Betreuerin erstochen: 45-Jähriger wegen Mordes vor Gericht
Die Tat passierte in einer Werkstatt für Menschen mit psychischer Behinderung
– Im Mordprozess gegen einen 45-jäh rigen Mann aus Schwäbisch Gmünd vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Ellwangen sind am Dienstag zwölf Zeugen vernommen worden. Der psychisch kranke Angeklagte soll am 14. Oktober vergangenen Jahres in einer Werkstatt für Menschen mit psychischer Behinderung in Waldstetten eine 61 Jahre alte Betreuerin mit drei Messerstichen getötet haben. Die Tat passierte nach einem kurzen Gespräch im Büro des Opfers. Der Angeklagte hatte eigenmächtig seine Medikamente abgesetzt und durfte deshalb nicht mehr zur Arbeit in die Werkstatt kommen.
Der Angeklagte arbeitete seit 2017 in der Werkstatt in Waldstetten. Im August 2010 hatte er in Aalen ebenfalls mit einem Messer mehrmals auf eine andere Person eingestochen. Nur dank einer Notoperation hatte das Opfer, das unter akuter Lebensgefahr stand, überlebt. Wegen dieser Tat, eines versuchten Totschlags in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung, war er in die Psychiatrie Bad Schussenried eingewiesen worden. Der 45-Jährige hatte die Tat unter Ausschluss der Schuldfähigkeit begangen.
„Ich hatte noch nie einen gesetzlichen Betreuer, ich habe alles selbstständig regeln können“, äußerte sich der geständige Angeklagte vor Gericht: „Natürlich habe ich Hilfe angenommen, wenn sie mir angeboten wurde.“Ausführlich schilderte er die Aufgaben einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung und seine Erfahrungen in der Werkstatt. „Meine Krankheit ist unbestreitbar“, sagte er. Er wolle aber nicht nur auf seine Krankheit reduziert werden, denn er habe auch normale Gefühle. Dass er 2010 eine unschuldige Person grundlos angegriffen und verletzt habe, bereue er. Das Landgericht Ellwangen habe damals ein Einsehen mit ihm gehabt, denn: „Das Resultat war: Ich wurde freigesprochen. Ich habe eine Therapie statt Strafe bekommen.“Lange Ausführungen über den Maßregelvollzug, über Wesen und Inhalt einer Therapie und über Phobien und Manien folgten.
„Diese Präparate werden nicht ohne Grund verschrieben“, nahm der Angeklagte Stellung zu den Medikamenten, die er einige Monate vor der Tat in Waldstetten eigenmächtig abgesetzt hatte. Er lehne die Einnahme weiterhin ab, da er keine Symptome habe: „Ich war und bin symptomfrei.“Die Fortsetzung der Arbeit in der Werkstatt für behinderte Menschen sei zwingend an die Einnahme der Medikamente gebunden gewesen.
Die Gedanken an eine Klage vor dem Arbeitsgericht habe er mangels Chancen verworfen. Die Tat in Waldstetten, bei der außer dem Opfer noch eine weitere Angestellte anwesend war, sei „falsch“gewesen, räumte er ein. Das Tatmesser hatte er zu diesem „Gespräch“in einem Rucksack mitgebracht. In der Woche vor der Tat war der Angeklagte von der Arbeit beurlaubt gewesen. In dieser Zeit war er auf eigene Einweisung drei Tage in der Psychiatrie.
„Jede Anweisung, die man gegeben hat, hat er sofort umgesetzt“, sagte ein Polizeibeamter als Zeuge. Der Polizist war bei der Festnahme zugegen. Der Angeklagte ließ sich widerstandslos festnehmen. Ein bei der Notaufnahme hinzugezogener Arzt, der die Haftfähigkeit zu beurteilen hatte, schilderte den 45-Jährigen als „ein bisschen psychisch auffällig“. Der Mann sei aufgewühlt und im Gedankengang
sprunghaft gewesen. Aber von sich aus habe der Angeklagte gesagt, dass er eine Schizophrenie habe. Er habe ihn „sehr kooperativ erlebt“, sagte ein Kriminalbeamter. In Bezug auf die Tat sei er gleichgültig gewesen und habe gesagt, dass es nicht mehr zu ändern sei. „Alkohol war nicht feststellbar im Blut“, so der Kripobeamte. Das Tatmittel jedoch sei nicht aufgetaucht.
„Zu uns war er immer korrekt“, sagte ein Arbeitserzieher, der der Gruppenleiter des Angeklagten war. Doch das Absetzen der Medikamente „war für uns schon ein Zeichen, da müssen wir darauf reagieren“. Durch das Absetzen der Medikamente sei er „aufgedrehter und lebendiger“gewesen.
Der Prozess wird am Mittwoch, 5. Mai, mit dem Gutachten des psychiatrischen Sachverständigen, und den Plädoyers fortgesetzt. Auch das Urteil wird erwartet