Eigentümer der jüdischen Prachtbibel gefunden
Trägerverein ehemalige Synagoge möchte das Buch dem Ur-Urenkel Jacob Leiters übergeben
(ij) - Im August 2019 hat der Darmstädter Künstler Gerhard Roese dem Trägerverein ehemalige Synagoge eine hebräische Prachtbibel aus einem Dachbodenfund überlassen.
Über den neuesten Stand der Schenkung teilt nun der Vorsitzende des Trägervereins, Michael von Thannhausen, mit: „Die Schenkung als Teil des künstlerischen Prozesses ist für uns umso glücklicher, da diese Bibel in Oberdorf bei Renovierungsarbeiten gefunden wurde. Der daraufhin recherchierte familiäre Kontext ergab eine Verbindung der ursprünglichen Besitzer zur jüdischen Gemeinde Oberdorf.“
Ernestine Leiter, Ehefrau des Eduard Leiter und ebenfalls Eigentümerin der Prachtbibel, stammte ursprünglich aus der Oberdorfer Familie Neumetzger (Löw und Zilli Neumetzger, geborene Rieser). Die Deportation der Eheleute Leiter veranlasste die Familie dazu, die Bibel im Haus ihrer Zwangsinternierung zu verstecken. Es handelt sich bei der Bibel demnach um jüdisches Gut und Eigentum, welches durch die Auswirkungen des Nationalsozialismus
zwangsweise zurückgelassen werden musste. Vor diesem Hintergrund entschied der Verein, die Bibel anzunehmen und so lange zu verwahren, bis die rechtmäßigen Erben der Bibel gefunden sind.
„Im Rahmen unserer Recherchen“, so der Vorsitzende, „und durch die unermüdliche Unterstützung von Gerhard Roese wurde in den vergangenen Wochen Kontakt zum United-States-Holocaust-Memorial-Museum hergestellt, welches unsere Recherchen zu den Nachfahren von Eduard und Ernestine Leiter bestätigte. Es ist mir eine große Freude mitteilen zu dürfen, dass wir nun Kontakt zum Ur-Urenkel Jacob Leiters aufnehmen werden, um die Rückgabe der Bibel anzustoßen. Auch wenn die Rückgabe schmerzlich ist, so ist sie dennoch zwingend notwendig und nur folgerichtig.“
Der Trägerverein hofft nun auf eine persönliche Übergabe, auch wenn dies momentan wohl kaum möglich ist. „Wir freuen uns jedenfalls“, so der Vorsitzende, „dieses Kapitel so glücklich abschließen zu können“.