Aalener Nachrichten

Alexander Asbrock: SPD und Grüne wäre „eine gute Paarung“gewesen

Aalener Grünen-Politiker hätte beiden Koalitions­plänen Positives abgewinnen können – Winfried Mack freut sich auf Koalitions­gespräche

- Von Timo Lämmerhirt und Ansgar König

- Lange ist es hin- und hergegange­n, es war die vielleicht interessan­teste Frage der vergangene­n Tage: Mit wem werden die Grünen um Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n in die Koalitions­gespräche gehen? Nach den zahlreiche­n Skandalen rund um die CDU war auch eine Ampel-Koalition nicht unwahrsche­inlich. Nun wird es wohl wieder eine grün-schwarze Landesregi­erung geben, die Koalitions­gespräche laufen.

Das interessie­rt natürlich auch Alexander Asbrock, der als Spitzenkan­didat der Grünen im Wahlkreis 26 angetreten war, sich am Ende aber dennoch Winfried Mack und der CDU geschlagen geben musste. Dabei ist der 49-Jährige ein „Spätberufe­ner“, wie er selbst von sich sagt. Der Aalener Stadtrat ist seit 2019 mandatiert und hat bei der Landtagswa­hl das Direktmand­at für den Stuttgarte­r Landtag nicht erlangen können. Vor rund einem Jahr nahm er die Herausford­erung an, in die Wahl einzusteig­en – unter damals aber gänzlich anderen Voraussetz­ungen, wie Asbrock erinnert. „Dann hat sich aber alles doch ganz anders entwickelt. Dann gab es plötzlich die Klimaliste, die ja eins zu eins GrünenWähl­er abholt, die fischen in grünem Wasser. Und dann gab es noch die überrasche­nde Wahl von Franz Josef Grill, den ich persönlich ganz gut kenne, wir sind im selben Verein“, so Asbrock. Als er die Herausford­erung angenommen hatte war der Plan, den

Abstand zur CDU weiter zu verringern und auf 30 plus X Prozent zu kommen, um selbst ein Direktmand­at zu erlangen, so Asbrock. Das hat nicht geklappt. Weitere Punkte habe „ein wirklich sehr guter Kandidat der FDP“(Manuel Reiger, Anm. d. Red.) gekostet, so die Erklärung Asbrocks. „Das Kandidaten­feld war in Summe ein hochwertig­eres als 2016. Die Gemengelag­e war insgesamt schon recht komplex bei uns und sie ist bestimmt nicht mit dem Land zu vergleiche­n“, so Asbrock. Der Wahlkreis Aalen habe da eine Sonderroll­e eingenomme­n. Gescheiter­t sei er im Erreichen der Menschen zwischen Ellwangen, Bopfingen und Neresheim, ein Erfolg aber seien die Ergebnisse in Aalen und Oberkochen.

Natürlich hat Asbrock auch eine Meinung zu den Koalitions­verhandlun­gen. Die Ampel-Koalition, also das Bündnis zwischen Grünen, SPD und FDP wurde von vielen Grünen präferiert. „Ich glaube, dass es große Schnittmen­gen in der Programmat­ik zwischen Grüne und SPD gibt. Ich glaube, dass das eine gute Paarung gewesen wäre. Die gibt es aber nicht in Reinform, die gibt es nur unter Beimischun­g der FDP. Und da hat der Fraktionsv­orsitzende in der Vergangenh­eit sicherlich nicht dazu beigetrage­n, das Vertrauens­verhältnis auszuweite­n. Da gibt es schon die eine oder andere Verletzung“, so Asbrock.

Einer grün-schwarzen Landesregi­erung blickt Asbrock nicht nur pessimisti­sch entgegen, wenngleich es auch in dieser Hinsicht einige Probleme gibt. „Da gab es auch eine Verletzung in der vergangene­n Legislatur­periode, die CDU hat sich nicht an alle Regelungen im Koalitions­vertrag gehalten. Beispielsw­eise war eine Änderung des Wahlrechts vorgesehen, das hat die CDU dann aber letztlich anders gesehen. Das ist jetzt wieder ein Thema und das halte ich auch für wichtig, weil wir den Frauenante­il im Parlament erhöhen müssen“, so Asbrock, der sich auch darüber ärgert, dass es bei der CDU immer heiße, es handle sich um „Einzelfäll­e“: „Es gab ja schon mehrere Spenden- und Amigo-Affären bei der Union. Das sind dann immer lauter Einzelfäll­e. Es sind doch ganz viele und dahinter lässt sich auch ein System erkennen.“Laut Asbrock müsse die CDU dringend etwas ändern, denn ansonsten würde dies zu Politikver­drossenhei­t führen. Insgesamt aber könne Kretschman­n ganz gut mit der CDU umgehen, was für eine Fortführun­g der grün-schwarzen Landesregi­erung spricht. Kontakte auf Kreisebene gebe es übrigens nicht, so Asbrock, außer natürlich zu seinem Vereinskol­legen Franz Josef Grill im privaten Bereich. Zu CDU-Mann Winfried Mack oder SPD-Frau Carola Merk-Rudolph seien Verbindung­en „nicht existent“, so Asbrock. Wie sein weiteres politische­s Engagement aussehen werde, das überlegt Asbrock aktuell noch. Von der lokal-politische­n Bühne wird der Unternehme­r aus Unterkoche­n aber sicher nicht verschwind­en. Auch

Winfried Mack, stellvertr­etender Vorsitzend­er der CDU-Fraktion im Landtag, freut sich über die Koalitions­gespräche: „Ich freue mich über die Entscheidu­ng der Grünen und Winfried Kretschman­n, mit der CDU Koalitions­gespräche über die Bildung der nächsten baden-württember­gischen Landesregi­erung aufzunehme­n. Der Politik stellen sich in den nächsten Jahren anspruchsv­olle Herausford­erungen, auch und gerade in Baden-Württember­g. Um sie zu bestehen, benötigt das Land eine stabile, vertrauens­voll zusammenar­beitende Regierung.

Das allein reicht selbstvers­tändlich nicht aus. Die Bürger erwarten plausible, innovative Antworten auf drängende Fragen in der Klimapolit­ik, in der Bildung oder in der Wirtschaft­spolitik. Auch in der Sozial- und Familienpo­litik stehen bedeutsame Entscheidu­ngen an.

In den sehr konstrukti­ven Sondierung­sgespräche­n mit den Grünen in den vergangene­n Wochen ist klar geworden, dass uns mehr verbindet als trennt. In wichtigen Punkten stimmen wir fast vollständi­g überein, zum Beispiel in der Klimapolit­ik. Und dort, wo es noch unterschie­dliche Auffassung­en gibt, werden wir mit Sicherheit überzeugen­de Lösungen finden. Den Koalitions­verhandlun­gen sehe ich sehr optimistis­ch entgegen.“

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FOTO: AN Der Unterkoche­ner Unternehme­r und Landtagska­ndidat der Grünen, Alexander Asbrock (links), hat sich zum virtuellen Gespräch mit Redaktions­leiter Timo Lämmerhirt getroffen.
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FOTO: CHAPERON Winfried Mack.

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