Mit Zauberfüßchen zu drei Punkten
Wie der Fußball-Regionalligist VfR Aalen die Blamage abgewendet hat.
- Der Jubel ist groß gewesen. Nach 90 Minuten und einer vierminütigen Nachspielzeit feiert der Fußball-Regionalligist aus Aalen einen wichtigen Heimsieg. Bis dieser allerdings eingetütet war, musste der neue Mann an der Seitenlinie gehörig antreiben, coachen und schoss dabei auch einmal über das Ziel hinaus. Uwe Wolf sah am Samstagmittag bei seiner Heimpremiere als VfRTrainer in der Ostalb Arena die Gelbe Karte und vor allen Dingen schon nach etwas mehr als einer Minute einen 0:1-Rückstand seiner Jungs. Am Ende war es egal. Denn die Anzeigetafel zeigte nach Spielschluss ein 2:1, das den Ostälblern zunächst den 10. Platz in der Tabelle beschert.
0:1 nach nicht einmal zwei Minuten. Ein echter Schock. Was war passiert? Die Aalener schliefen, verursachten früh einen Eckball für den abgeschlagenen Tabellenletzten (hat bislang nur neun Zähler gesammelt). Dieser segelte in den VfR-Strafraum, wurde verlängert und da stand er eben plötzlich mutterseelenallein vor Daniel Bernhardt: Laurin Vogt. Der Kapitän der Eintracht ließ sich nicht lange bitten und versenkte den Ball im Gehäuse von Bernhardt. Wiederholt sich die Geschichte etwa? Denn ausgerechnet gegen Aalen hatte das Team von Trainer Dragan Sicaja seinen bislang einzigen Saisonsieg gefeiert (1:0). Erst am Morgen in Stadtallendorf gestartet, waren sie eben dennoch hellwach. „Dann ist es eben auch nicht einfach“, sagt Alessandro Abruscia über den frühen
Dämpfer. Das wurde es auch nicht in nach Minute 15, als Tim Grupp nach einem harten Einsatz humpelnd und gestützt den Platz verlassen musste. Es droht ein längerer Ausfall für den Mittelfeldspieler, der durch Goson Sakai allerdings bestens ersetzt wurde.
Dennoch kam der VfR trotz der beiden Nackenschläge nun besser ins Spiel und hatte deutlich mehr Ballbesitz als der Gegner. Das sollte allerdings auch der Anspruch für die Aalener sein. Schließlich war der Heimsieg eigentlich fest eingeplant nach dem Remis gegen den TSV Schott Mainz. Nach 19. Minuten sprang dann der erste Eckball heraus. Gino Windmüller kam zum Schuss und erzwang mit seiner abgefälschten Schussvariante gleich den nächsten Standard. Dieses Mal war es die kurze Variante, die über Abruscia einen Schussversuch des Startelfdebütanten Mark Müller nach sich zog – kein Problem für Gabriel Borgert im Kasten der Eintracht. Es folgten zwei weitere Gelegenheiten durch Abruscia (deutlich drüber, 22.) und eine verpasste Hereingabe von Hoffmann, die Daniel Stanese nicht erreichte. Dann allerdings hätte es ganz bitter kommen können: Nach 29 Minuten tauchte Mirco Geisler frei vor Bernhardt auf und der Kapitän der Aalener tat, was er kann und rettete in höchster Not. „Dann wäre es ein anderes Spiel geworden“, weiß auch der umtriebige Coach der Aalener nur zu genau. Das wurde es dennoch und zwar zumindest aus Sicht des blanken Ergebnisses. Denn nach einem neuerlichen
Eckball schlug Daniel Stanese zu und zwar per Kopf – 1:1 (33.). Der frühe Bock, der ansonsten sicheren Abwehr der Aalener wieder egalisiert und es sollte noch besser kommen. Denn der freche Müller holte in bester Position einen Freistoß an der Strafraumkante heraus und verschaffte den Aalener damit eine perfekte Gelegenheit, die Abruscia sehenswert nutzte. „Man muss dran glauben, dann geht er rein“, rief Wolf auf den Platz und er sollte die Wahrheit sagen. Der Freistoßkünstler, der zuletzt gegen Gießen nur den Querbalken traf, zielte genau und verwandelte den Ball mithilfe der Unterkante der Latte in die Maschen – 2:1 (40.). „Gegen Gießen ging er gegen die Latte, jetzt hatte ich etwas mehr Glück. Ich bin froh darüber“, sagt Abruscia nach der Partie. Der VfR im Soll und auf dem besten Wege seinen nächsten Heimsieg nach dem Triumph gegen den VfB Stuttgart II (1:0) zu landen. Doch da blieben ja noch 45 Minuten auf der Uhr und die sollten nicht im Schongang verlaufen – wie so oft in dieser Saison beim VfR Aalen. Den zweiten eröffnete einmal mehr Abruscia, der erneut einen Freistoß ausführen durfte (49.). Dieses Mal allerdings flog der Ball über den Kasten. Das tat er auch nach einer Ecke von Abruscia bei der Direktabnahme des emsigen Müller in Minute 63. Vier Minuten später vergab Steffen Kienle die beste Gelegenheit der Aalener auf das beruhigende 3:1. Der Elchinger verpasste nach einer starken Kombination über Leon Volz und Abruscia eine höhere Führung und verlor das Duell gegen Eintracht-Keeper
Borgert. Von Stadtallendorf war wenig bis gar nichts mehr zu sehen in dieser Phase. Das Spiel lebte von seinem engen Spielstand. Den auch Dijon Ramaj kurz nach seiner Einwechslung in Minute 77 nicht ändern konnte. „Fast hätte er eine Schussgelegenheit bekommen“, sagt Wolf. Doch der zuletzt abgetauchte Ramaj verzettelte sich bei seinem Dribbling, das in Ansätzen an frühere erfolgreiche Zeiten erinnerte. So mussten die Aalener also zittern, weil Abruscia den Ball in Minute 88 nach einem Zuspiel von Müller vertändelte. „Wir haben die Moral bewiesen und sind ruhig geblieben“, stellte Abruscia nach dem knappen Sieg fest. „Die Mannschaft hat sehr konzentriert gespielt und wir hatten einen klaren Plan wie wir mit Ball spielen wollten, den wir ordentlich durchgezogen haben“, sagt sein Trainer Uwe Wolf und fügt an: „Abgesehen von ein paar Kleinigkeiten.“Die gilt es anzugehen um im wichtigen Auswärtsspiel gegen Hessen Kassel (Samstag, 14 Uhr) nachzulegen.
VfR: Bernhardt – Stanese, Grupp (16. Sakai), Abruscia, Windmüller, Appiah, Müller, Marusenko, Kienle, Hoffmann (77. Ramaj), Volz.
Stadtallendorf: Borger – Fisher (70. Döringer), Pape (61. Bartheld), Schütze, Vogt, Heuser (70. Sattorov), Geisler, Philips, Arifi, Schadeberg, Aral (61. Gaudermann)
Tore: 0:1 Vogt (2.), 1:1 Stanese (33.), 2:1 Abruscia (40.). Schiedsrichter: Jonas Brombacher.