In Corona-Zeiten steigen Unfälle mit Radlern
Polizei informiert bei der Verkehrsaktion „Rücksicht kann Leben retten“.
- Die gute Nachricht: In den vergangenen zwei Jahren kam im Ostalbkreis kein Radfahrer bei einem Unfall ums Leben. Aber die Zahl der Verletzten und Schwerverletzten ist deutlich angestiegen. Auch wegen der Pandemie steigen immer mehr aufs Rad. Mit der bundesweiten Verkehrssicherheitsaktion „sicher.mobil.leben – Radfahrende im Blick“will die Polizei informieren und appelliert an alle Verkehrsteilnehmer, mehr Rücksicht aufeinander zu nehmen. Am Mittwoch wurde auf dem Spritzenhausplatz erklärt, um was es geht. Danach gab es in Aalen Kontrollen, ob Autofahrer beispielsweise auf der Radspur parken oder ob sie sich an den Sicherheitsabstand zu Radfahrern halten.
Seit 2018 gibt es diese Aktion, in diesem Jahr ist der Radverkehr im Fokus. Es geht darum, erklärt Polizeipräsident Reiner Möller, für mehr Rücksichtnahme zu werben und darum, Leben zu retten. Sehr erfreulich sei die Entwicklung bei den zurückgegangenen tödlichen Unfällen mit Radfahrern. Dennoch zeigten die deutlich gestiegenen Verletztenzahlen, dass es deutlich Nachholbedarf in Sachen Radverkehrssicherheit gebe. Und zwar für alle Altersklassen.
Die stark gestiegene Zahl der EBikes berge Gefahren. Denn wer längere Zeit nicht mehr Rad gefahren sei, der überschätze leicht die Geschwindigkeit dieser Elektrofahrräder. Möller fährt selber gerne mit dem Rennrad und weiß, welche Geschwindigkeiten da erreicht werden. Deshalb ist es für ihn nicht ganz nachvollziehbar, warum viele Radfahrer – egal mit dem welchem Rad – ohne Helm unterwegs sind. Denn bei über 60 Prozent der Verletzten und Schwerverletzten sei kein Helm getragen worden. Die Kontrollen am Mittwoch seien übrigens ohne Zeigefinger von Seiten der Beamten gemacht worden, erklärt Möller. Es gehe um Aufklärung, die Leben retten könne.
Viel wurde in Aalen bereits erreicht. Das betonte Aalens Oberbürgermeister Thilo Rentschler und verwies auf den Radverkehrsaktionsplan der Stadt. Über 600 Einzelmaßnahmen
sind geplant, in den kommenden zehn Jahren werden pro Jahr zwei Millionen Euro in Radwege investiert. Dieses „Riesenprogramm“ist für Rentschler auch ein „Signal von Aalen aus“für andere Kommunen. Diese Investitionen seien ein ganz wichtiger Baustein für den Verkehr der Zukunft.
Für Landrat Joachim Bläse ist Prävention bei diesem Thema das zentrale Schlüsselwort. Und es sei eine kommunale Basisaufgabe. Das Rad sei ein wichtiger Teil der Verkehrsstruktur und stünde zusammen mit dem ÖPNV für einen Wandel bei der Mobilität. Es gehe um Aufklärung, um Unfälle zu vermeiden, für Jung und Alt. Kinder etwa müssten über die Gefahren an Kreuzungen informiert werden, Ältere über den sicheren Umgang mit E-Bikes. Beim Thema
ÖPNV kommt die OVA ins Spiel. Ulrich Rau stellte auf dem Spritzenhausplatz die neueste Busgeneration vor. Die haben einen „Toter-Winkel-Assistent“,
mit dem künftig alle Busse ausgerüstet werden. Wie gefährlich dieser tote Winkel ist, demonstriert die Polizei jedes Jahr aufwendig, informativ und auch sehr eindrücklich Schülern aus Aalen und dem Ostalbkreis auf dem Spritzenhausplatz. Das A und O für einen sicheren Straßenverkehr sei Rücksichtnahme der stärkeren auf die schwächeren Verkehrsteilnehmer. Rücksichtnahme beträfe aber nicht nur die Autofahrer, sondern auch die Radler. Es sei nun einmal eine Art deutsche Mentalität: Der Deutsche habe im Verkehr immer Recht. Egal, mit welchem Verkehrsmittel er unterwegs ist.