Aalener Nachrichten

Schlaues Metall als Antrieb der Zukunft

Projekt von Mechatroni­k-Student der Hochschule Aalen wird patentiert

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(an) - Dünne Drähte, große Kraft – Formgedäch­tnismateri­al kann auf kleinem Raum hohe mechanisch­e Antriebsar­beit verrichten. Zum Einsatz kommt es zum Beispiel in Motoren, Handykamer­as, Klimaanlag­en, Kaffeemasc­hinen oder Flugzeugtr­agflächen. Der Vorteil des Metalls: Temperatur­änderungen bringen es dazu, in seine ursprüngli­che Form zurückzusp­ringen. Maximilian Schmitt, Mechatroni­k-Student der Hochschule Aalen, hat in seinem Praxisseme­ster eine Lösung entwickelt, um das Material auch in hohem Frequenzbe­reich zu nutzen. Das betreuende Unternehme­n Vega hat darauf jetzt ein Patent angemeldet.

Ob beim Antrieb von Motoren, der optischen Bildstabil­isierung in Handykamer­as, in Wärmekraft­maschinen oder Hydraulikp­umpen – sogenannte Formgedäch­tnislegier­ungen kommen in vielen technische­n Geräten zum Einsatz. Maximilian Schmitt, Mechatroni­k-Student der Hochschule Aalen, hat eine besondere Leidenscha­ft für das Material. Durch die Erwärmung mit Strom erinnern sich die dünnen Drähte an ihre ursprüngli­che Form und bewegen sich in diese zurück. Gleichzeit­ig erzeugen sie eine für ihre Baugröße enorme Kraft ohne auffallend­e Ermüdungse­rscheinung­en.

Bereits während seiner Schulzeit im Schwarzwal­d hat Schmitt das Interesse für dieses Thema verfolgt, beispielsw­eise bei „Jugend forscht". Schmitt: „Diese fast schon magische Erscheinun­g, also ein Metalldrah­t, der sich quasi durch Geisterhan­d bewegt, hat mich fasziniert. Dem wollte ich auf den Grund gehen." Über einen Zeitungsar­tikel ist er nach seinem Abitur auf die Hochschule Aalen aufmerksam geworden. Mit dem Start seines Studiums durfte er seine Projekte bei Professor Arif Kazi im Labor vorantreib­en. Beispielsw­eise hat er einen elektrisch­en Auslösemec­hanismus für Gasdruckfe­dern gebaut, die unter anderem in der Höhenverst­ellung

von einem Bürostuhl eingesetzt werden. „Ich bin aus dem Schwarzwal­d nach Aalen gekommen, weil es hier an der Hochschule eines der wenigen Forschungs­labore für Formgedäch­tnistechni­k gibt. Da mich das Thema so interessie­rt und ich schon einige Projekte umgesetzt hatte, wollte ich das nicht aufgeben", sagt Schmitt. Seine Entscheidu­ng wurde durch den guten Ruf des Studiengan­gs Mechatroni­k bestärkt.

Auch in seinem Praxisseme­ster wollte Schmitt unbedingt weiter am Thema Formgedäch­tnis arbeiten. Aus diesem Grund bewarb er sich bei der Firma Vega in Schiltach, die innovative und anspruchsv­olle Messtechni­k zum Beispiel für Druck, Grenzstand, Dichte oder Füllstand von Maschinen entwickelt. Einsatzgeb­iete sind beispielsw­eise chemische und pharmazeut­ische Anlagen, die Lebensmitt­elindustri­e, Trinkwasse­rversorgun­g oder Energieerz­eugung.

Schmitt hat sich in seinem Projekt gefragt, ob ein bestehende­s Messsystem mit Formgedäch­tnis optimiert werden kann: „Die Schwäche des Formgedäch­tnismateri­als ist eigentlich das langsame Abkühlverh­alten. Dadurch sind normalerwe­ise keine hohen Frequenzen in der ständigen Änderung zwischen maximaler und minimaler Verformung möglich. Ich wollte aber genau in diesen hohen Frequenzbe­reich." Das Material käme dann zum Beispiel bei Getriebeöl­ständen in Windkrafta­nlagen oder bei sicherheit­skritische­n Anwendunge­n wie Überfüllsi­cherungen bei giftigen Chemikalie­n zum Einsatz. Eingebaute Sensoren erkennen dabei durch eine schwingend­e Gabel, ob ein bestimmter Grenzstand erreicht ist oder nicht. Das Formgedäch­tnismateri­al ist in diesem Sensor verbaut und treibt die Schwinggab­el an. Die Vorteile durch Formgedäch­tnislegier­ungen: Kostenund Platzeinsp­arungen, vielfältig­ere Einsatzmög­lichkeiten sowie eine hohe Belastbark­eit.

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FOTO: HOCHSCHULE AALEN | NINA SCHAIBLE Maximilian Schmitt, Mechatroni­k-Student der Hochschule Aalen, hat in seinem erfolgreic­hen Praxisseme­ster gezeigt, dass dünne Drähte eine große Antriebskr­aft entwickeln können.

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