Aalener Nachrichten

Glamour, Tango und máximales Strahlen

Die niederländ­ische Königin wird an diesem Montag 50 Jahre alt

- Von Annette Birschel

(dpa) - Die blonden langen Haare offen und das strahlende Lächeln: So lernten die Niederländ­er vor gut 20 Jahren Máxima Zorreguiet­a kennen und lieben. Als die Argentinie­rin wenig später Kronprinz Willem-Alexander heiratete, schien das königliche Märchen komplett. Máxima weinte die schönsten Tränen, die jemals auf einer königliche­n Hochzeit vergossen wurden und küsste den schönsten Kuss, der jemals auf einer königliche­n Hochzeit geküsst wurde. Die Welt war hingerisse­n.

Jetzt, am Montag, 17. Mai, wird Máxima 50 Jahre alt. Und nichts deutet darauf hin, dass der royale Käfig sie einengt. Im Gegenteil: Sie sprüht vor Energie – ob sie nun einen Kindergart­en eröffnet oder beim Galadiner mit einem Präsidente­n parliert. Außerdem ist sie auch UN-Sonderbeau­ftragte für inklusive Finanzieru­ng in Entwicklun­gsländern. Und nicht zu vergessen, Mutter von drei Töchtern.

Máxima brachte Glamour in das eher beschaulic­he Königshaus. „Sie ist spontan, intelligen­t und war früher leicht chaotisch“, so beschreibt sie Marcia Luyten, die jetzt die Biografie der Königin vorlegte. „Ihre Mutter hat ihr beigebrach­t, Struktur in ihr Leben zu bringen.“

Das wird ihr geholfen haben. Auch wenn es bei den Oranjes längst nicht so streng zugeht wie bei den Windsors in Großbritan­nien. Die Regierung gibt ihr zudem weitaus mehr berufliche Freiräume als etwa ihrem Schwiegerv­ater, dem deutschen Prinz Claus. Doch auch in Holland kann das Rampenlich­t unbarmherz­ig sein. Das erlebte Máxima 2007, als sie in einer Rede sagte, dass es keine niederländ­ische Identität gebe: „Den Niederländ­er gibt es nicht.“Ein halbes Land fühlte sich auf den Schlips getreten. Dabei war es eigentlich nur ein Kompliment für die Vielfältig­keit des Volkes.

Máxima wuchs in einer wohlhabend­en Familie in Buenos Aires auf. Die Familienba­nde waren eng, Máxima hatte noch zwei Brüder, eine Schwester und drei Halbschwes­tern. Die Kinder besuchten Privatschu­len, trieben Sport, verbrachte­n die Ferien auf dem eigenen Landgut, machten Musik. Máxima spielte Gitarre – oft auch bei offizielle­n Abendessen. „Dann spielte und sang sie etwa einen Song von den Beatles“, sagt die Biografin.

Máxima war ehrgeizig, wollte höher hinaus, und nach ihrem Wirtschaft­sstudium

wagte sie 1996 den Sprung über den Ozean nach New York. Tagsüber arbeitete sie hart in einer Bank, nachts feierte sie auf den Partys des Jetsets. Auf so einer Party in Sevilla lernte sie 1999 dann den rotblonden Holländer kennen – der Rest ist Geschichte.

Doch diese Geschichte hat auch dunkle Kapitel. Máximas Vater gehörte in den 1970er-Jahren der Militärreg­ierung an, die sich schlimmste­r Menschenre­chtsverlet­zungen schuldig gemacht hatte. „Darüber wurde in ihrer Familie und bei den Freunden nicht gesprochen“, sagt Luyten. In den Niederland­en wurde sie mit der Vergangenh­eit ihres Vaters konfrontie­rt – sie konnte ihrer Hochzeit im Wege stehen. Experten stellten fest, dass Jorge Zorreguiet­a von der Gewalt gewusst haben muss, aber daran nicht aktiv beteiligt war. Er war bis zu seinem Tod 2017 bei offizielle­n Anlässen nicht willkommen.

Máxima stand ihrem Vater zur Seite: „Er hatte die besten Absichten, und ich glaube an ihn“, sagte sie. Auf ihrer Hochzeit 2002 vergoss sie dann bittere Tränen, als in der Kirche der Tango „Adiós Nonino“(Auf Wiedersehe­n Väterchen) gespielt wurde – Tränen für den Vater, der nicht dabei sein durfte.

Und wie ist das heute? Ob sie sich eigentlich wohlfühlt beim bleichen Volk an der Nordsee, fragte Biografin Luyten Familie und Freunde in Argentinie­n. „Sie sagten: Máxima hat sich perfekt eingefügt.“

Und es hat auch Vorteile: „Endlich fällt sie nicht mehr so auf“, sagt Luyten. Die hochgewach­sene Blondine war nämlich in ihrer Heimat eine Ausnahme unter den eher zierlichen dunkelhaar­igen Frauen. „Hier kann sie endlich hohe Absätze tragen.“Und was für welche: Máxima läuft selbst auf schwindele­rregenden Stilettos so mühelos wie Schlittsch­uhläufer auf dem Eis.

Aber natürlich fällt sie mit ihren eleganten Outfits auf in dem Land, das den Lässig-Look mit Jeans und Turnschuhe­n zum Prinzip erhoben hat. „Lekker makkelijk“(schön einfach) – das gilt nicht für die Modekönigi­n. Die Jacke geschneide­rt aus einem alten Postsack etwa wurde genauso zum Máxima-Klassiker wie die königsblau­e Robe, die sie zum Thronwechs­el 2013 trug.

Als Königin hat sie noch mehr Pflichten als zuvor. Schneidet Bändchen, schüttelt Hände, besucht Betriebe – und winkt und strahlt dabei, als gäbe es nichts Schöneres. Äußerst ernst nimmt die frühere Bankerin auch ihr Ehrenamt für die UN. Bis spät abends, so wissen Vertraute, führt sie noch Telefonges­präche, liest Dokumente.

Doch während der Corona-Pandemie versagte ihre soziale Antenne. Als im Oktober 2020 die Niederländ­er zu Hause bleiben sollten, fuhr die königliche Familie in ihre griechisch­e Villa. Die Empörung war so groß, dass sich das Königspaar in einer TV-Ansprache entschuldi­gen musste. Máxima ist noch immer mit Abstand die beliebtest­e Oranje – doch sogar sie hat Glanz verloren.

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FOTO: IMAGO IMAGES

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