Wolf wirft Morabet raus
So ist die Lage beim VfR Aalen vor dem Spiel gegen Pirmasens.
(KNA) - Selbst der Papst wurde schon angerufen, um etwas gegen die Gefräßigkeit der Maikäferlarven zu unternehmen: „1492 wandten sich die Herren von Uri an Papst Alexander VI. mit der Bitte, die Engerlinge priesterlich zu verfluchen“, schreibt Gisbert Zimmermann in einer Veröffentlichung des JuliusKühn-Instituts, der Bundesforschungsstelle für Kulturpflanzen. Von einem Ergebnis notiert Zimmermann nichts, erklärt aber: „Da man damals das massenhafte Auftreten der Maikäfer als Strafe Gottes ansah, vergleichbar mit den Heuschreckenplagen im Alten Testament, wurde auch die Kirche zu Hilfe gerufen, um die Plagegeister wieder loszuwerden.“
Das älteste urkundlich bekannte Kirchenverfahren gegen Maikäfer fand demnach 1320 vor dem geistlichen Gericht in Avignon statt. 1479 machte ihnen auch der Bischof von Lausanne den Prozess und verbannte sie im Namen Gottes. Zum letzten Mal soll es 1829 in der Schweiz zu einer Maikäferbeschwörung gekommen sein.
Keine 150 Jahre später sang dann 1974 der Liedermacher Reinhard Mey: „Es gibt keine Maikäfer mehr.“Grund für diese Feststellung waren aber nicht etwa irgendwelche Verfluchungen, sondern handfeste Bekämpfungsmethoden in der Neuzeit.
So sammelte man die Insekten zu Abermillionen ein und verarbeitete sie zu Suppen und Seifen, zu Dünger, Fett und Viehfutter. Vor allem aber rückte man ihnen zunehmend mit Gift und moderner Gerätschaft auf den Leib: Stecheisen und Bodenwalzen machten den Tieren ebenso den Garaus wie Naphthalin, Ätzkalk oder das wegen seiner verheerenden Umweltwirkung längst verbotene Mittel DDT.
Diese teils in großem Stil organisierten Killprogramme richteten sich weniger gegen den Käfer an sich. Denn während der Blatthunger der erwachsenen Tiere noch als halbwegs erträglich für Pflanzen gilt, sind deren Engerlinge als ausgemachte Wurzelschädlinge verschrien, die Bäume, Gemüse und Getreide abtöten können. „Bereits ab zwei bis drei Engerlingen je Quadratmeter Waldboden sind Schäden an Jungbäumen zu befürchten“, heißt es vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu).
Unter Bauern mag der Maikäfer also wenig geliebt sein – in Gesellschaft und Kultur ist er es dafür sehr. „Er wird geradezu verehrt als Frühlingsbote, Glücksbringer und Symbol für eine intakte Umwelt“, schreibt Gisbert Zimmermann.
Diese positiven Konnotationen mögen dazu beigetragen haben, dass Künstler den Käfer vielfach verewigt haben. So ließ Wilhelm Busch seine Lausbuben Max und Moritz Krabbler im Bett von Onkel Fritz verstecken. Gerdt von Bassewitz baute den Käfer als Herrn Sumsemann ins Märchen „Peterchens Mondfahrt“ein. Christine Nöstlinger schließlich nannte ihren autobiografischen Roman über ihre Nachkriegserlebnisse „Maikäfer, flieg!“– so wie das bekannte Kinderlied.
Früher wurden Maikäfer auch in der Volksmedizin geschätzt: pulverisiert gegen Epilepsie und in Rotwein gesotten gegen Bleichsucht. Später dann nahmen Konstrukteure die Tiere als Formvorbild für den VW Käfer her.
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Dank kürzerer, milderer Winter könnten die Engerlinge länger an Wurzeln fressen, sagt Ullrich Benker von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Überdies schone die Engerlinge, dass die Landwirtschaft aktuell auf möglichst wenig Bodenbearbeitung setze, ergänzt der Zoologe. Benker weiß zudem: „Hierzulande gibt’s nicht den einen Maikäfer, sondern drei verschiedene: Feldund Waldmaikäfer und eine sehr seltene Art, die keinen deutschen Namen hat.“Allesamt träten sie ungefähr alle vier Jahre besonders häufig auf. Denn so lange dauere es meist, bis die Käfer nach den Stadien Ei, Larve und Puppe aus der Erde kröchen. Regional gebe es dadurch unterschiedliche „Hauptflugjahre“.
Sollte Reinhard Mey dieser Tage Maikäfer sehen, er würde sich wohl freuen. Denn wie sang Mey einst weiter: „Vielleicht ängstigt mich ihr Fortgehen, denn vielleicht schließ ich daraus, vielleicht gehen uns nur die Maikäfer ein kleines Stück voraus.“