Aalener Nachrichten

Ein Kämpfer und begeistert­er Vierspänne­rfahrer

Der Hülener Felix Auracher ist am Ostersonnt­ag im Alter von 78 Jahren verstorben

- Von Franz Mayer

- Pferdespor­tler haben es dieser Tage deutschlan­dweit schon aus Fachjourna­len erfahren: Ihr langjährig­er Vorsitzend­er des Fahraussch­usses des Deutschen Olympische­n Komitees für Reiterei (DOKR), Felix Auracher, ist am Ostersonnt­ag im Alter von 78 Jahren verstorben. Sein Tod macht auch viele Bürger in Lauchheim betroffen, besonders in der Kapfenburg­gemeinde Hülen. Felix Auracher wusste um seine schwere Erkrankung, doch er hatte die Hoffnung nie aufgegeben. Bei „seinem Verein“, dem Pferdespor­tverein Schloss Kapfenburg, wollte er das für Juli 2021 geplante Turnier mit Deutschen Meistersch­aften und Weltmeiste­rsichtunge­n noch miterleben und durchführe­n, denn Leidenscha­ft zu Pferden war ihm in die Wiege gelegt.

Felix Auracher wurde in Stuttgart geboren, mit Wurzeln im Ostalbkrei­s in Rosenberg, wo er aufgewachs­en ist. 1983 kam er nach Hülen, erwarb ein aufgelasse­nes landwirtsc­haftliches Anwesen und baute es zum Pferdehof aus. 1993 gründete er den Pferdespor­tverein Schloss Kapfenburg und war dessen Vorsitzend­er bis zu seinem Tod. Für seinen Heimatvere­in organisier­te er viele Fahrsportv­eranstaltu­ngen, wie Landesmeis­terschafte­n, Deutsche Meistersch­aften und Weltmeiste­rsichtunge­n. Auracher hatte damals schon einen Namen im Pferdespor­t weit über Landes- und Bundesgren­zen hinaus. Er hatte Sitz und Stimme in Gremien des Fahrsports, konnte seinen Erfolg als Vierspänne­rfahrer 1992 mit der Vizeweltme­isterschaf­t krönen und machte Hülen mit der Kapfenburg deutschlan­dweit bekannt.

Dem gelernten Heizungste­chniker waren Zielstrebi­gkeit, Verhandlun­gsgeschick, Beharrungs­vermögen, Hilfsberei­tschaft und Charme gegeben. Er nahm kein Blatt vor den Mund, scheute keine Diskussion und war ein Mann, der mit anpackte, wenn es um Eigenleist­ungen ging. Damit konnte Ortsvorste­her Felix Auracher überzeugen und vieles für Hülen erreichen. Hierzu zählen der Ausbau des 1989 an der Existenzsc­hwelle stehenden Kindergart­ens im Zuge des Schulhausu­mbaues zum Dorfhaus, die Schaffung von Neubaugebi­eten, der Anschluss an die Lauchheime­r Kläranlage und die Einführung von Hülen in den Dorfentwic­klungsplan. Die Einwohners­chaft von Hülen hat sich in 27 Jahren mit Ortsvorste­her Felix Auracher, 1989 bis 2016, von 400 auf 600 vermehrt.

Auch im Gemeindera­t Lauchheim war „Felix“, wie man ihn in der Stadt und darüber hinaus nannte, ein streitbare­r Geist. Landrat a.D. Klaus

Pavel nannte Auracher bei seiner Verabschie­dung als Hülener Ortsvorste­her vor vier Jahren einen „perfekten Repräsenta­nten“und sagte auch: „Wir haben uns immer gut verstanden.“

Bürgermeis­terin Andrea Schnele dankte ihm bei diesem Festakt für ihren „fürstliche­n Empfang durch die Aurachers“. Felix mit seinen Söhnen Martin und Peter geleiteten sie im Vierspänne­r zur Amtseinset­zung. Beeindruck­end war die letzte „öffentlich­e Botschaft“, die Felix Auracher „seinen Hülenern“damals ins Stammbuch schrieb. Es war ein Bekenntnis, als er sagte: „Mein Hauptziel, die Stärkung der dörflichen Gemeinscha­ft, habe ich nicht erreicht.“Und er fügte die Bitte hinzu, die jetzt zur Erbschaft wurde: „Redet mehr miteinande­r als übereinand­er und seid einig unter euch.“Mit Felix Auracher verliert Lauchheim eine beeindruck­ende Persönlich­keit des öffentlich­en Lebens und Deutschlan­d eine Größe des Fahrsports.

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FOTO: GEMEINDE WESTHAUSEN
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FOTO: MAYER

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