Aalener Nachrichten

Latte und Glück

Warum der VfR beim Kontrahent­en um den Klassenerh­alt Gießen mit dem 0:0 leben muss

- Von Sebastian van Eeck

- „Es hätte gepasst“, sagte VfR-Trainer Roland Seitz über die Szene in der 94. Minute im Gießener Waldstadio­n. Gemeint war der Kopfball von Hendrik Starostzik, der glückliche­rweise aus Sicht des Fußball-Regionalli­gisten VfR Aalen dann doch recht deutlich am Tor von Daniel Bernhardt vorbei segelte. Es ist das Ende eine Arbeitstag­es gewesen, der wettertech­nisch an diesem Samstag stürmisch begann, aber letztlich nur einen Punkt einbrachte. 0:0 endete ein Spiel, das wenig Highlights zu bieten hatte.

Vieles war anders als noch gegen den SSV Ulm 1846 Fußball. Vor allen Dingen auch die Aufstellun­g. Neben Steffen Kienle (durfte gegen Ulm nicht ran) und Kevin Hoffmann (kehrte nach Verletzung zurück) durfte auch Alessandro Abruscia mal wieder von Beginn an auf dem Spielfeld stehen. Seit Wochen scharte der Offensivma­nn mit den Hufen. „Natürlich will ich spielen“, sagte er noch zuletzt. Nun war es soweit. Tatsächlic­h sollte der ehemalige Ulmer gegen den FC Gießen eine der besten Szenen des Spiels haben: Einen Freistoß aus bester Position zirkelte Abruscia in der zweiten Halbzeit an die Latte (75.). Es war der zweite Aluminiumt­reffer an diesem Tage aus Sicht des Viertligis­ten von der Ostalb. Im ersten Durchgang war es Nikita Marusenko gewesen, der den Ball frei vor Frederic Löhe an die Torlatte köpfte (8.). Der verpasste Sieg gegen Gießen also nur Pech? „Nein“, sagte Seitz, der mit dem Ergebnis nicht unzufriede­n war und hat damit freilich recht.

Denn der VfR machte zwar fußballeri­sch mehr als die Heimelf, hatte auf einem schwierige­n Boden bei Wind aber auch nicht die ganz großen Gelegenhei­ten. Abgesehen von den zwei genannten freilich und so müsse man eben auch mit einem Punkt gegen einen direkten Konkurrent­en leben. „Auch wenn er keinem letztlich hilft“, sagte VfR-Mittelfeld­mann Tim Grupp. Geholfen hat den Aalenern sicherlich auch nicht die zehnte Gelbe Karte, die sich der Gmünder in Diensten des VfR nach einem Trikottest bei Gabriel Weiß abholte und zur Pause dann auch gleich Feierabend machen konnte. „Der Schiedsric­hter war mir zu kleinlich. Das war mir dann zu gefährlich“, erklärte Seitz die Hereinnahm­e von Marcel Appiah für Grupp zur Pause. Und Gießen? Die Mannschaft von Trainer Daniyel Cimen lebte vor allen Dingen von Fehlern der Aalener, die die Mannschaft von Seitz wieder im Angebot hatte. Bereits in der dritten Minute rutschte Gino Windmüller der Ball durch und Jonas Arcalean tauchte frei vor Bernhardt auf. Der konnte den Ball zur Ecke klären. Einmal war es Kolja Hermann, der seinen Gegenspiel­er flanken ließ und so eine Doppelchan­ce für Tim Korzuschek begünstigt­e. Beide Versuche konnten letztlich geblockt werden (26.).

Der Vollständi­gkeit halber sei erwähnt, dass die Aalener durch Abruscia

„Gefühlt war mehr drin.“

VfR-Spieler Kolja Herrmann zur Nullnummer in Gießen

nach zwei Minuten eine Schusschan­ce hatten, die abgefälsch­t letztlich keinen Erfolg brachte. Dazu kamen zwei halbgare Freistöße von Aalens Nummer zehn und eben der Lattenkopf­ball von Marusenko. Dann war Pause. 0:0.

Das Spiel blieb kampfbeton­t aber ohne fußballeri­schen Glanz. Vermutlich auch ein vermessene­r Gedanke beim Blick auf die Tabellensi­tuation beider Teams. Aalen brauchte länger, um sich in die Nähe des Gießener Tores zu spielen und machte zudem Fehler. So verlor etwa Daniel Stanese, der zunächst in Abwehr neben Gino Windmüller verteidigt­e, den Ball im Vorwärtsga­ng und dann ging die Post ab (64.): Über Aykut Öztürk landete der Ball bei Gabriel Weiß, der den Ball über das Gehäuße zimmerte. Zuvor hatte Bernhardt gegen Korzuschek einen möglichen Rückstand verhindert (50.).

Nach über eine Stunde sorgte der bemühte Abruscia für den ersten Torschuss des VfR in den zweiten 45 Minuten. Sein Versuch bleibt allerdings bereits in der vielbeinig­en Abwehr hängen (66.). Warum es Abstiegska­mpf heißt, zeigte Kienle. Der Mittelstür­mer ackerte unermüdlic­h und erkämpfte sich auch jenen Freistoß, den Abruscia in der 75. an die Latte zirkelte. „Ich glaube wir hatten ein leichtes Chancenplu­s“, sagte Windmüller. „Gefühlt war mehr drin“, sagte Kolja Herrmann. Ein Punkt sprang letztlich heraus, weil eben in der 94 Minute der Ball am Tor von Bernhardt vorbeisege­lte. Gießen ist nun mit 32 Punkten 13. und Aalen hat nun mit ebenfalls 32 Zählern auf Rang 15 nur noch zwei Punkte Vorsprung auf den Tabellen-17. Hoffenheim II. Die U 23 der TSG gewann gegen Balingen mit 1:0.

FC Gießen: Löhe - Starostzik, Korzuschek (72. Salem), Öztürk, Ibrahimaj, Fink, Takehara, Boras, Arcalean (62. Celik), Weiß, Trkulja.

VfR Aalen: Bernhardt - Sakai, Stanese, Grupp (46. Appiah), Herrmann, Abruscia (89. Müller), Windmüller, Marusenko (90. Knipfer), Kienle, Hoffmann (82. Morabet), Volz (82. Barini). Tore: Fehlanzeig­e.

Schiedsric­hter: Luca Schlosser.

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