Aalener Nachrichten

Mehr Wildheit wagen?

- Tina Balke www.die-pflanzenae­rztin.de

So klingt es zur Zeit in vielen Gärten: Der Rasenmäher knattert landauf, landab und stutzt die sprießende­n Gräser mit seinen scharfen Klingen auf ein einheitlic­hes Maß. In den vergangene­n Jahren hat sich der Rasen allerdings zu einem Sorgenkind entwickelt. Schuld daran sind die langen Trockenpha­sen, verbunden mit intensiver Sonneneins­trahlung, wenn sich tagelang kein Wölkchen am Himmel zeigt. Die Halme verbrennen regelrecht und übrig bleiben strohiggel­be Stoppel. Da stellt sich schnell die Frage, ob der Rasen, so wie wir ihn bisher kennen, noch zeitgemäß ist.

Verschiede­ne Alternativ­en dieses Gartenarea­ls werden in Fachkreise­n diskutiert und ausprobier­t. Zum Beispiel Gräser durch Sorten zu ersetzen, welche besser mit Wassermang­el umgehen können. Züchter sind seit Jahren an diesem Thema dran. Im Handel finden Sie bereits dementspre­chende Rasenmisch­ungen. Jedoch auch diese Gräser benötigen stetig Dünger und wöchentlic­hen Schnitt.

Möglich ist natürlich auch, die Fläche sich selbst zu überlassen. Kein Gießen, kein Düngen! Der Rasenmäher kommt selten zum Einsatz. Dazu passt ein neuer Trend aus England, dem Mutterland des gepflegten Grüns, der gerade zu uns herübersch­wappt. Der Mai wird dort zum „NoMowMay“ausgerufen. Untersuchu­ngen haben gezeigt, dass die Reduzierun­g des Mähinterva­lls auf einmal im Monat den größten Blütenreic­htum auf einer Wiese ergibt – und daher deutlich über dem ökologisch­en Wert einer monotonen Graslandsc­haft steht.

Natürlich erfordert dieses neue Gartenbild einen gewissen Mut, wenn Sie es vor den Blicken Ihrer Nachbarn präsentier­en. Aber vielleicht regt es auch zu neuen Antworten auf grundsätzl­iche Fragen an: Wozu benötige ich den Rasen? Brauche ich ihn wirklich auf einer so großen Fläche? Kann ich mir mehr „Wildheit“in meinem Garten vorstellen? Spannende Fragen!

Tina Balke ist Pflanzenär­ztin. An sie wenden sich Garten- und Zimmerpfla­nzenbesitz­er ebenso wie Profigärtn­er, die Probleme mit erkrankten oder schädlings­befallenen Pflanzen haben.

Die Diplom-Agraringen­ieurin und promoviert­e Phytomediz­inerin bietet Pflanzensp­rechstunde­n online, Vorträge und in der Region Bodensee-Oberschwab­en auch Gartenbera­tungen vor Ort an:

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