Kinder sind nicht nur zum Lernen in der Schule
Schulleiter Dr. Bernd Kinzl sieht Parkschule Essingen technisch gerüstet – Sorge bereiten mangelnde soziale Kontakte
- Derzeit heißt es nicht: impfen, impfen, impfen. Derzeit heißt es: testen, testen, testen. Statt mit den ersehnten Impfstoffen, nach denen sich wohl die meisten Deutschen so sehr sehnen, werden wir scheinbar erst einmal mit Millionen Schnelltests überhäuft.
Nach den Osterferien stehen für Beschäftigte und Schüler anlasslose Schnelltestmöglichkeiten zur Verfügung. Ab dem 19. April ist in Stadtund Landkreisen mit einer SiebenTage-Inzidenz von über 100 ein negatives Testergebnis Voraussetzung für die Teilnahme am Präsenzunterricht, so schreibt es das Land auf seiner Internetpräsenz. Davon betroffen sind aktuell die meisten Kreise. Im Ostalbkreis liegt der Wert derzeit bei über 135. „Mehr Tests bieten mehr Sicherheit. Sie sind deshalb von großer Bedeutung, um Schulen offenzuhalten und auch wieder mehr Schüler in den Präsenzunterricht zurückholen zu können“, sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann zur Teststrategie.
Und auch an der Parkschule Essingen soll künftig mehr getestet werden. Dr. Bernd Kinzl hat nicht das normalste Jahr hinter sich, so viel lässt sich schon einmal sagen. Im August übernahm er die Schulleitung an der Parkschule Essingen, einer Gemeinschaftsschule. Also zwischen den ersten beiden Lockdowns. Er selbst blickt gelassen zurück. „Zu Beginn des Schuljahrs war ja alles noch fast normal. Es fanden nur keine AGs statt. Da waren auch noch keine Masken Pflicht. Die ganzen außerschulischen Aktivitäten wie Feste und Feiern aber haben natürlich gefehlt. Solche Dinge durfte ich leider noch nicht kennenlernen.“
In der Parkschule geht es in der kommenden Woche mit dem Fernunterricht weiter. Einzig die Abschlussklassen dürfen in Präsenz am Unterricht teilnehmen. Dazu gibt es Ausnahmen für die Schüler in Notbetreuung, also bei denen die Eltern beruflich keine Chance haben, ihre Kinder selbst zu betreuen. „Ab dem 19. April ist dann Wechselunterricht vorgesehen. Das ist aber noch abhängig von der Inzidenz, da möchte das Land noch abwarten. Dieser Unterricht wird dann verbunden sein mit einer Testpflicht, die aber nicht als eine solche verordnet wird. Die Eltern haben die Wahl, ob ihr Kind im Fernunterricht bleiben
„Trotzdem ist Fernunterricht nicht dasselbe wie Präsenzunterricht“,
darf und somit nicht getestet werden muss. Wenn das Kind aber am Unterricht in der Schule teilnehmen soll, dann muss es sich testen lassen“, erklärt Kinzl.
Im Klassenverband der weiterführenden Schule werden diese Testkits verteilt und die Schüler müssen dann unter Aufsicht des Lehrers diesen Test durchführen. Hier gibt es genaue Vorgaben, wie alles auszuführen ist, berichtet Kinzl.
Für die Grundschüler wird es dagegen anders aussehen. Hier haben die Lehrer am Freitag vor den Ferien eine Schulung erhalten, um solche Tests bei den Kindern selbst durchführen zu können – vor allem aber durchführen zu dürfen. „Wir hatten zunächst eine Kooperation mit der Essinger Praxis Esber, nun aber kam die Teststrategie des Landes, also mussten wir auf die Selbsttests umstellen. Unsere Lehrer sind jetzt fortgebildet und dürfen die Testungen an den Grundschülern vornehmen. Ein Schüler in der ersten Klasse kann sich einfach noch nicht selbst testen“, so Kinzl. Doch schon bevor alles seitens des Landes konkret gesteuert sagt Dr. Bernd Kinzl. wurde, hatte die Parkschule bereits eine eigene Strategie entwickelt. „Da bin ich sogar mal selbst in die Apotheke und habe Tests besorgt“, sagt Kinzl schmunzelnd. Da wurde dann kurzerhand die Mensa zum Testzentrum umfunktioniert. Die Kinder konnten sich auf freiwilliger Basis testen lassen – mit der Zeit wurden es schließlich immer mehr, berichtet Kinzl.
Bei den Selbsttests kam übrigens kein positives Ergebnis heraus. Vor den Osterferien dann aber gab es drei Coronafälle in zwei Familien. Alle aber hatten sich daheim selbst getestet und kamen erst gar nicht in die Schule, so Kinzl. Ein PCR-Test bestätigte die Infektion. Der Schulleiter selbst musste schließlich mit dem Gesundheitsamt recherchieren, wer mit dem Kind ohne Maske Kontakt hatte, sich mit den Eltern unterhalten – am Ende war es aber zu keiner weiteren Infektion gekommen.
Technisch ist die Parkschule recht gut aufgestellt, Fernunterricht bereitet hier niemandem Bauchschmerzen, die meisten Schüler sind mit eigenen Tablets ausgestattet worden. „Trotzdem ist Fernunterricht nicht dasselbe wie Präsenzunterricht. Den Schülern und den Lehrern fehlt dabei einfach die persönliche Beziehung. Es ist alles gut organisiert, Videocalls finden statt, die Schüler haben alles, was sie brauchen. Aber: Die Schüler gehen doch nicht nur zum Lernen in die Schule. Die gehen doch vor allem in die Schule, weil sie dort ihre Freunde treffen“, sagt Kinzl. So hätten sich die Kinder tierisch gefreut, als sie wieder in die Schule konnten. Doch auch für die Lehrer war es eine Freude, wieder von Schülern umgeben zu sein. „Wie oft haben wir hier gesessen und gesagt, dass solch eine beklemmende Stille in der Schule vorherrsche. Als dann wieder Leben durch die Kinder ins Gebäude kam, man überall das Lachen hören konnte, waren auch wir Lehrer froh“, so Kinzl.
Laut des Schulleiters sind auch die Eltern bislang mehr als verständnisvoll. Manchmal aber riefen vereinzelt welche bei Kinzl an. „Wenn ich mir diese Probleme dann aber eine Weile anhöre, merke ich immer, dass da ganz viel Frust wegen der allgemeinen Beschränkungen vorherrscht. Die Dauer ist einfach zu lang und im Endeffekt haben sie nur Angst um das Wohl ihres Kindes.“Selten werde der Schule der Ist-Zustand angekreidet, so der Schulleiter. Wie auch? Die Schulen sind nur ausführende Organe, für die es jetzt erst einmal heißen wird: testen, testen, testen.