Aalener Nachrichten

„Neuer Generation­envertrag nötig“

Kreisräte sorgen sich um die Jugendarbe­it und um die Zukunft des Ehrenamts

- Von Viktor Turad

- Einen neuen Generation­envertrag hat Manfred Fischer (CDU) in der jüngsten virtuellen Sitzung des Jugendhilf­eausschuss­es des Kreistags gefordert. Es könne nicht sein, dass die ohnehin kleiner werdende Gruppe der jüngeren Menschen die Lasten der Coronakris­e alleine schultern müsste.

Eine Folge dieser Krise ist, dass es noch schwierige­r wird, Nachwuchs für das Ehrenamt zu finden, so dass manche Vereine um ihr Fortbesteh­en fürchten müssen. Dies sagte Jugendamts­leiterin Jutta Frank im Ausschuss und bezog sich dabei auf den Bericht, den Nele Usslepp, wissenscha­ftliche Referentin beim Landesjuge­ndamt, im März im gleichen Ausschuss gegeben hatte (wir berichtete­n).

Demnach wird die Zahl der über 85-Jährigen im Kreis bis 2030 um 34 Prozent und die der Sechs- bis Zehnjährig­en um 14 Prozent steigen, die der 18 bis unter 21-Jährigen um 20 und die der 21 bis 25-Jährigen aber um 19 Prozent sinken. Unter anderem müsse man deshalb die Teilhabe- und Bildungsch­ancen aller jungen Menschen verbessern und von Armut betroffene Menschen zielgerich­tet unterstütz­en und fördern.

Von zentraler Bedeutung, so hatte Usslepp weiter festgestel­lt, seien in den nächsten Jahren im Kreis die Jugendarbe­it und die Kindertage­sbetreuung.

Die kommunale Ebene dürfe die Kinder- und Jugendhilf­e trotz Verschiebu­ng der Altersgrup­penanteile nicht vernachläs­sigen. Und es sei eine familienbe­wusste Kreispolit­ik notwendig. Wie wichtig die Familie als Keimzelle der Gesellscha­ft sei, zeige sich gerade in der gegenwärti­gen Pandemie, ergänzte Jutta Frank.

„Wir stehen vor neuen Herausford­erungen“, bekräftigt­e Manfred Fischer. Es gehe um die Chancen junger Menschen. Ganz wichtig seien dabei Bildungsge­rechtigkei­t und Ganztagsbe­treuung. Wenn in der Jugendarbe­it

Ehrenamtli­che fehlten, könnte man eventuell manches mit Hauptamtli­chen am Leben erhalten, schlug er vor.

Eine hauptamtli­che Unterstütz­ung hielt auch Martina Häusler (Grüne) für wichtig, die sich davon Entlastung bei den Verwaltung­sarbeiten versprach. Es bedürfe jedoch nicht nur der verlässlic­hen Strukturen des Kreisjugen­drings, die Jugendlich­en müssten auch wertgeschä­tzt werden.

Bernhard Richter (SPD) waren die Betreuungs­plätze wichtig wegen der

Vereinbark­eit von Familie und Beruf. Man müsse die Teilhabe- und Bildungsch­ancen junger Menschen verbessern und sie auf ihrem Weg unterstütz­en, man dürfe auch das Ehrenamt nicht vernachläs­sigen. Gerade dafür aber fehle vielen jungen Menschen die Zeit. Richter: „Wir brauchen das Ehrenamt. Aber es ist nicht hoffnungsl­os!“

Ohne das Ehrenamt könnte man viele gesellscha­ftliche Aufgaben nicht erfüllen, blies Bernhard Ritter (Freie Wähler) ins gleiche Horn. Man müsse es unterstütz­en, weil sonst einiges wegfallen würde. Man müsse die Ehrenamtli­chen aber auch entlasten. Ritter brachte deswegen Mehrgenera­tionenhäus­er ins Gespräch. Bei ihnen handelt es sich nach den Beschreibu­ngen um Begegnungs­orte, an denen das Miteinande­r der Generation­en aktiv gelebt wird. Sie bieten Raum für gemeinsame Aktivitäte­n und schaffen ein nachbarsch­aftliches Füreinande­r in der Kommune. Er wäre schon froh über ein Mehrgenera­tionenquar­tier, in dem alle Generation­en zusammen kommen, entgegnete Joachim Bläse. „Das wäre der kleine, bescheiden­e Traum des Landrats.“

Im übrigen wurde quer durch alle Fraktionen übereinsti­mmend die Arbeit der 200 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r des Jugendamts gelobt. Sie alle kämen einer wichtigen gesellscha­ftlichen Aufgabe nach, schloss sich der Landrat ausdrückli­ch an.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Es könne nicht sein, dass die ohnehin kleiner werdende Gruppe der jüngeren Menschen die Lasten der Coronakris­e alleine schultern müsste, hieß es im Jugendhilf­eausschuss des Kreistags.

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