Mit Kienle soll wieder die Post abgehen
Sechs-Tore-Mann kehrt bei den Aalenern in der Partie gegen Gießen in Startelf zurück
- Wenn Roland Seitz über seinen besten Stürmer spricht, dann gerät er fast schon ins Schwärmen. Er habe ordentlich geknipst seit seiner Rückkehr auf die Ostalb. Zudem strahlt er eben auch das aus, was dem Fußball-Regionalligisten VfR Aalen vor seinem Wechsel und damit auch im Spiel gegen den SSV Ulm zuletzt fehlte: Mentalität und Durchschlagskraft. Daher macht auch VfR-Trainer Seitz keinen Hehl daraus: „Steffen steht in der Startelf gegen Gießen (Samstag, 14 Uhr). Da brauchen wir noch drum rumreden.“
Es sind alle an Bord gewesen, als der Bus am Freitag gen Gießen aufbrach. Der VfR reiste bereits am Tag vor dem wichtigen Spiel an. „Gut, dass der Verein uns das ermöglicht“, sagte Seitz im Telefongespräch. Es ist keine Selbstverständlich mehr in der Regionalliga, und schon gar nicht in diesen Pandemie-Zeiten. Ein Fragezeichen stand am Donnerstag noch hinter einem Einsatz und letztlich auch einem Platz im Spieltagskader von Mohamed Morabet.
Der Neuzugang aus der Pfalz hatte zuletzt mit muskulären Problemen zu kämpfen. Am Freitag nach dem Abschlusstraining gab dann auch Morabet grünes Licht und stieg in den Bus. Ein anderer hat diese Zeit ohne Spielzeit ebenfalls überstanden: Kevin Hoffmann. Er sei wieder eine Option, obwohl es „noch zwickt“. Seit gut einer Woche ist der talentierte Mittelfeldmann, der aus Regensburg auf die Ostalb kam, wieder auf dem Trainingsplatz im Greut zu finden.
Seitz selbst sprach von einer guten Trainingswoche des gesamten Kaders nach der neuerlichen Niederlage zuletzt. „Die Bedingungen waren in Ordnung und wir haben auf Rasen trainiert“, so der Coach. Wenngleich auch die Trainingsplätze in Aalen unter den Wetterkapriolen gelitten haben.
Der Gegner an diesem Samstag (14 Uhr) indessen hat nicht nur eine gute Trainingswoche hinter sich, sondern auch eine gute Entwicklung genommen. „Sie haben sich namhaft verstärkt“, sagt Seitz, verweist auf etwa den ehemaligen Aalener Nejmeddin Daghfous (34 Jahre, zuletzt vereinslos) und wirkt dabei durchaus überrascht, denn auch er hat von den unruhigen Begleitumständen gehört, die es beim kommenden Gegner gibt und gab. „Da müssen sie bloß ein paar Berichte lesen“, so Seitz weiter. Gemeint hat er die Tatsache, dass beim Regionalligisten derzeit nach Wirbel und finanziellen Turbulenzen ein sogenannter Notvorstand namens Turgay Schmidt die Geschicke leitet.
Das scheint sich zu lohnen, denn am Freitag verkündet der FC Gießen den Ausrüsterwechsel von Jako zu Nike. Dieser Vertrag mit Nike und 11teamsports solle dem Verein laut einem Bericht der „Gießener Allgemeinen“eine sechsstellige Summe in den kommenden drei Jahren einbringen – ligenunabhängig. Zudem soll der neue Ausrüster auch den Ausbau der Kabinen im Waldstadion übernehmen. Im Gespräch sind für dieses Projekt Kosten in Höhe von 50 000 Euro. Es bewegt sich was beim Regionalligisten aus Hessen. Wenngleich der FC auf dem Rasen zuletzt ohnehin schon eine gute Figur machte. „Die Mannschaft hat nichts mehr mit der Elf aus der Vorrunde gemeinsam“, stellte Seitz klar und meint damit auch den knappen 1:0-Sieg seiner Jungs gegen den damaligen Tabellen-18..
Es wird also keine leichte Aufgabe werden. Wieder einmal. Das war schließlich auch die letzte gegen den SSV Ulm sicher nicht. „Wir haben nach vorne keine Gefahr ausgestrahlt. Allerdings nach hinten ordentlich verteidigt“, so Seitz mit seiner abschließenden Analyse der 0:1Derbyniederlage zum 100. Geburtstag des VfR am vergangenen Wochenende. Doch gegen Gießen ist einer ja wieder mit dabei: Steffen Kienle. Der Neuzugang aus Ulm hatte ja bekanntlich gegen die Spatzen spielfrei. „Am Sonntag hat er aber dann wieder mittrainiert“, sagte Seitz mit einem Schmunzeln über seinen Sechs-Tore-Mann.
Doch Kienle alleine kann es nicht richten. Es müssen auch wieder mehr Bälle in der Spitze ankommen. Zu harmlos wirkten die Bemühungen gegen einen ungewohnt schwachen und nahezu wirkungslosen Gegner aus Ulm. „Wir haben daran gearbeitet“, sagt Seitz, der am Samstag auf keinen Fall verlieren möchte. Schließlich können sie auf der Ostalb die Tabelle lesen und die erlaubt keinen weiteren Ausrutscher gegen einen Konkurrenten. Letztlich würde beim Unterfangen Klassenerhalt auch ein mühsames 1:0 wie gegen Alzenau reichen. Kienle ist ja da.