Wenn der Einkaufswagen zur Pflicht wird
Genervte Kunden, gestresste Verkäuferinnen: Der Rewe-Markt darf nur noch mit Wagen betreten werden
- Diese Neuregelung dürfte den Verkäuferinnen im Ellwanger Rewe-Supermarkt vermutlich den allerletzten Nerv in der Corona-Pandemie gezogen haben. Seit einigen Tagen darf ihr Markt nur noch von Kunden mit Einkaufswagen betreten werden. Egal, ob ein großer oder kleiner Einkauf geplant ist. Bei vielen Menschen stößt das auf Unverständnis. Nicht wenige ignorieren deshalb die Vorgabe, was wiederum das Rewe-Personal auf den Plan ruft. „Nehmen Sie bitte einen Wagen“– dürfte in der vergangenen Woche der wohl am häufigsten ausgesprochene Satz der Rewe-Kassiererinnen gewesen sein.
Manche stürmen blind an dem Schild vorbei, auf dem seit einigen Tagen unübersehbar darauf hingewiesen wird, dass derzeit maximal 65 Menschen den Ellwanger ReweMarkt gleichzeitig betreten dürfen. Um das zu kontrollieren, gibt es unmittelbar vor dem Haupteingang eine entsprechende Zahl an Einkaufswagen. Der Seiteneingang des Marktes wurde zudem geschlossen.
Wer sich ohne Wagen in den Markt begeben möchte, weil man „ja nur mal schnell eben zum Bäcker will“oder „lediglich eine Tüte Milch braucht“wird höflich, aber bestimmt wieder hinauskomplementiert – entweder vom Rewe-Personal oder, dann allerdings mitunter nicht mehr ganz so höflich, von anderen Kunden, die sich offen darüber aufregen, dass „so viele Menschen nicht mehr lesen können“.
In der Warteschlange an der Kasse gehen die Diskussionen dann weiter. Es wird munter über die Frage diskutiert, ob es denn wirklich erforderlich ist, dass alle Mitglieder einer
Familie beim gemeinsamen Einkauf einen eigenen Wagen nehmen müssen. Man kommt bei dieser Frage zu keinem eindeutigen Ergebnis. Auch die Verkäuferin zuckt am Ende hilflos mit den Schultern. „Ich weiß es doch auch nicht.“
Eine andere Kollegin ist dagegen nur noch genervt: „Wir haben hier ja auch sonst nichts zu tun.“Kaum ist der Satz ausgesprochen, muss von ihr auch schon der nächste Kunde ohne Wagen eingefangen werden.
Die neu eingeführte Einkaufswagenpflicht im Ellwanger Rewe ist mittlerweile auch Thema in den sozialen Netzwerken. Auch hier wird äußerst kontrovers über den Sinn und Unsinn der Wagenpflicht diskutiert.
Die Rewe-Konzernleitung betont unterdessen auf Anfrage unserer Zeitung, dass man mit solchen Regelungen nur „den jeweils gültigen rechtlichen und behördlichen Vorgaben“nachkomme. Dies könne sowohl durch Einlasskontrollen als auch durch die Beschränkung der Anzahl der Einkaufswagen beziehungsweise -körbe geschehen. Die
Behörden machten hinsichtlich der Zahl der Kunden, die sich zeitgleich im Markt befinden dürfen, „nun einmal keinen Unterschied, ob Personen nur mal schnell zum Bäcker wollen“. Wenn sich bei den Backshops im Kassenbereich aufgrund eines ungeregelten Zugangs Schlangen bildeten, könnte es schwierig werden, hier das gesetzlich vorgegebene Abstandsgebot einzuhalten, teilt der Konzern in seiner schriftlichen Stellungnahme mit.
Weiter weist das Unternehmen: darauf hin, dass im Rahmen der jüngsten „Bundesnotbremse“die Zugangsregeln noch einmal deutlich verschärft wurden. Es dürften nur noch halb so viele Kunden wie zuvor in die Märkte. Im „Sinne der Solidarität“sollten die Menschen deshalb derzeit nicht mit Verwandten oder Partnern einkaufen gehen, sondern „möglichst alleine“, um auch Warteschlangen vor den Geschäften zu vermeiden.
In anderen Ellwanger Supermärkten hat man andere Lösungen gefunden. Im größten Einkaufsmarkt der Stadt, dem Kaufland in Neunheim, darf man zwar noch ohne Wagen rein. Gleichwohl wird auch hier seit neuestem genau kontrolliert, wie viele Menschen sich im Gebäude aufhalten. Dazu wird vom Personal händisch – mittels Zählgeräten – erfasst, wie viele Menschen das Geschäft betreten. Ein Sicherheitsdienst wurde zur Unterstützung angeheuert.
Wie die Rewe-Kette appliert auch der Kaufland-Konzern an seine Kunden, möglichst alleine einkaufen zu gehen und dabei die gesamte Dauer der Öffnungszeiten zu nutzen. Montags, dienstags und mittwochs seien in Zeiten der Pandemie gute Tage, zum Einkaufen, teilt die Kauflandzentrale mit.