Querdenker-Demo von Protest begleitet
100 Meter trennten die beiden Gruppen - Erhöhte Polizeipräsenz
- Begleitet von einer erhöhten Polizeipräsenz fand am Wochenende auf dem oberen Markplatz die 100. Demonstration von „Querdenken 7171“in Gmünd statt. Verschiedene Organisationen und Parteien hatten zum Gegenprotest aufgerufen.
Rund 250 Anhänger von „Querdenken 7171“hatten sich ab 18.30 Uhr auf dem großen Platz vor dem Rathaus versammelt. Ausgerechnet dort, wo am Tag des Rassismus letztmals die Lichtinstallation der Aktion #gmündfliegtbunt am Rathaus erstrahlte, ein Symbol für Gmünd als bunte und tolerante Stadt. Auf so manchen Gegendemonstranten musste das zu diesem Zeitpunkt wie Hohn gewirkt haben.
Die Polizei, die mit vielen Einsatzkräften vor Ort war, sorgte für den nötigen Abstand der beiden Gruppen. 100 Meter und zwei Absperrgitter trennten Demonstranten und Gegendemonstranten. Leicht war es ab Beginn der beiden Demos nicht, auf die andere Seite zu gelangen. Doch das taten ohnehin die wenigsten. Ein jeder stand dort, wo er sich verstanden fühlte.
Auf der einen Seite Verharmlosung der Situation, Impfgegner und Kretschmann-Söder-Weg-Rufe, auf der anderen Seite Menschen, die die Corona-Folgen unmittelbar zu spüren bekommen, aber dennoch nicht von sich weisen, wie wichtig all die Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie sind. Ein sonderbares Aufeinandertreffen von Menschen, deren Ansichten nicht unterschiedlicher sein könnten.
In die Wege geleitet hatte die Gegendemo Dario Thiem, Bewohner einer Wohnung am Übergang von der Bocksgasse zum Marktplatz. Seit der 50. Querdenker-Demonstration hat er täglich zu Beginn der Demo mit Statements bemalte Laken und Plakate aufgehängt. Als er am Donnerstag von der 100. Querdenken-Demo und der Ankündigung eines Mega-Programms erfuhr, setzte er gemeinsam mit Steffen Suer alle Hebel in Bewegung, um zum Protest gegen die Verschwörungstheorien von Querdenken aufzurufen.
Rund 70 Gegendemonstranten hatten sich mit Abstand und Maske auf dem unteren Marktplatz versammelt. Einige weitere hatten von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, vor Beginn der Demo Fotos, Plakate und Kerzen vorbeizubringen. Kerzen, die – ebenso wie die aufgestellten Dummys – ein Symbol für die vielen Toten dieser Pandemie waren.
„Wir sind nicht gegen die Meinungsfreiheit oder das Demonstrationsrecht, auch bei den Querdenker-Demos darf jeder seine freie Meinung äußern“, so Thiem. Dennoch müsse klare Kante gegen antidemokratische Verschwörungstheorien gezeigt werden.
Aussagen wie „Wenn nicht mehr getestet wird, gibt es keine Infizierten und Tote mehr“seien nicht nur falsch, sondern auch geschmacklos und empathielos. Für alle diejenigen, die besonders unter der Pandemie leiden oder gar Angehörige verloren haben, seien solche Aussagen ein Schlag ins Gesicht.
Alle Bürger mit einer anderen Meinung als „Schlafschafe“zu bezeichnen, sei nicht, eine andere Meinung zu akzeptieren. Thiem: „Dann bin ich lieber ein Schlafschaf als ein Querdenker.“Auch Tim-Luka Schwab unterstellte den Querdenkern, „gefährlichen Blödsinn“zu verzapfen. Er dankte ebenso wie die anderen Unterstützerinnen und Unterstützer des Protests all jenen Menschen, die in systemrelevanten Berufen tätig sind. Menschen, ohne die es nicht gehen würde.
Verlesen wurde auch das Statement von Ricarda Lang, die den Teilnehmern des Gegenprotests dafür dankte, dass sie ein wichtiges Zeichen für Vernunft und Solidarität
setzen. Das sei solidarisch auch mit jenen vielen Menschen in den Risikogruppen, die Angst um ihr Leben haben, „aber auch denen, die in unserem Gesundheitssystem gerade Unfassbares leisten“.
Lang beschrieb ihre Besuche in Pflegeeinrichtungen und die Sorge von Pflegern und Ärzten vor der dritten Welle. „Ihnen, die sich für uns alle in den letzten Monaten immer wieder einem Risiko ausgesetzt haben, sind wir es schuldig, nun alles zu tun, um die Pandemie einzudämmen.“
Auch Martina Häusler unterstützte den Protest, in ihrem Statement, das ebenfalls verlesen wurde, hieß es unter anderem, dass über den richtigen Umgang mit der Corona-Pandemie gestritten werden dürfe, zugleich müsse aber klar sein: „Wer sich mit Extremisten einlässt, die unser demokratisches Gemeinwesen verächtlich machen, darf nicht auf Verständnis hoffen.“Die Pandemie sei da, sie sei nicht zu leugnen, sagte Gerburg Maria Müller. „Wir können das nur zusammen schaffen.“
„Wer sich mit Extremisten einlässt, die unser demokratisches Gemeinwesen verächtlich machen, darf nicht auf Verständnis hoffen“, sagt Martina Häusler