Ehemaliges Eichamt-Gebäude wird verkauft
Bewährungshelfer ziehen Mitte April in die Mittelbachstraße – Stadt könnte das Haus zum Verkehrswert erwerben
- Seit 1935 ist das Gebäude des ehemaligen Eichamts in der AlfredDelp-Straße in Landesbesitz. Jetzt soll es verkauft werden.
Im April wird das Gebäude samt Grundstück ausgeschrieben, sagt Stefan Horrer, Leiter des Landesbetriebs Vermögen und Bau in Schwäbisch Gmünd, auf Anfrage der „Aalener Nachrichten/Ipf- und Jagst-Zeitung“. Die Mitarbeiter der Gerichtsund Bewährungshilfe, die im alten Eichamt noch untergebracht sind, ziehen Mitte April in das ehemalige Rheinelektra-Haus an der Ecke Nördlicher Stadtgraben/Mittelbachstraße. Angesichts des Verkaufs des ehemaligen Eichamts sei man auch in Kontakt mit der Stadt, sagt Horrer. Immerhin liegt das Gebäude in jenem Quartier, in dem die Stadt auf langfristige Sicht ein enormes Entwicklungspotenzial sieht.
„Entlang der Aal soll ein neues Baugebiet in zentraler Lage entstehen. Es ist knapp fünf Hektar groß und liegt zwischen der Mauer-, Brunnen-, Hofacker- und Bischof-FischerStraße. Die beiden kleinen Brücken für eine Vernetzung in Nord-SüdRichtung sollen ausgebaut und gesichert werden.“Diese Nachricht, die nach der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Stadtentwicklung und Technik die Runde machte, hat viele Bürger verwirrt.
Seither grübeln vor allem auch Anwohner über die Frage, wo es denn in diesem Bereich eine so große Fläche geben soll? Nirgends, lautet die Antwort. Nahezu der gesamte Bereich ist nämlich seit Jahrzehnten verbaut. Trotzdem hat sich die Stadt bereits jetzt schon Gedanken gemacht, wie eine künftige Entwicklung bei einem Abriss oder dem Verkauf einzelner Gebäude auf längere Sicht in diesem Gebiet aussehen könnte, und verbindliche Grundlagen für eine Weiterentwicklung gesetzt.
In diesem Bereich liegt auch das Gebäude des ehemaligen Eichamts, das 1935 auf dem früheren städtischen Steinlagerplatz und unmittelbar neben der Aal gebaut wurde. Grund für den Bau war die Tatsache, dass die Turnhalle der Bohlschule, in der die Mitarbeiter des Eichamts viele Jahre untergebracht waren, nicht mehr den Anforderungen entsprochen hat, die an Eichämter gestellt wurden, und deshalb andere Räume notwendig wurden, heißt es in einem Artikel über die Eröffnungsfeier des Gebäudes aus dem Jahr 1936.
Mitte der 70er Jahre waren die Tage des Eichamts gezählt. Im Zuge der Verwaltungsreform wurde die Dienststelle in Aalen als eigene Behörde aufgelöst und dem Eichamt Ulm zugeführt. Das 1994 gebaute, 60 Quadratmeter umfassende Garagengebäude werde allerdings nach wie vor von der Außenstelle in Ulm für das Unterstellen der Fahrzeuge genutzt, sagt Horrer. In all den Jahren sei die rund 620 Quadratmeter große Nettofläche im Gebäude, das von Anfang an im Landesbesitz war, von verschiedenen Nutzern in Beschlag genommen worden. „Bereits in den 70er Jahren belegten hier die Bewährungshelfer einige Räume“, sagt Horrer. Von 1974 bis 1996 seien die Räumlichkeiten im Obergeschoss auch von Mitarbeitern des Veterinäramts genutzt worden. Ab 1996 sei hier parallel eine Bildungsberatungsstelle untergebracht gewesen. Übrig geblieben sind die Mitarbeiter der Gerichts- und Bewährungshilfe, die nach Ostern allerdings auch den Standort verlassen.
Als neue Unterkunft für die sieben Mitarbeiter seien langfristig das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss im Gebäude in der Mittelbachstraße angemietet worden, in dem einst die Firma Rheinelektra ihren Sitz hatte. Die zentrale Lage sei sowohl für die Mitarbeiter und Ehrenamtlichen sowie für die Kundschaft ideal, sagt Horrer. Mit dem Auszug steht das alte Eichamt dann leer und soll veräußert werden. Gekündigt wurde auf Ende September auch der Mietvertrag mit der Spiel- und Theaterwerkstatt
Ostalb (STOA), die einen Teil der Fläche als Lager nutzt. Der Vertrag mit einer privaten Firma, die ebenfalls Räume als Lager angemietet hat, ist bereits ausgelaufen. „Diese werden vor dem anstehenden Verkauf freigeräumt“, sagt Horrer.
Bereits in der Vergangenheit sei immer wieder ein Verkauf im Raum gestanden. „Immer wieder hatten wir auch etliche Anfragen von Interessenten“, sagt Horrer. „Unsere Devise war allerdings stets die, dass ein Verkauf nur dann infrage kommt, wenn ein solcher die wirtschaftlichste Lösung für das Land ist und auf die Liegenschaft verzichtet werden kann.“Das sei jetzt der Fall. Denn das Gebäude hätte über kurz oder lang energetisch und gemäß den Anforderungen des Brandschutzes saniert werden müssen. „Und das wäre zu teuer gekommen“, sagt Horrer. Kostengünstiger sei die Anmietung der Flächen in der Mittelbachstraße.
Das ehemalige Eichamtsgebäude samt Grundstück soll im April öffentlich zum Verkauf ausgeschrieben werden. Den Preis will Horrer nicht nennen. „Wir verkaufen gegen Höchstgebot“, sagt der Dienststellenleiter. In engem Kontakt sei man auch mit der Stadt Aalen. „OB Thilo Rentschler hat das Gebäude schon einmal besichtigt. Sollte die Stadt dieses erwerben, geben wir es zu dem von uns ermittelten Verkehrswert her.“
„Unabhängig davon, wer das Gebäude letztlich kauft, wäre es wünschenswert, dieses zu erhalten.“Da dieses allerdings nicht unter Denkmalschutz steht, könne es auch ohne Weiteres abgerissen werden. Allerdings liegt die Immobilie innerhalb der archäologischen Zone. „Insofern wird bei einer Baumaßnahme das Landesdenkmalamt als Fachbehörde beteiligt“, sagt die Pressesprecherin der Stadt Aalen, Karin Haisch. „Bei einem Eingriff in den Boden wird dieser auf mögliche archäologische Befunde überprüft, und der Bauherr muss die Kosten für die Ausgrabung tragen.“
„Wir verkaufen gegen Höchstgebot“, sagt Stefan Horrer.