Mehr als 60 Prozent Umsatz durch Klopapier
Politik schiebt zu Kolonialwarenläden umfunktionierten Geschäften einen Riegel vor
(vs) - Die Frage, ob Geschäfte ihr Sortiment um Klorollen und Co. erweitern dürfen, um so während des Lockdowns offen zu bleiben, treibt nach wie vor viele Einzelhändler um. Eine Anfrage von Tobias Funk, Inhaber des Modehauses Funk, beim Landratsamt brachte jetzt Licht ins Dunkel. Eine Öffnung ist laut der seit Montag geltenden Corona-Verordnung nur dann erlaubt, wenn mindestens 60 Prozent des Umsatzes mit systemrelevanter Ware erzielt werde.
„60 Prozent Umsatz mit erlaubtem Sortiment kann kein Modeladen jemals schaffen“sagt Tobias Funk. Durch die Neufassung im Rahmen der Corona-Verordnung kommen deshalb nun alle Gemischtwarenläden auf den Prüfstand. „Sie müssen ihre Umsatzanteile nachweisen und werden bei Nichterfüllen vom Landratsamt geschlossen oder bekommen keine Genehmigung mehr“, sagt Funk. Vor diesem Hintergrund wird wohl auch die Familie Horlacher in Hüttlingen ihren Laden Hot Jeans & Mode wieder schließen müssen. Bevor es soweit ist, wartet das Landratsamt die momentan laufende Anhörung des Inhabers ab, sagt die Pressesprecherin des Landratsamts, Susanne Dietterle. „Dann entscheiden wir über das weitere Vorgehen.“
„Die Nerven liegen blank und viele haben versucht, die Verordnung zu umgehen“, sagt der Citymanager Reinhard Skusa. Aber die Konsequenzen ließen nicht lange auf sich warten. Auf jedes Schlupfloch reagiere die Regierung mit einer Verschärfung. Obwohl Skusa für jeden um seine Existenz kämpfenden Einzelhändler Verständnis hat, könne es nicht das Ziel sein, dass Geschäfte zu Kolonialwarenläden werden oder ihre Schaufenster mit Klopapier dekorieren. Vielmehr fordert er eine klare Öffnungsperspektive mit Sinn und Verstand. Nur der Blick auf den Inzidenzwert sei nicht zielführend. „Der einzig richtig Weg ist ,das Tübinger Modell’, das zwar teuer und aufwendig, aber richtig ist.“