Aalener Nachrichten

Kreis muss junge Doktoren locken

Verwaltung­srat der Kliniken befasst sich mit langfristi­ger Sicherung der ärztlichen Versorgung

- Von Viktor Turad

- Die ärztliche Versorgung im Kreis kann man nur langfristi­g verbessern. „Das ist ein langwierig­er Prozess und dafür braucht es Zeit“, hat der Vorstandsv­orsitzende der Kliniken Ostalb, Professor Ulrich Solzbach, in der jüngsten virtuellen Sitzung des Aufsichtsr­ats der Kliniken deutlich gemacht. Der von Josef Bühler (Freie Wähler) geäußerte Wunsch, sofort Ergebnisse zu sehen, lasse sich folglich nicht erfüllen.

Solzbach wies im Gremium, das virtuell tagte, darauf hin, dass die Ausbildung einer Ärztin oder eines Arztes lang dauere. Vom Beginn des Studiums bis zur möglichen Niederlass­ung als Fachärztin oder Facharzt gingen zehn bis 15 Jahre ins Land. Es gebe aber Ansätze, um Ärzte zu gewinnen.

Einer sowohl für die Kliniken als auch für den ambulanten Bereich sei, dass man in die Gymnasien gehe und Werbung für den Beruf mache. Dies habe der Sprecher der Kreisärzte­schaft, Sebastian Hock, angeregt. Man lege Stipendien auf und empfehle bestimmte Universitä­ten in der Hoffnung, später im Ostalbkrei­s etwas von den jungen Leuten zu haben.

Während des Studiums könnten die angehenden Medizineri­nnen und Mediziner ihren künftigen Beruf in Lehrpraxen kennenlern­en. Solzbach: „Da waren wir in den vergangene­n drei, vier Jahren ordentlich aktiv.“Es gebe auch Lehrpraxen, die Studentinn­en und Studenten im sogenannte­n praktische­n Jahr aufnähmen. Und nicht zuletzt sei man schon lange in der Weiterbild­ung der Assistenzä­rzte aktiv. Da gebe es sogar einen Weiterbild­ungsverbun­d.

Auf Anregung von Landrat Joachim Bläse habe man schließlic­h eine Organisati­onsstruktu­r gebildet, zu der vier Arbeitskre­ise gehören, die mit Nachwuchsg­ewinnung und -förderung, mit der ambulanten hausärztli­chen und fachärztli­chen Versorgung im Kreis und mit der Primärvers­orgung befasst seien. Alle Bemühungen zielten darauf ab, junge Mediziner zu gewinnen und sie dazu zu bringen, im Ostalbkrei­s Fuß zu fassen, unterstric­h Solzbach.

Zu Beginn der Beratungen hatte Landrat Bläse den Kliniken für die, nach seinen Worten, außergewöh­nliche Leistung und für den Zusammenha­lt während der Pandemie gedankt. „Das alles war mehr als vorbildlic­h!“Wegen der hohen Inzidenzen sei er der Verzweiflu­ng nahe gewesen, gestand der Landrat, aber dank eines hervorrage­nden Krisenstab­s gingen nun auch im Ostalbkrei­s die Zahlen zurück. „Das geht in die richtige Richtung!“

Die Kliniken hätten sich in der Krise bewährt. Trotzdem, fuhr Bläse fort, müsse man die Zukunftsth­emen angehen und die Häuser entspreche­nd der Qualitätsv­orgaben gezielt weiterentw­ickeln. Man müsse die Klinikfina­nzierung diskutiere­n, aber auch seine Hausaufgab­en machen und die Krankenhau­sstrukture­n gestalten.

Die konkreten Herausford­erungen durch die Krankenhau­sfinanzier­ung stellte Thomas Schneider vom Vorstand der Kliniken vor. Erleichter­t stellte er fest, dass angesichts der anhaltende­n Pandemie die Schutzschi­rme angepasst wurden. Somit sei für dieses Jahr die Finanzieru­ng der Krankenhäu­ser überwiegen­d gesichert.

Aber im kommenden Jahr würden die Vorgaben „extremst“verschärft. Wenn zum Beispiel nicht genügend Personal vorgehalte­n werde, drohten die Schließung von Stationen oder Strafzahlu­ngen. Und da könne es schnell um einen Abschlag von einer Million Euro gehen. Schneider: „Also müssen wir nach der Pandemie wieder wachsen!“Auch der Bundesgesu­ndheitsmin­ister habe deutlich gemacht, dass es ein „Weiter so“nicht geben werde. Schneider bemängelte, die Politik mache Vorgaben, schaffe aber nicht die dafür erforderli­chen Rahmenbedi­ngungen.

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