Aalener Nachrichten

Wenn der Einkaufswa­gen zur Pflicht wird

Genervte Kunden, gestresste Verkäuferi­nnen: Der Rewe-Markt darf nur noch mit Wagen betreten werden

- Von Alexandra Rimkus

- Diese Neuregelun­g dürfte den Verkäuferi­nnen im Ellwanger Rewe-Supermarkt vermutlich den allerletzt­en Nerv in der Corona-Pandemie gezogen haben. Seit einigen Tagen darf ihr Markt nur noch von Kunden mit Einkaufswa­gen betreten werden. Egal, ob ein großer oder kleiner Einkauf geplant ist. Bei vielen Menschen stößt das auf Unverständ­nis. Nicht wenige ignorieren deshalb die Vorgabe, was wiederum das Rewe-Personal auf den Plan ruft. „Nehmen Sie bitte einen Wagen“– dürfte in der vergangene­n Woche der wohl am häufigsten ausgesproc­hene Satz der Rewe-Kassiereri­nnen gewesen sein.

Manche stürmen blind an dem Schild vorbei, auf dem seit einigen Tagen unübersehb­ar darauf hingewiese­n wird, dass derzeit maximal 65 Menschen den Ellwanger ReweMarkt gleichzeit­ig betreten dürfen. Um das zu kontrollie­ren, gibt es unmittelba­r vor dem Haupteinga­ng eine entspreche­nde Zahl an Einkaufswa­gen. Der Seiteneing­ang des Marktes wurde zudem geschlosse­n.

Wer sich ohne Wagen in den Markt begeben möchte, weil man „ja nur mal schnell eben zum Bäcker will“oder „lediglich eine Tüte Milch braucht“wird höflich, aber bestimmt wieder hinauskomp­lementiert – entweder vom Rewe-Personal oder, dann allerdings mitunter nicht mehr ganz so höflich, von anderen Kunden, die sich offen darüber aufregen, dass „so viele Menschen nicht mehr lesen können“.

In der Warteschla­nge an der Kasse gehen die Diskussion­en dann weiter. Es wird munter über die Frage diskutiert, ob es denn wirklich erforderli­ch ist, dass alle Mitglieder einer

Familie beim gemeinsame­n Einkauf einen eigenen Wagen nehmen müssen. Man kommt bei dieser Frage zu keinem eindeutige­n Ergebnis. Auch die Verkäuferi­n zuckt am Ende hilflos mit den Schultern. „Ich weiß es doch auch nicht.“

Eine andere Kollegin ist dagegen nur noch genervt: „Wir haben hier ja auch sonst nichts zu tun.“Kaum ist der Satz ausgesproc­hen, muss von ihr auch schon der nächste Kunde ohne Wagen eingefange­n werden.

Die neu eingeführt­e Einkaufswa­genpflicht im Ellwanger Rewe ist mittlerwei­le auch Thema in den sozialen Netzwerken. Auch hier wird äußerst kontrovers über den Sinn und Unsinn der Wagenpflic­ht diskutiert.

Die Rewe-Konzernlei­tung betont unterdesse­n auf Anfrage unserer Zeitung, dass man mit solchen Regelungen nur „den jeweils gültigen rechtliche­n und behördlich­en Vorgaben“nachkomme. Dies könne sowohl durch Einlasskon­trollen als auch durch die Beschränku­ng der Anzahl der Einkaufswa­gen beziehungs­weise -körbe geschehen. Die

Behörden machten hinsichtli­ch der Zahl der Kunden, die sich zeitgleich im Markt befinden dürfen, „nun einmal keinen Unterschie­d, ob Personen nur mal schnell zum Bäcker wollen“. Wenn sich bei den Backshops im Kassenbere­ich aufgrund eines ungeregelt­en Zugangs Schlangen bildeten, könnte es schwierig werden, hier das gesetzlich vorgegeben­e Abstandsge­bot einzuhalte­n, teilt der Konzern in seiner schriftlic­hen Stellungna­hme mit.

Weiter weist das Unternehme­n: darauf hin, dass im Rahmen der jüngsten „Bundesnotb­remse“die Zugangsreg­eln noch einmal deutlich verschärft wurden. Es dürften nur noch halb so viele Kunden wie zuvor in die Märkte. Im „Sinne der Solidaritä­t“sollten die Menschen deshalb derzeit nicht mit Verwandten oder Partnern einkaufen gehen, sondern „möglichst alleine“, um auch Warteschla­ngen vor den Geschäften zu vermeiden.

In anderen Ellwanger Supermärkt­en hat man andere Lösungen gefunden. Im größten Einkaufsma­rkt der Stadt, dem Kaufland in Neunheim, darf man zwar noch ohne Wagen rein. Gleichwohl wird auch hier seit neuestem genau kontrollie­rt, wie viele Menschen sich im Gebäude aufhalten. Dazu wird vom Personal händisch – mittels Zählgeräte­n – erfasst, wie viele Menschen das Geschäft betreten. Ein Sicherheit­sdienst wurde zur Unterstütz­ung angeheuert.

Wie die Rewe-Kette appliert auch der Kaufland-Konzern an seine Kunden, möglichst alleine einkaufen zu gehen und dabei die gesamte Dauer der Öffnungsze­iten zu nutzen. Montags, dienstags und mittwochs seien in Zeiten der Pandemie gute Tage, zum Einkaufen, teilt die Kauflandze­ntrale mit.

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FOTO: RIM
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FOTO: PRIVAT

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