierender. Geschäftsführer Josef Maier teilt auf eine RN-Anfrage mit: „Die kommerzielle Luftfahrt steht aufgrund der Auswirkungen durch die Covid-19-Pandemie vor der größten Krise, die wir je gesehen haben. Collins Aerospace hat seit dem Beginn der Pandemie einen erheblichen Rückgang an Aufträgen und Geschäftseinbußen erlitten.“Deshalb habe das Unternehmen schwierige Entscheidungen treffen müssen, um seine „Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und gleichzeitig die Herausforderungen durch die deutlich gesunkene Nachfrage der Kunden bewältigen zu können“.
Seit dem Frühjahr 2020 seien Umsätze und Aufträge der HS Elektronik Systeme GmbH, ein Tochterunternehmen von Collins Aerospace in
Nördlingen, um 50 Prozent eingebrochen und die Auftragsprognosen für 2021 sähen ähnlich aus. Maier teilt schriftlich mit: „Infolgedessen sah sich Collins Aerospace gezwungen, sein Geschäftsmodell zu überprüfen und einigte sich mit den Arbeitnehmervertretern auf eine Reduzierung der Gesamtbelegschaft um rund 25 Prozent der etwas mehr als 100 Mitarbeiter.“
Allen Mitarbeitern ist laut Maier ein Aufhebungsvertrag angeboten worden. Diejenigen, die dem zugestimmt hätten, seien in eine Transfergesellschaft aufgenommen worden. „Ein weiterer Personalabbau ist zu diesem Zeitpunkt nicht geplant. Die betroffenen Mitarbeiter erhalten ein umfassendes Abfindungspaket“, sagt Maier. Die Unternehmensführung geht davon aus, dass es nach dem „Restrukturierungsplan widerstandsfähiger und besser positioniert hervorgehen kann, um für die aktuellen Herausforderungen in der Branche gewappnet zu sein“.
Die gesamte Branche leidet. Airlines werden weltweit mit Staatshilfen in dreistelliger Milliarden-Höhe unterstützt. Darüber hinaus trifft es Flugzeugbauer, die auch in der Region vertreten sind. Anfang März teilte der europäische Betriebsratschef von Airbus mit, dass in den deutschen Werken niemand entlassen werden muss. „Die Kündigungen sind vom Tisch“, teilte Holger Junge laut Deutsche Presseagentur in München Anfang März mit. Angebote zum freiwilligen Ausscheiden seien so gut angenommen worden, dass es gelungen sei, „die größte Krise in der Geschichte des Unternehmens ohne Entlassungen zu überwinden“, sagte Junge. 2300 Beschäftigte seien freiwillig aus der Firma deutschlandweit ausgeschieden.
Bei der Tochter Premium Aerotec seien etwa 1000 Menschen nicht mehr beschäftigt. Der Zulieferer hat große Werke in Nordenham und Varel in Niedersachsen sowie in Augsburg.