Aalener Nachrichten

Ein Tübinger Modell auf der Ostalb?

Landrat Bläse: Projekt stößt nicht nur auf Begeisteru­ng – Aber: „Jetziges System wird nicht weiterfunk­tionieren“

- Von Eckard Scheiderer

- Die Universitä­tsstadt Tübingen macht in Sachen Corona einmal mehr Schlagzeil­en: Das Land hat sie zur Modellstad­t ausgerufen. Außengastr­onomie, Kinos, Hotels, Kultureinr­ichtungen, sie alle können wieder öffnen – unter bestimmten Voraussetz­ungen. Deren Kern darin besteht, dass Gäste und Besucher belegen müssen, dass sie getestet sind, oder vor Ort unter Aufsicht einen Schnelltes­t machen müssen. „Öffnen mit Sicherheit“heißt das Modellproj­ekt, das zunächst einmal bis zum 4. April gehen soll. Wäre ein solches Modell, wäre eine solche Modellstad­t auch auf der Ostalb denkbar? Die Antwort von Landrat Joachim Bläse auf diese Frage könnte man kurz so zusammenfa­ssen: ja und nein.

„Als Kreis müssten wir dafür zunächst einmal nichts tun“, meint der Landrat auf Nachfrage der „Aalener Nachrichte­n / Ipf- und Jagst-Zeitung“. Tübingen habe das Modellproj­ekt ja als einzelne Kommune vom Land bewilligt bekommen, auch aufgrund der guten Voraussetz­ungen dafür. Dazu gehöre die Universitä­tsklinik, die das Ganze wissenscha­ftlich begleiten könne, dazu gehöre aber auch die schon bisherige Tübinger Teststrate­gie, in der das Rote Kreuz eine große Rolle spielt.

Genau hier meldet Bläse aber auch Bedenken an. Wenn auf der Ostalb die Ausweitung der Tests so weitergehe, könne man sich nicht mehr alleine auf das Rote Kreuz verlassen. „Die sind schon jetzt an der Grenze ihrer Kapazitäte­n“, sagt Bläse, der auch Präsident des DRKKreisve­rbands Schwäbisch Gmünd ist.

Der Landrat lässt aber auch durchblick­en, dass nicht alle, etwa im Landkreist­ag, von dem Tübinger Modellproj­ekt begeistert sind. „Uns wird alles untersagt, was in Richtung mehr Öffnungen auch bei einer Inzidenz von über 50 gehen könnte. In diesem Modellproj­ekt des Landes ist das aber alles möglich“, meint Bläse. Das stifte letztlich Verwirrung und Ärger.

Trotzdem ist Bläse davon überzeugt, „dass das System so, wie es jetzt ist, nicht mehr weiterfunk­tionieren wird“. Auch nicht im Einzelhand­el. Click and Meet etwa, also Einkaufen mit Termin, müsse auch bei einer Inzidenz von über 100 möglich sein, was im Übrigen auch die Position des Landkreist­ags sei. „Wir brauchen vor allem einheitlic­he Regelungen und andere Strategien, sonst kommen wir in eine Situation, in der die Leute gar nicht mehr mitgehen“, warnt der Ostalb-Landrat.

Für flächendec­kende Schnelltes­tStationen in einer Innenstadt, wie jetzt im Tübinger Modell, hat Bläse eine ganz andere Überlegung parat: Ehrenamtli­che, so meint er, könnten solche Schnelltes­ts in Eigenanwen­dung an Stationen ausgeben, erklären und auch wieder entgegenne­hmen. Ehrenamtli­che, die vielleicht einmal im Gesundheit­sbereich tätig waren und jetzt in Rente sind, aber natürlich auch aus anderen Bevölkerun­gsgruppen. Denn solche Schnelltes­ts nur zu verteilen ohne kontrollie­rte Rückgabe, „das bringt gar nichts“, sagt Bläse.

 ?? FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA ?? Eine Frau zeigt in Tübingen ihr „Tagesticke­t“, das aufgrund eines negativen Testergebn­isses bei einem Corona-Schnelltes­t ausgestell­t wurde. Das Ticket öffnet ihr buchstäbli­ch wieder viele Türen in der Stadt.
FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Eine Frau zeigt in Tübingen ihr „Tagesticke­t“, das aufgrund eines negativen Testergebn­isses bei einem Corona-Schnelltes­t ausgestell­t wurde. Das Ticket öffnet ihr buchstäbli­ch wieder viele Türen in der Stadt.

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