Turm der Salvatorkirche wird saniert
Vermutlich wegen eines Montagefehlers steht das Turmkreuz schief
– Ab Dienstag nach Ostern schweigen die Glocken der katholischen Salvatorkirche auf dem Bohlhügel. Zu hören sein werden sie erst wieder Mitte September. Dann soll nämlich die Sanierung des Turms des Gotteshauses abgeschlossen sein.
Außerdem wird der Glockenstuhl gerichtet, die Glocken erhalten neue Klöppel und Ein- und Ausschusslöcher im Turmhelm von Tieffliegern aus dem Zweiten Weltkrieg werden beseitigt. Überdies hat man festgestellt, dass das Turmkreuz vermutlich wegen eines Montagefehlers schief steht. Deswegen sind hier weitere Untersuchungen notwendig, die böse Überraschungen zutage fördern könnten. Für die Seelsorgeeinheit wird das alles ein finanzieller Kraftakt: Die Kosten der Sanierung bewegen sich in Richtung einer dreiviertel Million Euro.
Die Salvatorkirche wurde 1913 erbaut und Regierungsbaumeister Hugo Schlösser, unter dessen Regie auch die Villa Reitzenstein in Stuttgart entstand, wendete moderne Techniken an und verwandte so guten Sichtbeton, dass das Gotteshaus erst 2013, also im Jubiläumsjahr, saniert werden musste. Im Frühjahr 2018 aber, berichteten am Mittwoch Pfarrer Wolfgang Sedlmeier und Helmut Erhardt, der langjährige Vorsitzende des Kirchengemeinderats von Salvator, donnerte ein etwa 30 Zentimeter großer Mauerbrocken, der sich aus dem Turmgemäuer unterhalb der Balustrade, am Übergang zum Turmschaft, gelöst hatte auf den Parkplatz bei der Kirche. Im Laufe der Jahrzehnte war Wasser in die Brüstung eingedrungen.
Die Balustrade wurde daraufhin mit einem Metallnetz, das von unten nicht zu sehen ist, abgesichert, um zu verhindern, dass weitere Teile abbröckeln und zu Boden stürzen. „Man hat danach genauer hingeschaut“, berichtet Erhardt, und festgestellt, dass die Armierung der Brüstung frei liegt. Diese darf aber nicht durchrosten, weil sonst der Beton nicht mehr stabil ist. Daher war Erhardt zufolge die Notsicherung unumgänglich. Allein dafür musste die Kirchengemeinde 50 000 Euro aufwenden.
Klar war damit aber auch, dass der Turm saniert werden muss. Das Ellwanger Architektenbüro Brenner, Duttlinger und Stock, das auf Kirchtürme spezialisiert ist, erhielt den Planungsauftrag. Schon lange bekannt war, dass die Klöppel der Kirchenglocken
Pfarrer Sedlmeier
ausgetauscht und die Glockenjoche, also die Aufhängung der Glocken, gerichtet werden müssen. Dafür müssen die Glocken in der Glockenstube abgehängt werden. Hier müssen auch die Schallläden erneuert werden.
Die Turmzwiebel wird gesäubert, denn dort haben die Turmfalken deutlich ihre Spuren hinterlassen. Für die Tiere wird übrigens im Zuge der Sanierung an der Ostseite der Glockenstube ein Einflugloch mit Nistkasten angebracht. Sofern sich ein Spender findet, wird sogar eine Webcam angebracht, so dass man das Treiben der Falken im Internet beobachten kann.
Bekannt war auch, dass das Kreuz auf dem Turm schief ist. Nachdem die Sanierung ohnehin anstand, wollten die Architekten auch hier genau hinschauen. Folge: Das Gerüst, auf dem die schweren Klöppel mit einem Aufzug nach oben transportiert werden, muss bis ganz nach oben aufgebaut werden, was weitere Kosten nach sich zieht. Sedlmeier: „Allein das Gerüst kostet 200 000 Euro.“
Die Untersuchung des Kreuzes kann noch eine weitere böse Überraschung zutage fördern. Sollte der Metalldorn im Turm, auf den das Kreuz aufgesteckt ist, weiter rosten, wäre dessen Sicherung durch den Schraubenkopf nicht mehr gegeben. Weitere Kosten wären die Folge.
„Das wird eine richtige Anstrengung“,
blickt Pfarrer Sedlmeier sorgenvoll in die Zukunft. Er hat zwar von der Diözesanleitung bereits grünes Licht für die Sanierung des Turms der Salvatorkirche und darf auch mit Zuschüssen aus Rottenburg rechnen. Aber das allein wird nicht reichen. Die Seelsorgeeinheit rechnet mit einem Zuschuss der Stadt und des Denkmalschutzes, sie hat bereits mit der Sammlung von Spenden begonnen und sie wird auch in ihre Rücklagen greifen müssen.
Die aber sind in den letzten Jahren drastisch geschmolzen angesichts der demografischen Entwicklung und steigenden Austrittszahlen. Allein in der Seelsorgeeinheit haben in den vergangenen vier Jahren 600 Frauen und Männer der katholischen Kirche den Rücken gekehrt. Insgesamt zwölf Kirchen und zehn Kindergärten gibt es in ihrem Bereich, die Kirche Sankt Maria wird gerade auf Vordermann gebracht und das Salvatorheim ist dringend sanierungsbedürftig.
Dennoch gibt es für den Geistlichen keinen Zweifel, dass der Turm des Gotteshauses saniert werden muss. Sedlmeier: „Er ist ein wichtiger Fixpunkt, denn was für Paris die Silhouette der Kirche Sacre Coeur ist, ist in Aalen der Turm der Salvatorkirche." Ein zweiter Grund: „Das vierstimmige Geläut ist mit seinem harmonischen, vollen Klang von ganz besonderer Qualität und großer Schönheit.“
„Das wird eine richtige Anstrengung.“