„Neuer Generationenvertrag nötig“
Kreisräte sorgen sich um die Jugendarbeit und um die Zukunft des Ehrenamts
- Einen neuen Generationenvertrag hat Manfred Fischer (CDU) in der jüngsten virtuellen Sitzung des Jugendhilfeausschusses des Kreistags gefordert. Es könne nicht sein, dass die ohnehin kleiner werdende Gruppe der jüngeren Menschen die Lasten der Coronakrise alleine schultern müsste.
Eine Folge dieser Krise ist, dass es noch schwieriger wird, Nachwuchs für das Ehrenamt zu finden, so dass manche Vereine um ihr Fortbestehen fürchten müssen. Dies sagte Jugendamtsleiterin Jutta Frank im Ausschuss und bezog sich dabei auf den Bericht, den Nele Usslepp, wissenschaftliche Referentin beim Landesjugendamt, im März im gleichen Ausschuss gegeben hatte (wir berichteten).
Demnach wird die Zahl der über 85-Jährigen im Kreis bis 2030 um 34 Prozent und die der Sechs- bis Zehnjährigen um 14 Prozent steigen, die der 18 bis unter 21-Jährigen um 20 und die der 21 bis 25-Jährigen aber um 19 Prozent sinken. Unter anderem müsse man deshalb die Teilhabe- und Bildungschancen aller jungen Menschen verbessern und von Armut betroffene Menschen zielgerichtet unterstützen und fördern.
Von zentraler Bedeutung, so hatte Usslepp weiter festgestellt, seien in den nächsten Jahren im Kreis die Jugendarbeit und die Kindertagesbetreuung.
Die kommunale Ebene dürfe die Kinder- und Jugendhilfe trotz Verschiebung der Altersgruppenanteile nicht vernachlässigen. Und es sei eine familienbewusste Kreispolitik notwendig. Wie wichtig die Familie als Keimzelle der Gesellschaft sei, zeige sich gerade in der gegenwärtigen Pandemie, ergänzte Jutta Frank.
„Wir stehen vor neuen Herausforderungen“, bekräftigte Manfred Fischer. Es gehe um die Chancen junger Menschen. Ganz wichtig seien dabei Bildungsgerechtigkeit und Ganztagsbetreuung. Wenn in der Jugendarbeit
Ehrenamtliche fehlten, könnte man eventuell manches mit Hauptamtlichen am Leben erhalten, schlug er vor.
Eine hauptamtliche Unterstützung hielt auch Martina Häusler (Grüne) für wichtig, die sich davon Entlastung bei den Verwaltungsarbeiten versprach. Es bedürfe jedoch nicht nur der verlässlichen Strukturen des Kreisjugendrings, die Jugendlichen müssten auch wertgeschätzt werden.
Bernhard Richter (SPD) waren die Betreuungsplätze wichtig wegen der
Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Man müsse die Teilhabe- und Bildungschancen junger Menschen verbessern und sie auf ihrem Weg unterstützen, man dürfe auch das Ehrenamt nicht vernachlässigen. Gerade dafür aber fehle vielen jungen Menschen die Zeit. Richter: „Wir brauchen das Ehrenamt. Aber es ist nicht hoffnungslos!“
Ohne das Ehrenamt könnte man viele gesellschaftliche Aufgaben nicht erfüllen, blies Bernhard Ritter (Freie Wähler) ins gleiche Horn. Man müsse es unterstützen, weil sonst einiges wegfallen würde. Man müsse die Ehrenamtlichen aber auch entlasten. Ritter brachte deswegen Mehrgenerationenhäuser ins Gespräch. Bei ihnen handelt es sich nach den Beschreibungen um Begegnungsorte, an denen das Miteinander der Generationen aktiv gelebt wird. Sie bieten Raum für gemeinsame Aktivitäten und schaffen ein nachbarschaftliches Füreinander in der Kommune. Er wäre schon froh über ein Mehrgenerationenquartier, in dem alle Generationen zusammen kommen, entgegnete Joachim Bläse. „Das wäre der kleine, bescheidene Traum des Landrats.“
Im übrigen wurde quer durch alle Fraktionen übereinstimmend die Arbeit der 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamts gelobt. Sie alle kämen einer wichtigen gesellschaftlichen Aufgabe nach, schloss sich der Landrat ausdrücklich an.