Die Jungen Wilden kommen
Fußball-Regionalligist VfR Aalen empfängt den VfB Stuttgart II.
- Tanguy Coulibaly (20 Jahre) und Mateo Klimowicz (20) haben vor gar nicht so langer Zeit gegen die Sportfreunde Dorfmerkingen in der Oberliga um Punkte gespielt (16. November 2019). Mittlerweile sind die beiden endgültig im Profikader des VfB Stuttgart angekommen und Letzterer hat sich sogar eine Nominierung für die U 21-Nationalmannschaft Deutschlands erspielt. Zwei Beispiele die zeigen, dass die UMannschaft der Stuttgarter wieder mehr ist, als nur eine Mannschaft, die mittlerweile in der Regionalliga Südwest auf Platz 7 (45 Punkte) um Siege kämpft. Deutschlands erfolgreichste Jugendabteilung, die seit 2000 30 Spieler in eine Top-Liga brachte, liefert wieder. An diesem Samstag ist die Mannschaft von Frank Fahrenhorst zu Gast beim VfR Aalen auf der Ostalb (14 Uhr).
„Wir müssen uns nicht kleiner machen als wir sind“, sagte VfR-Trainer Roland Seitz auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den Tabellen-7. selbstbewusst. Doch der erfahrene Mann auf der Bank der Aalener (15., 32 Punkte) weiß auch: Der VfB II hat sich zu einer richtigen guten Mannschaft in der Regionalliga gemausert. Mit alten Hasen wie Holger Badstuber (32), Richard Weil (33), Marcel Sökler (29) und Kapitän Marc Stein (35) und eben jenen Jungen Wilden um den Neun-ToreMann in 13 Spielen für die Zweite Mohamed Sankoh (17, U 17-Europameister mit der Niederlande, fehlte zuletzt aufgrund von Knieproblemen beim 3:1-Sieg gegen Walldorf). Zu diesen Jungen Wilden zählten einst auch Klimowicz und Coulibaly. „Es ist im Vergleich zu anderen UMannschaften eine erfahrene und spielstarke Truppe. Sie haben auch immer mal wieder Spieler aus der Bundesliga mit dabei, die Spielpraxis brauchen“, sagte Seitz. Spieler wie im Hinspiel gegen VfR beispielsweise Atakan Karazor (24). Bei den Aalener dagegen fallen die erfahrenen Stammspieler wie Daniel Stanese (27, 5. Gelbe) und Tim Grupp (26, 10. Gelbe) aus. Die zahlreich gesammelten gelben Karten der beiden VfRler nehmen Seitz bereits im Vorfeld Möglichkeiten. „Es wäre besser gewesen, sie hätten es verteilt“, sagt Seitz. Nun sei es aber so und andere müssen in die Bresche springen. Marcel Appiah zum Beispiel, der schon gegen Gießen zuletzt in die Mannschaft kam, weil Grupp früh aufgrund der Gefahr eines Platzverweises vom Feld musste. Denkbar auch das Goson Sakai wieder in die Mitte rutscht und Andreas Knipfer wieder in die Mannschaft rotiert. Eine andere Möglichkeit ist, dass der zuletzt mit aufsteigender Form agierende Nikita Marusenko auf die
Sechserposition rückt und Mohamed Morabet den offensiven Part übernimmt. Alles noch offen. „Appiah kehrt zurück und ansonsten müssen zwei andere Spieler ran und gut ist“, sagte Seitz kurz und knapp. Zuversichtlich stimmt einen immer, dass man weiß, dass sie es eigentlich könnten“, sagte Seitz über einen außer Form befindlichen Kevin Hoffmann, der „eigentlich nicht in dieser Liga“spielen dürfte. „Letztlich ist allerdings Samstag um 14 Uhr entscheidend und da müssen die Jungs ihre Qualitäten im Sinne der Mannschaft abzurufen“, nahm der Coach kein Blatt vor den Mund. Diese Qualitäten
auszuspielen, das schafft der Mann, der in Regensburg den Sprung in die 2. Bundesliga verpasste, eben derzeit überhaupt nicht mehr. War es zu Beginn noch der besondere Ball, der nicht gelang, so wirkte er zuletzt vermehrt endgültig gehemmt in seinen Aktionen. Anderes Beispiel ist da der Mann aus der Hannoveraner Jugend, Nikita Marusenko. „Er ist körperlich in einer besseren Verfassung als zu Beginn und zeigt, warum wir in geholt haben“, sagte Seitz. Wenngleich er immer wieder für einen Fehlpass (siehe Steinbach vor dem 0:2) gut ist. „Er hat eine gute Schusstechnik“, so Seitz weiter. Allerdings feuern die Aalener nur selten aus der Ferne auf den Kasten. Da macht auch Marusenko keine Ausnahme. 29 Tore haben die Aalener in 27 Spielen bislang erzielt – eine magere Ausbeute. Der Gegner aus Stuttgart dagegen hat deren 55 erzielt. Besonders auswärts geizen die Schwaben nicht mit Toren. Der VfR sollte gewarnt sein. Ein Heimsieg an diesem Samstag wäre indessen dennoch wichtig. „Ich habe ein bisschen ein Problem mit dem Wort müssen, weil wenn man den Dreier nicht holt, dann geht es um 16 Uhr auch weiter“, erklärte Seitz und weiter: „Wir sollten ein Heimspiel gewinnen und mal wieder einen Dreier einfahren mit dem man nicht rechnet.“Da scheinen die Jungen Wilden aus Bad Cannstatt doch fast zur richtigen Zeit zu kommen. „Wenn nicht, dann sollten wir auch nicht die Nerven verlieren“, schob der Fußballlehrer nach.