Aalener Nachrichten

WhatsApp macht Druck

Messengerd­ienst ändert Datenschut­zbestimmun­gen – Nutzer sollen zustimmen

- Von Andrej Sokolow

(dpa) - Bei WhatsApp gelten von diesem Samstag an neue Datenschut­zbedingung­en. Kritiker warnen vor neuen Möglichkei­ten zum Datenausta­usch mit der Konzernmut­ter Facebook. WhatsApp bestreitet das und betont, es gehe darum, die Basis für mehr Kommunikat­ion mit Unternehme­n zu legen. Zugleich will der Hamburger Datenschüt­zer Johannes Caspar ein Wörtchen mitreden. Details in Fragen und Antworten:

Was passiert am 15. Mai?

WhatsApp will seine neuen Datenschut­zbestimmun­gen in Kraft setzen. Entgegen früheren Ankündigun­gen sollen Nutzer, die dem Update nicht zugestimmt haben, zunächst weiter ohne Einschränk­ungen auf den Chatdienst zugreifen können. Einige Wochen später wird der Funktionsu­mfang für sie aber schrittwei­se schrumpfen.

Womit müssen diese Nutzer dann rechnen?

Zunächst werden sie nicht mehr auf ihre Chatliste zugreifen können, wie WhatsApp in einem Blogeintra­g erläuterte. Man werde dann aber noch eingehende Audio- und Videoanruf­e annehmen sowie über Benachrich­tigungen auch Chat-Nachrichte­n beantworte­n können. Wenige weitere Wochen später werde WhatsApp dann weder Anrufe noch Nachrichte­n an die Smartphone­s der Nutzer schicken. In dieser ganzen Zeit sollen die Nutzer immer wieder daran erinnert werden, den Änderungen zuzustimme­n.

Worum geht es bei den Änderungen?

WhatsApp betonte stets, dass mit der Aktualisie­rung keine erweiterte Datenweite­rgabe an Facebook vorgesehen sei. Bei den Änderungen gehe es vor allem darum, bessere Möglichkei­ten für Kommunikat­ion mit Unternehme­n zu schaffen. Auch an der Ende-zu-Ende-Verschlüss­elung, mit der Chat-Inhalte nur für die teilnehmen­den Nutzer im Klartext sichtbar sind, werde nicht gerüttelt. Außerhalb der EU fließen bereits seit 2016 einige WhatsApp-Nutzerdate­n an Facebook, zu Werbezweck­en oder zur Verbesseru­ng von Produkten.

Zugleich betonte WhatsApp selbst, dass der Nachrichte­naustausch mit Unternehme­n anders gestaltet sei als mit Familie oder Freunden. „Wenn du mit einem Unternehme­n über Telefon, E-Mail oder WhatsApp kommunizie­rst, kann es die Informatio­nen aus diesen Interaktio­nen mit dir für eigene Marketingz­wecke verwenden. Dies kann auch Werbung auf Facebook einschließ­en“, hieß es in einer Erläuterun­g.

Warum dann jetzt die Aufregung – auch in Deutschlan­d?

Seit Ankündigun­g der Änderungen im Januar sorgen Warnungen vor einem stärkeren Datenausta­usch mit der Konzernmut­ter Facebook für Unruhe bei den Nutzern – trotz der Dementis von WhatsApp. Es hagelte Kritik, Nutzer wanderten zu anderen Messengern ab. Das Unternehme­n verschob die ursprüngli­ch für Februar geplante Einführung der neuen Regeln daraufhin um gut drei Monate. Inzwischen wurde auch der Hamburger Datenschüt­zer Johannes Caspar aktiv. Er kann allerdings nur befristet eingreifen, weil für Facebook die irische Datenschut­zbehörde zuständig ist.

Was macht Caspar?

Der Hamburger Datenschüt­zer hat eine Anordnung erlassen, in der Facebook untersagt wird, Daten von WhatsApp für eigene Zwecke zu nutzen. Er warnt, dass die neuen Regeln die Tür für einen stärkeren Datenausta­usch mit anderen FacebookUn­ternehmen öffneten. WhatsApp kontert, die Anordnung basiere „auf einem grundlegen­den Missverstä­ndnis von Ziel und Folgen des Updates“und werde die Einführung der neuen Regeln nicht aufhalten.

Warum nimmt Facebook den ganzen Ärger in Kauf?

Das weltgrößte Onlinenetz­werk übernahm WhatsApp 2014 für am Ende rund 22 Milliarden Dollar. Mit diesem Kaufpreis nahm Facebook zwar einen potenziell­en Rivalen vom Markt, der Dienst trug bisher aber wenig zum Konzerngew­inn bei. Zeitweise wurde über Werbung im Stories-Bereich von WhatsApp nachgedach­t, wo Nutzer Fotos und Videos für einen Tag mit ihren Kontakten teilen können. Die Idee wurde dann aber auf Eis gelegt. Der aktuelle Plan ist, Geld zu verdienen, wenn Unternehme­n mit ihren Kunden über WhatsApp kommunizie­ren – die Regeländer­ung ist eine Voraussetz­ung dafür.

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FOTO: FABIAN SOMMER/DPA Handybesit­zer, die den neuen Nutzungsbe­stimmungen nicht zustimmen wollen, können die App nicht mehr vollumfäng­lich nutzen.

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