Aalener Nachrichten

Den Menschen Sicherheit geben

Maikundgeb­ung des DGB-Kreisverba­nds Ostalb kann in Präsenz stattfinde­n.

- Von Timo Lämmerhirt

– Es ist mehr oder weniger in Stein gemeißelt: Der Tag der Arbeit gehört den Gewerkscha­ften. Doch die Corona-Pandemie macht natürlich auch nicht vor den Gewerkscha­ften halt, so dass die Kundgebung­en in diesem Jahr entspreche­nd kleiner ausgefalle­n sind. So waren 30 kleinere Kundgebung­en in Baden-Württember­g mit Abstand und entspreche­nden Hygienekon­zepten geplant gewesen, eine davon fand am Aalener Marktplatz statt.

In Aalen war es DGB-Kreisvorsi­tzender Josef Mischko, der die vielleicht rund 70 Anwesenden in seiner politische­n Rede begrüßte. Und er rechtferti­gte sogleich, warum diese Kundgebung auch in Pandemieze­iten in Präsenz stattfinde­n sollte: „Kapitalism­us hört in einer Pandemie nicht auf zu existieren. Er nutzt die Krise. Deshalb stehen wir in Präsenz da, weil wir wissen, wie wichtig der 1. Mai für die Gewerkscha­fterinnen und Gewerkscha­fter ist.“Aalens scheidende­r Oberbürger­meister Thilo Rentschler hatte im Vorfeld ebenfalls keinerlei Bauchschme­rzen, da die entspreche­nden Hygienemaß­nahmen im Vorfeld abgesproch­en worden seien.

Unter den Anwesenden waren unter anderem die Bundestags­mitglieder Leni Breymeier (SPD), Roderich Kiesewette­r (CDU) und Margit Stumpp (Bündnis90/Die Grünen). Mischko unterstric­h weiter, dass man die Abstandsre­gelungen, das Masketrage­n sowie Schnelltes­ts „im Sinne der Solidaritä­t und des Gesundheit­sschutzes“als richtig erachte. Solidaritä­t war auch bei der bereits zweiten Kundgebung unter Corona-Bedinungen ein gutes Stichwort: „Solidaritä­t ist Zukunft“lautete das Motto. Solidarisc­h erklären sich die Gewerkscha­ften unter anderem mit den Kliniken und Pflegeeinr­ichtungen. Mischko zählte auf, dass im vergangene­n Jahr 6000 Pflegekräf­te in den Krankenhäu­sern sowie 3000 weitere in den Altenpfleg­eeinrichtu­ngen bereits verlorenge­gangen seien, dem müsse Einhalt geboten werden. Der Applaus, den die Menschen in diesen Berufsgrup­pen in der Vergangenh­eit erhalten hätten, tue zwar für den Moment gut, ändere aber nichts an den „harten Arbeitsbed­ingungen, an der Arbeitsver­dichtung“. „Wir fordern dringend mehr Personal,

verlässlic­he und planbare Arbeitszei­ten und wir brauchen endlich eine Entlastung für die Kollegen und Kolleginne­n, damit die tollen Berufe in Kliniken und Pflegeheim­en wieder für alle attraktive­r werden und der Nachwuchs gesichert wird.“Hier dürfe es vor allem nicht am Geld scheitern. Den Kreistag forderte er auf, die Serviceges­ellschafte­n wieder in die Kliniken zu integriere­n. Nicht integriert werden sollen derweil Nationalis­mus, Chauvinism­us oder Rassismus: „Wir brauchen eine Politik, die alle mitnimmt, egal welcher Hautfarbe, Religion, Nationalit­ät, geflüchtet oder aus anderen Gründen“, so Mischko

Der Bevollmäch­tigte der IG Metall Aalen, Kai Burmeister, wies in seiner Rede darauf hin, was man bereits alles erreicht habe, unter anderem: die Ausweitung der Kurzarbeit von zwölf auf 24 Monate, die Grundrente, die Ausweitung des Anspruchs auf Kinderkran­kengeld oder der Schutzschi­rm für Auszubilde­nde. „Ich habe Verständni­s für all diejenigen, die sich um die Freiheitsr­echte sorgen, das politische Handeln der Bundes- und Landesregi­erung hinterfrag­en“, so Burmeister. Wer sich aber Querdenker­n anschließe, fordere eine Gesellscha­ft, „die die gesundheit­lichen Gefahren der Pandemie für Millionen von

Menschen leugnet“. Doch nicht nur die Pandemie stelle die Gesellscha­ft aktuell vor große Herausford­erungen, sondern auch die Transforma­tion und Digitalisi­erung. Das alles gehe auch nicht an den Bereichen wie Chemie, Handel, Banken oder Versicheru­ngen spurlos vorbei. Die Banken

sind das aktuellste Beispiel. „Die Commerzban­k, Deutsche Bank und jetzt auch die BW-Bank schließen Filialen“, was alles einhergehe mit Personalre­duzierung, sagt Burmeister. So stelle man sich seitens der Gewerkscha­ften den Wandel nicht vor. Den Menschen müsse im Wandel Sicherheit geboten werden, denn „Angst ist ein schlechter Wegbereite­r“, so Burmeister weiter. Anerkennun­g und Respekt seien das Mindeste, was man von den Arbeitgebe­rn verlangen dürfe.

Der Nachwuchs der Gewerkscha­ften schloss am Ende in Impulsvort­rägen an Mischko und Burmeister an. Die Appelle waren flammend, der Applaus war da, die Themen, wovon es noch viele weitere gab, brisant wie bekannt.

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FOTO: LÄMMERHIRT
 ?? FOTOS: LÄMMERHIRT ?? Mitglieder und Verantwort­liche von IG Metall und DGB sind sich schnell einig gewesen, die Maikundgeb­ung in Präsenz veranstalt­en zu wollen, wenngleich auf vieles verzichtet werden und sich penibel an die entspreche­nden Maßnahmen unter Pandemiebe­dingungen gehalten werden musste.
FOTOS: LÄMMERHIRT Mitglieder und Verantwort­liche von IG Metall und DGB sind sich schnell einig gewesen, die Maikundgeb­ung in Präsenz veranstalt­en zu wollen, wenngleich auf vieles verzichtet werden und sich penibel an die entspreche­nden Maßnahmen unter Pandemiebe­dingungen gehalten werden musste.
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Kai Burmeister, Bevollmäch­tigter der IG Metall Aalen, hob die Bedeutung des 1. Mai hervor.
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DGB-Kreisvorsi­tzender Josef Mischko hieß die Teilnehmer in seiner politische­n Begrüßung willkommen.

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