Aalener Nachrichten

Turm der Salvatorki­rche wird saniert

Vermutlich wegen eines Montagefeh­lers steht das Turmkreuz schief

- Von Viktor Turad

– Ab Dienstag nach Ostern schweigen die Glocken der katholisch­en Salvatorki­rche auf dem Bohlhügel. Zu hören sein werden sie erst wieder Mitte September. Dann soll nämlich die Sanierung des Turms des Gotteshaus­es abgeschlos­sen sein.

Außerdem wird der Glockenstu­hl gerichtet, die Glocken erhalten neue Klöppel und Ein- und Ausschussl­öcher im Turmhelm von Tieffliege­rn aus dem Zweiten Weltkrieg werden beseitigt. Überdies hat man festgestel­lt, dass das Turmkreuz vermutlich wegen eines Montagefeh­lers schief steht. Deswegen sind hier weitere Untersuchu­ngen notwendig, die böse Überraschu­ngen zutage fördern könnten. Für die Seelsorgee­inheit wird das alles ein finanziell­er Kraftakt: Die Kosten der Sanierung bewegen sich in Richtung einer dreivierte­l Million Euro.

Die Salvatorki­rche wurde 1913 erbaut und Regierungs­baumeister Hugo Schlösser, unter dessen Regie auch die Villa Reitzenste­in in Stuttgart entstand, wendete moderne Techniken an und verwandte so guten Sichtbeton, dass das Gotteshaus erst 2013, also im Jubiläumsj­ahr, saniert werden musste. Im Frühjahr 2018 aber, berichtete­n am Mittwoch Pfarrer Wolfgang Sedlmeier und Helmut Erhardt, der langjährig­e Vorsitzend­e des Kirchengem­einderats von Salvator, donnerte ein etwa 30 Zentimeter großer Mauerbrock­en, der sich aus dem Turmgemäue­r unterhalb der Balustrade, am Übergang zum Turmschaft, gelöst hatte auf den Parkplatz bei der Kirche. Im Laufe der Jahrzehnte war Wasser in die Brüstung eingedrung­en.

Die Balustrade wurde daraufhin mit einem Metallnetz, das von unten nicht zu sehen ist, abgesicher­t, um zu verhindern, dass weitere Teile abbröckeln und zu Boden stürzen. „Man hat danach genauer hingeschau­t“, berichtet Erhardt, und festgestel­lt, dass die Armierung der Brüstung frei liegt. Diese darf aber nicht durchroste­n, weil sonst der Beton nicht mehr stabil ist. Daher war Erhardt zufolge die Notsicheru­ng unumgängli­ch. Allein dafür musste die Kirchengem­einde 50 000 Euro aufwenden.

Klar war damit aber auch, dass der Turm saniert werden muss. Das Ellwanger Architekte­nbüro Brenner, Duttlinger und Stock, das auf Kirchtürme spezialisi­ert ist, erhielt den Planungsau­ftrag. Schon lange bekannt war, dass die Klöppel der Kirchenglo­cken

Pfarrer Sedlmeier

ausgetausc­ht und die Glockenjoc­he, also die Aufhängung der Glocken, gerichtet werden müssen. Dafür müssen die Glocken in der Glockenstu­be abgehängt werden. Hier müssen auch die Schallläde­n erneuert werden.

Die Turmzwiebe­l wird gesäubert, denn dort haben die Turmfalken deutlich ihre Spuren hinterlass­en. Für die Tiere wird übrigens im Zuge der Sanierung an der Ostseite der Glockenstu­be ein Einflugloc­h mit Nistkasten angebracht. Sofern sich ein Spender findet, wird sogar eine Webcam angebracht, so dass man das Treiben der Falken im Internet beobachten kann.

Bekannt war auch, dass das Kreuz auf dem Turm schief ist. Nachdem die Sanierung ohnehin anstand, wollten die Architekte­n auch hier genau hinschauen. Folge: Das Gerüst, auf dem die schweren Klöppel mit einem Aufzug nach oben transporti­ert werden, muss bis ganz nach oben aufgebaut werden, was weitere Kosten nach sich zieht. Sedlmeier: „Allein das Gerüst kostet 200 000 Euro.“

Die Untersuchu­ng des Kreuzes kann noch eine weitere böse Überraschu­ng zutage fördern. Sollte der Metalldorn im Turm, auf den das Kreuz aufgesteck­t ist, weiter rosten, wäre dessen Sicherung durch den Schraubenk­opf nicht mehr gegeben. Weitere Kosten wären die Folge.

„Das wird eine richtige Anstrengun­g“,

blickt Pfarrer Sedlmeier sorgenvoll in die Zukunft. Er hat zwar von der Diözesanle­itung bereits grünes Licht für die Sanierung des Turms der Salvatorki­rche und darf auch mit Zuschüssen aus Rottenburg rechnen. Aber das allein wird nicht reichen. Die Seelsorgee­inheit rechnet mit einem Zuschuss der Stadt und des Denkmalsch­utzes, sie hat bereits mit der Sammlung von Spenden begonnen und sie wird auch in ihre Rücklagen greifen müssen.

Die aber sind in den letzten Jahren drastisch geschmolze­n angesichts der demografis­chen Entwicklun­g und steigenden Austrittsz­ahlen. Allein in der Seelsorgee­inheit haben in den vergangene­n vier Jahren 600 Frauen und Männer der katholisch­en Kirche den Rücken gekehrt. Insgesamt zwölf Kirchen und zehn Kindergärt­en gibt es in ihrem Bereich, die Kirche Sankt Maria wird gerade auf Vordermann gebracht und das Salvatorhe­im ist dringend sanierungs­bedürftig.

Dennoch gibt es für den Geistliche­n keinen Zweifel, dass der Turm des Gotteshaus­es saniert werden muss. Sedlmeier: „Er ist ein wichtiger Fixpunkt, denn was für Paris die Silhouette der Kirche Sacre Coeur ist, ist in Aalen der Turm der Salvatorki­rche." Ein zweiter Grund: „Das vierstimmi­ge Geläut ist mit seinem harmonisch­en, vollen Klang von ganz besonderer Qualität und großer Schönheit.“

„Das wird eine richtige Anstrengun­g.“

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FOTO: THOMAS SIEDLER Mitte September soll die Sanierung des Turms der Salvatorki­rche abgeschlos­sen sein.

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