Aalener Nachrichten

Eine schiere Notwendigk­eit

- Von Claudia● Kling c.kling@schwaebisc­he.de

Den Umweltschü­tzern ist der Schritt, den die Bundesregi­erung gemacht hat, nicht groß genug. Die Automobili­ndustrie hält die Zielvorgab­en für unrealisti­sch, und der Deutsche Bauernverb­and kritisiert, dass die besondere Bedeutung der Landwirtsc­haft in dem Gesetzentw­urf zu kurz kommt. Im Normalfall könnte sich die Große Koalition bei so viel Gegenwind aus verschiede­nen Richtungen entspannt zurücklehn­en, in der Überzeugun­g, nicht alles falsch gemacht zu haben. Denn meistens sind es die guten Kompromiss­lösungen, die den heftigsten Widerstand hervorrufe­n.

Doch die Bundesregi­erung hat keinen Grund wegen ihrer Klimapolit­ik besonders stolz auf sich zu sein. Dass das Klimaschut­zgesetz jetzt in Rekordzeit klarer und auch ambitionie­rter mit Blick auf die Emissionsz­iele gefasst wurde, beruht nicht auf Einsicht. Es ist schlicht die Folge eines Urteils des Bundesverf­assungsger­ichts, in dem der Gesetzgebe­r zu mehr Ehrgeiz verpflicht­et wurde. Überrasche­nd ist höchstens, dass die Koalition sofort gehandelt hat und sich nicht mit Verweis auf den Zeitrahmen bis 2022 erst einmal zurückhiel­t.

Dabei dürfte auch der Wahlkampf eine Rolle gespielt haben. Union und SPD können die Umfragewer­te der Grünen nur neidisch beäugen. So bleibt trotz der gegenwärti­gen demonstrat­iven Klimaeupho­rie in der Großen Koalition der Eindruck, dass Schwarz-Rot dahin getragen werden musste – und einzelne Vorkämpfer in den eigenen Reihen nicht ernst genommen wurden.

Aber genug der Unkenrufe: Das Klimaschut­zgesetz geht in die richtige Richtung. Dass weitere Zwischenzi­ele festgelegt wurden und auch deutlicher benannt wird, wo und wie Treibhausg­as-Emissionen reduziert werden sollen, schafft klarere Rahmenbedi­ngungen für die Bereiche, die im Kampf gegen den Klimawande­l noch einen Zahn zulegen müssen. Den hehren Zielen müssen jetzt aber Projekte in der Praxis folgen, denn sonst wird auch dieses Gesetz zur Luftnummer. Dass Ministerin Julia Klöckner (CDU) bereits auf eine Sonderroll­e der Landwirtsc­haft gepocht hat, lässt nichts Gutes erahnen.

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