Kreis muss junge Doktoren locken
Verwaltungsrat der Kliniken befasst sich mit langfristiger Sicherung der ärztlichen Versorgung
- Die ärztliche Versorgung im Kreis kann man nur langfristig verbessern. „Das ist ein langwieriger Prozess und dafür braucht es Zeit“, hat der Vorstandsvorsitzende der Kliniken Ostalb, Professor Ulrich Solzbach, in der jüngsten virtuellen Sitzung des Aufsichtsrats der Kliniken deutlich gemacht. Der von Josef Bühler (Freie Wähler) geäußerte Wunsch, sofort Ergebnisse zu sehen, lasse sich folglich nicht erfüllen.
Solzbach wies im Gremium, das virtuell tagte, darauf hin, dass die Ausbildung einer Ärztin oder eines Arztes lang dauere. Vom Beginn des Studiums bis zur möglichen Niederlassung als Fachärztin oder Facharzt gingen zehn bis 15 Jahre ins Land. Es gebe aber Ansätze, um Ärzte zu gewinnen.
Einer sowohl für die Kliniken als auch für den ambulanten Bereich sei, dass man in die Gymnasien gehe und Werbung für den Beruf mache. Dies habe der Sprecher der Kreisärzteschaft, Sebastian Hock, angeregt. Man lege Stipendien auf und empfehle bestimmte Universitäten in der Hoffnung, später im Ostalbkreis etwas von den jungen Leuten zu haben.
Während des Studiums könnten die angehenden Medizinerinnen und Mediziner ihren künftigen Beruf in Lehrpraxen kennenlernen. Solzbach: „Da waren wir in den vergangenen drei, vier Jahren ordentlich aktiv.“Es gebe auch Lehrpraxen, die Studentinnen und Studenten im sogenannten praktischen Jahr aufnähmen. Und nicht zuletzt sei man schon lange in der Weiterbildung der Assistenzärzte aktiv. Da gebe es sogar einen Weiterbildungsverbund.
Auf Anregung von Landrat Joachim Bläse habe man schließlich eine Organisationsstruktur gebildet, zu der vier Arbeitskreise gehören, die mit Nachwuchsgewinnung und -förderung, mit der ambulanten hausärztlichen und fachärztlichen Versorgung im Kreis und mit der Primärversorgung befasst seien. Alle Bemühungen zielten darauf ab, junge Mediziner zu gewinnen und sie dazu zu bringen, im Ostalbkreis Fuß zu fassen, unterstrich Solzbach.
Zu Beginn der Beratungen hatte Landrat Bläse den Kliniken für die, nach seinen Worten, außergewöhnliche Leistung und für den Zusammenhalt während der Pandemie gedankt. „Das alles war mehr als vorbildlich!“Wegen der hohen Inzidenzen sei er der Verzweiflung nahe gewesen, gestand der Landrat, aber dank eines hervorragenden Krisenstabs gingen nun auch im Ostalbkreis die Zahlen zurück. „Das geht in die richtige Richtung!“
Die Kliniken hätten sich in der Krise bewährt. Trotzdem, fuhr Bläse fort, müsse man die Zukunftsthemen angehen und die Häuser entsprechend der Qualitätsvorgaben gezielt weiterentwickeln. Man müsse die Klinikfinanzierung diskutieren, aber auch seine Hausaufgaben machen und die Krankenhausstrukturen gestalten.
Die konkreten Herausforderungen durch die Krankenhausfinanzierung stellte Thomas Schneider vom Vorstand der Kliniken vor. Erleichtert stellte er fest, dass angesichts der anhaltenden Pandemie die Schutzschirme angepasst wurden. Somit sei für dieses Jahr die Finanzierung der Krankenhäuser überwiegend gesichert.
Aber im kommenden Jahr würden die Vorgaben „extremst“verschärft. Wenn zum Beispiel nicht genügend Personal vorgehalten werde, drohten die Schließung von Stationen oder Strafzahlungen. Und da könne es schnell um einen Abschlag von einer Million Euro gehen. Schneider: „Also müssen wir nach der Pandemie wieder wachsen!“Auch der Bundesgesundheitsminister habe deutlich gemacht, dass es ein „Weiter so“nicht geben werde. Schneider bemängelte, die Politik mache Vorgaben, schaffe aber nicht die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen.