Weil Weinzierl brennt, geht der Traum weiter
Unter dem Trainer-Rückkehrer zeigt Augsburg Struktur, Spielidee und Zusammenhalt – Lohn ist der Klassenerhalt
(dpa) - Klatschnass stand Markus Weinzierl nach dem Jubelkreis mit seiner Mannschaft auf dem Rasen der Augsburger Arena. Mit einer Flasche Bier in der Hand genoss der 46-Jährige die Rettung des FC Augsburg vor dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga. „Das war Stress pur, aber wir haben es jetzt gemeistert. Ein Riesenkompliment an die Jungs“, sagte der FCCoach mit ramponierter Stimme nach dem 2:0 gegen Werder Bremen, das auf den Relegationsplatz stürzte und sich am Sonntag (siehe nebenstehenden Bericht) von Trainer Florian Kohfeldt trennte.
Zum Feiern hatten die Sieger um die Torschützen Rani Khedira (57. Minute) und Daniel Caligiuri (90./Foulelfmeter) schwarze TShirts übergestreift: „Hallerluja“stand darauf. Das doppelte, extragroße „l“in Haller (Helmut H., berühmtester Fußballsohn der Stadt, spielte 1973 beim FCA) stellte dabei eine 11 dar. „Elf Jahre Bundesliga zu spielen, ist ein absoluter Traum für uns“, frohlockte Stefan Reuter. Riesige Erleichterung erfüllte den Manager. Die Vereinsbosse hatten mit der Trainer-Notbremse drei Runden vor Saisonende spät reagiert und viel riskiert – und alles gewonnen. „Es ist aufgegangen“, urteilte Reuter. Rückkehrer Weinzierl impfte dem Augsburger Team im Endspurt wieder jene Tugenden ein, die es unter Vorgänger Heiko Herrlich eingebüßt hatte: eine Struktur, eine Achse, eine Hierarchie, eine klare Spielidee. Und totalen Zusammenhalt.
Selbst die frühe, dumme Rote Karte für Ruben Vargas (13. Minute) und mehr als 30 Minuten Unterzahl steckte das Augsburger Kollektiv weg. Der junge Schweizer habe zur Halbzeit in der Kabine „bitterlich geweint“, berichtete Weinzierl. „Für Ruben“, lautete dann der Schwur, wie Reuter verriet. In Gleichzahl nach der Gelb-Roten Karte für Bremens Christian Groß (49.) waren die Augsburger fortan voll da. Bei einem krachenden Pfostenschuss von Werders Leonardo Bittencourt (72.) hatten sie zudem das nötige Glück.
Weinzierl und der FCA – das passt einfach. „Markus hat uns spüren lassen, dass er brennt und extrem viel Energie hat“, bemerkte Reuter. „Ich habe versucht, eine Achse zu bauen“, sagte Weinzierl. Zu dieser zählte etwa Khedira, obwohl der 27-Jährige am Saisonende zu Union Berlin wechselt. „Bei Rani weißt du, was du bekommst. Er war ein Faktor, den du brauchst“, sagte Weinzierl. Nach einer Ecke fiel Khedira der Ball vor die Füße. Aus der Drehung traf er mit links exakt ins Toreck. „Viel schöner“, sagte Khedira nach dem Abpfiff, „kann ich mir einen Abschied nach vier Jahren nicht vorstellen: Emotionales Spiel, erstes Saisontor, Klassenerhalt – besser geht es nicht.“